Lukasz Piszczek über sein 250. Bundesliga-Spiel
Der Ruhepole
Überschäumende Freude ließ sich nicht ablesen auf dem Gesicht des Jubilars, es gab auch keine großspurigen Ansagen trotz konstant tadelloser Leistungen. Das alles wäre ja auch unpassend, gar untypisch für ihn. Genau deshalb schätzen sie Lukasz Piszczek(32) auch so sehr bei Borussia Dortmund.

250 Bundesliga-Spiele, übrigens ohne Rote Karte und mit nur 16 Verwarnungen: Lukasz Piszczek steht für zuverlässige Wertarbeit.
In einer Region, die jahrzehntelange Erfahrungen mit tatkräftigen Arbeitskollegen aus dem östlichen Nachbarland gemacht hat, passt Piszczek als pflichtbewusste Persönlichkeit wunderbar ins Bild. Seit Samstag ist Borussias Rechtsverteidiger mit 250 Bundesliga-Spielen polnischer Rekordhalter in der Bundesliga, er überflügelte am Jubiläums-Tag auch Landsmann Tomasz Waldoch (249 Spiele für den VfL Bochum und Schalke 04).
„Ich freue mich riesig“, erklärte Piszczek kurz. Mit seiner Bestmarke will er sich allerdings keineswegs länger aufhalten, erst am Ende seiner Karriere möchte er Bilanz ziehen, und diesen Zeitpunkt sieht der nach Roman Weidenfeller dienstälteste BVB-Spieler trotz seines fortgeschrittenen Alters längst noch nicht gekommen. „Ich hoffe, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe. Hauptsache, ich bleibe gesund“, sagt er. Wer die zwei komplizierten Hüft-Operationen ausklammert, findet einen Musterprofi, der beim BVB seit 2010 selten ausfällt, zuverlässig Wertarbeit abliefert und immer seinen Platz in der Mannschaft behauptet hat. Auch wenn ihm schon mehrfach vor neuen Spielzeiten das nahende Ende als Platzhirsch hinten rechts vorausgesagt wurde. Der ruhige Pole behält dort die Pole Position.
Eigene Angriffe absichern
Auch unter Trainer Peter Bosz ist Piszczek erst einmal gesetzt. Gemeinsam haben sich die Schwarzgelben vorgenommen, die Anzahl der Gegentreffer zu reduzieren. Die eigenen Angriffe besser abzusichern, das gehört zum Kern der aktuellen Weiterentwicklung. „Wir haben in der Vorbereitung sehr viel trainiert, keine Konter zu bekommen“, sagt Piszczek. In den ersten zwei Saisonspielen, mit hoher Ballbesitzquote und weit aufgerückter Abwehrreihe, ist das gelungen. Vermutlich mit etwas Wohlwollen zählten die Statistiker fünf Torchancen für den VfL Wolfsburg und Hertha BSC, und kein Gegentor. „Wir haben wenig zugelassen“, meint Borussias Dauerläufer, und schränkte gleich ein: „Das liegt auch am Gegner.“
Bei aller Freude über den perfekten Saisonstart stehen nüchterne Profis wie Piszczek für eine gesunde Einschätzung der Lage. Der verabredete Plan der Mannschaft, richtig gut in die Bundesliga zu starten, um mit dem neuen Trainer in Ruhe arbeiten zu können, sei zwar aufgegangen, gut so. Aber mehr als die Gewissheit, „auf einem guten Weg“ zu sein, lasse sich daraus nicht ablesen.
Kein Lautsprecher
Um der Wahrheit Genüge zu tun, muss man ergänzen, dass es den Schwarzgelben trotz der Unruhe bemerkenswert souverän gelungen ist, in Fahrt zu kommen. Es sei „stark von der Mannschaft“, wie sie die ganzen Nebengeräusche beispielsweise um Ousmane Dembélés Streik ausgeblendet habe, betonte Piszczek, der nach der Auswechslung von Sokratis 50 Minuten lang die Kapitänsbinde trug. Er muss kein Lautsprecher sein, um gehört zu werden.