
Ist im BVB-U23-Trainingslager wieder ins Aufbautraining eingestiegen: Marco Pasalic © Till-Henning Andersen
Nach Seuchenjahr: Dann soll Marco Pasalic wieder voll bei der BVB-U23 einsteigen
Borussia Dortmund
Marco Pasalic hat ein Seuchenjahr hinter sich. Das zu überstehen, dabei haben ihm seine Familie und sein Glaube an Gott geholfen. Jetzt will er noch stärker zurückkommen - er braucht aber noch Geduld.
Vor dem Mannschaftshotel „Sonne“ in Kirchberg nimmt Marco Pasalic in einem der Stühle im Schatten einer großen Terrasse Platz. Er möchte reden – über sein Seuchenjahr, seine Reha, seine Zukunft. Dabei wird der 21-Jährige aber immer wieder unterbrochen. Ein Gärtner mäht den Rasen vor der Terrasse. Der Rasenmäher übertönt seine Worte. „Der muss auch seine Arbeit machen“, bleibt Pasalic gelassen.
Syndesmose- und Schulterverletzung: Saison ist für Pasalic früh beendet
Von einem Gärtner ausgebremst zu werden, ist für ihn nicht der Rede wert. Nach allem, was er hinter sich hat. Seine erste Saison bei der U23 von Borussia Dortmund hat seine Leidensfähigkeit gleich mal richtig strapaziert. Zunächst läuft alles wunderbar. Vom VfB Stuttgart gekommen, mischt Pasalic im Trainingslager der Profis in Bad Ragaz mit. Cheftrainer Marco Rose spendiert ihm sogar im Supercup gegen Bayern München einen Kurzeinsatz, und auch in der 3. Liga startet der offensive Mittelfeldspieler gleich voll durch.
Doch neben familiären Sorgen zieht er sich auch noch einen Anriss der Syndesmose zu. Die Folge: viereinhalb Monate Zwangspause. Gerade wieder zurück, erleidet er im Spiel gegen Würzburg eine komplizierte Schulterverletzung. „Ich konnte nicht einschätzen, was genau passiert ist mit der Schulter. Ich wusste aber sofort, da stimmt was nicht“, sagt Pasalic im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Die Saison ist gelaufen, es folgt die nächste monatelange Zwangspause.
BVB-U23-Spieler Pasalic: „Ich konnte nichts alleine machen“
„Die Zeit war ziemlich schwer für mich, sowohl körperlich als auch psychisch. Ich durfte bis zur und sechs Wochen nach der Operation nichts machen. Ich konnte mich nicht alleine duschen, mich nicht alleine anziehen. Ich konnte gar nichts alleine machen“, sagt Pasalic. Zum Glück habe ihm seine Mutter geholfen. Nach der Operation in Heidelberg verbringt er die Wochen bei seiner Familie in Karlsruhe. Das gewohnte Umfeld gibt ihm Kraft. Die ist auch nötig.
„Das Schlimmste war, zu sehen, wie die Muskulatur abgebaut hat. Der Sport ist undankbar. Du trainierst dein Leben lang und bist topfit. Und dann trainierst du mal zwei Monate nicht und es ist, als hättest du nie trainiert“, gesteht Pasalic. Selbstzweifel kommen aber nicht auf. „Ich habe nicht an mir gezweifelt, auch nicht an meiner Qualität. Ich weiß ja, was ich kann. Aber ich habe mit dem Schicksal gehadert. Ich habe mich gefragt, wieso das ausgerechnet mir passiert“, so der kroatische U21-Nationalspieler.
Pasalic absolviert im BVB-Trainingslager intensives Rehaprogramm
Geholfen hat ihm in dieser schwierigen Zeit aber nicht nur seine Familie, sondern auch sein Glaube. „Ich fühle mich freier, wenn ich bete. Für mich ist Beten ein Gespräch mit Gott. Ich kann ihm meine Sorgen erzählen. Am Glauben kann ich immer festhalten, der Glaube hat mich noch nie enttäuscht“, erzählt Marco Pasalic. Er macht ihn stärker. Und hat ihn auch den nächsten Nackenschlag überwinden lassen.

Hürden musste Marco Pasalic bei seinem Weg zurück schon viele überwinden. © Till-Henning Andersen
Kurz vor dem Trainingslager der BVB-U23 in Kirchberg leidet Pasalic an einer Tierhaar-Allergie, die eine Entzündung hervorruft und mit einem Antibiotikum behandelt werden muss. Jetzt aber steht der 21-Jährige wieder auf dem Platz. Und das fühlt sich gut an. In Kirchberg absolviert er genau wie Jayden Braaf unter der Regie von Athletikcoach Benjamin Schüßler ein intensives Reha- und Aufbautraining. Pasalic gibt Gas bis zur Erschöpfung.
BVB-U23-Teammanager Preuß: „Er ist ein wichtiger Spieler für uns“
Die Schulter darf dabei nicht involviert sein. Einen Monat lang wird Pasalic sie noch schonen müssen. Dann geht es zur Kontrolluntersuchung nach Heidelberg. Gibt der Arzt grünes Licht, darf der BVB-Mittelfeldspieler im Übungsbetrieb wieder voll angreifen. Ingo Preuß freut sich schon jetzt darauf. „Marco weiß, dass er für uns ein ganz wichtiger Spieler ist. Seine individuelle Klasse, sein Fintenreichtum – ich hoffe, dass er all das bald wieder bei uns einbringen kann“, sagt der Sportliche Leiter der BVB-U23.
Noch wird Marco Pasalic ein bisschen Zeit brauchen. „Es war schwer, sich körperlich zurückzukämpfen“, sagt Pasalic. Er achte nun auch sehr viel stärker auf seine Ernährung, um den Heilungsprozess zu beschleunigen.
Marco Pasalic will bei der BVB-U23 noch stärker zurückkommen
Spurlos vorübergegangen ist das Seuchenjahr bei Schwarzgelb jedoch nicht an ihm. „Es sind Narben geblieben, im Körper und im Kopf“, sagt Marco Pasalic. Er hat gelernt, damit umzugehen. „Im Leben gibt es Rückschläge. Das ist eine Lektion, die du lernen musst. Dann kannst du mit anderen Sachen, die im Leben kommen, besser umgehen.“ Womöglich hat die Überwindung derart vieler Widerstände also auch etwas Gutes für die weitere Laufbahn. Zu wissen, so ein Tief überstanden zu haben, kann Kraft geben.
Marco Pasalic brennt darauf, es allen zu zeigen. „Mein Ziel ist es, gesund zu werden und gesund zu bleiben. Ich möchte zurückkommen und der alte Pasa sein – wenn nicht sogar der bessere Pasa.“ In Dortmund nehmen sie sicher beide gerne.
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
