Deutschlands Nico Schlotterbeck und Englands Mason Mount (l) kämpfen um den Ball.

BVB-Neuzugang Nico Schlotterbeck und das DFB-Team müssen sich noch verbessern. © picture alliance/dpa

DFB-Team und BVB-Neuzugang Schlotterbeck gefragt: Remis gegen England zeigt Defizite auf

rnBorussia Dortmund

Die DFB-Auswahl steigert sich beim 1:1 gegen England. Doch die Partie zeigt auch auf, woran die Nationalmannschaft noch arbeiten muss. Das gilt auch für BVB-Neuzugang Nico Schlotterbeck.

München

, 08.06.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mit etwas Abstand zur Partie dosierte Nationalspieler und Neu-BVB-Profi Nico Schlotterbeck (22) das Risiko bedachter. Während der Innenverteidiger auf dem Platz wieder einmal forsch, mutig – und leider mit Fehlern – gegen den Vize-Europameister England sein großes Zutrauen in sein fußballerisches Können demonstriert hatte, wählte er im Anschluss den stillen Abgang.

Sagen wollte Schlotterbeck vorsichtshalber lieber nichts zum Spiel der Nationalmannschaft, das wegen des von ihm verschuldeten Strafstoßes kurz vor Schluss nur 1:1 endete. „Ich glaube, dass es sehr unglücklich war“, bewertete Bundestrainer Hansi Flick die Szene, in der Schlotterbeck Englands Kapitän Harry Kane zu Fall brachte. Der spanische Schiedsrichter Carlos del Cerro Grande schaute sich die Situation auf dem Bildschirm an, sprach auf dem Feld von einer „dummen Aktion“ und zeigte auf den Punkt.

BVB-Neuzugang Schlotterbeck verursacht Elfmeter – Bundestrainer ist gnädig

Flick urteilte gnädiger. Einen Vorwurf mache er seinem Abwehrmann nicht, obwohl der in seinem erst dritten Länderspiel nun schon den zweiten Elfmeter verursacht hatte. „Das sind Sachen, die passieren. Ich glaube, dass er ihn gar nicht sieht, dass er irgendwie wegguckt.“ Schlotterbeck habe längst gezeigt, dass er „für uns eine richtige Verstärkung ist. Er agiert sehr selbstbewusst im Ballbesitz. Wenn er Fehler macht, macht er einfach weiter. Das brauchen wir.“

Zwei gröbere Aussetzer im Defensivverhalten und eine nicht immer glückliche Entscheidungsfindung bei seinen Pässen quer über den Platz standen beim künftigen Dortmunder einem auch bei ihm grundsätzlich zuversichtlich stimmenden Auftritt gegenüber.

Damit dient „Schlotti“, wie ihn die Mitspieler rufen, sinnbildlich für die gesamte DFB-Auswahl. Flicks Mannschaft blieb auch im elften Spiel unter der Leitung des neuen Cheftrainers ohne Niederlage. Mehr denn je war in München zu erkennen, dass seine Spieler die Vorgaben besser umzusetzen lernen. Hatte das 1:1 in Italien schon wieder die Skeptiker auf den Plan gerufen, taugt die England-Partie als Argument dafür, dass der ausgerufene Weg zurück in die Weltspitze mit der derzeitigen Spielergeneration absolut möglich ist.

DFB-Team um BVB-Neuzugang Schlotterbeck muss sich noch verbessern

Doch noch ist höchstes Niveau Wunschdenken für die nahe Zukunft. In der Gegenwart fühlte sich das Remis eher nach einem doppelten Punktverlust und einer vertanen Chance an. Entsprechend zwiegespalten äußerten sich auch die Spieler.

„Enttäuscht“ war Ex-BVB-Profi Ilkay Gündogan, weil zwei Punkte zu wenig auf dem Konto gelandet seien, das sei „bitter“. Er fand die Leistung über weite Strecken ansprechend. „Für uns als Mannschaft wäre es wichtig gewesen, so ein Spiel dann auch mal zu gewinnen. England zu schlagen, wäre ein Statement gewesen.“ Weil das nicht gelungen sei, müsse der nächste Entwicklungsschritt bald folgen, nämlich solche Partien erfolgreich über die Zeit zu bringen. „Cooler und cleverer sein, den Ball länger halten – die abgezocktesten Mannschaften schaffen das.“

Diese Selbstkritik und der implizierte Erfolgshunger dürften Flick ebenso gefallen haben wie der Auftritt seiner Mannschaft insgesamt. „Wir haben genau so Fußball gespielt, wie wir uns das vorstellen, die Art und Weise war einfach toll. Es ist schade, dass wir uns nicht belohnt haben“, sagte der 57-jährige Bundestrainer, der sogar „stolz“ war: „Wir haben den Gegner unter Druck gesetzt und dazu gezwungen, die Bälle lang und oft ins Aus zu schlagen. Wir haben sehr gut gezockt teilweise.“ Um auf das nächste Level zu kommen, fehlt noch die Effizienz.

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Dazu gibt es in den nächsten Tagen weitere Gelegenheiten. Nach zwei Remis zum Start in die Nations League stehen noch die Partien in Ungarn (Samstag, 20.45 Uhr) und in Mönchengladbach gegen Italien (Dienstag, 20.45 Uhr) an, echte Härtetests und weitere Bewährungschancen für einige Spieler. Nicht nur den Bundestrainer haben am Dienstag Spieler wie Torschütze Jonas Hofmann, David Raum oder Jamal Musiala beeindruckt. Abgesehen von der zentralen Achse mit Manuel Neuer, Antonio Rüdiger, Joshua Kimmich und Thomas Müller gibt es gesunden Konkurrenzkampf. Die Fehlerquote sollte nicht nur bei Schlotterbeck fallen.

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