Defensive hält - BVB steckt mitten im Reifeprozess
Offensive leidet unter Stabilität
Drei Tore hat der BVB in den vergangenen drei Liga-Spielen nur erzielt, Münchens Robert Lewandowski ist in der Torjägerliste an Pierre-Emerick Aubameyang vorbeigezogen, der FC Bayern hat die Borussia als gefährlichste Offensive der Liga abgelöst. Das ist eine Sicht der Dinge. Eine andere fällt wesentlich positiver aus – und belegt Borussia Dortmunds fortschreitenden Reifeprozess.

Seit 303 Minuten steht beim BVB die Null: Keeper Roman Bürki fehlen noch elf Minuten ohne Gegentor für einen persönlichen Rekord.
Die Spieler des BVB waren sich nach dem zähen 1:0-Sieg über Hannover 96 am vergangenen Samstag einig: Sehr gerne, betonten sie unisono, hätte man besser gespielt, „aber wir sind auch zufrieden, dass wir dieses Mal einfach gewonnen haben“, erklärte Kapitän und Abwehrchef Mats Hummels stellvertretend für seine Kollegen.
"Das ist das Ziel"
Dass der Innenverteidiger insgesamt zufrieden war, liegt an der größeren Stabilität, die der BVB in der Rückrunde aufweist. In vier Spielen kassierten die Schwarzgelben erst ein Tor: beim 3:1-Sieg in Mönchengladbach. Zuletzt blieben die Dortmunder sowohl gegen Ingolstadt und in Berlin als auch jetzt gegen Hannover ohne Gegentor, seit 303 Minuten steht die Null.
„Und darüber freue ich mich natürlich“, sagt BVB-Keeper Roman Bürki. „Das ist das Ziel jedes Torwarts und jeder Defensive.“ In der gesamten Hinrunde ist dem BVB dieses Kunststück insgesamt nur viermal gelungen. Sechsmal dagegen kassierte man zwei oder mehr Tore. Unterm Strich standen 23 Gegentreffer – und damit eindeutig zu viel für ein Spitzenteam der Bundesliga.
Dass Thomas Tuchel seine Außenverteidiger zuweilen wieder tiefer spielen lässt als noch zu Beginn der Hinrunde, ist ein Teilaspekt der positiven Weiterentwicklung. Ein anderer ist die nach wie vor sehr hohe Passsicherheit in nahezu jedem Bereich des Spielfeldes.
Gegen Hannover profitierte der BVB zudem enorm von der stumpfen Offensive der 96er, die die teils haarsträubenden Fehlpässe oder Ballverluste im Aufbauspiel von Hummels, Ilkay Gündogan und Co. nicht ausnutzen konnte. Gegen den offensivstarken FC Porto, dazu muss man kein Prophet sein, wird sich der BVB am Donnerstag (19 Uhr) diese Fehler nicht erlauben dürfen.
"Auch solche Spiele gewinnen"
Den Kopf darüber zerbricht sich Hummels nicht. Der Kapitän des BVB verwies am Samstag darauf, dass man nicht 34 Mal in einer Saison Topleistungen abrufen könne. „Aber wir können mittlerweile eben auch solche Spiele wie gegen Hannover. Das ist in meinen Augen ein Reifeprozess.“
Zurecht verweist Hummels auf den ähnlichen gelungenen Start in die Hinrunde, damals hatte der BVB in den ersten vier Spielen auch nur drei Gegentore kassiert. Dennoch sieht er eine positive Entwicklung bei seiner Elf: „Wir sind als Mannschaft momentan sehr fleißig und sehr diszipliniert“, sagt er, „wir gehen gut in die Zweikämpfe, spekulieren nicht mehr so viel wie in der Hinrunde. Daraus resultiert, dass die Gegner weniger Torchancen haben.“
Der nächste Schritt
Zu einer stetigen Entwicklung gehört freilich der nächste Schritt: Aus der stabileren Defensive heraus muss der BVB jetzt auch dauerhaft wieder gefährlicher in der Offensive werden. Dass Tuchels Mannschaft dazu fähig ist, bewies sie beim Pokalspiel in Stuttgart (3:1). Dort stand die Borussia defensiv kompakt, schoss aber trotzdem drei Tore – und hatte darüber hinaus zahlreiche gute Kontergelegenheiten.
Und am Donnerstag ist ja auch der gegen Hannover angeschlagen pausierende Torjäger Aubameyang wieder dabei. „Und dann“, sagt BVB-Keeper Bürki, „ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es offensiv sogar mehr wird als ein Tor.“