BVB zur Kritik: "Meilenweit an Realität vorbei"
Ausschreitungen im Stadion
Nach den Ausschreitungen während des Champions-League-Spiels gegen Galatasaray Istanbul wehrt sich der BVB gegen Kritik der Staatsanwaltschaft Dortmund. Für BVB-Organisationschef Dr. Christian Hockenjos geht die Forderung nach einer genaueren Durchsuchung der Fans "meilenweit an der Realität vorbei".

19.12 Uhr: Kontrollen vor dem Stadion: Ordner durchsuchen die Istanbuler Fans.
am Mittwoch den BVB harsch kritisiert: "Da Pyrotechnik eine große Rolle gespielt hat, wird der BVB überlegen müssen, wie man vermeidet, dass Sprengstoffgegenstände eingeführt werden ins Stadion, die nicht etwa so klein sind, dass sie in Körperhöhlen transportiert werden können." Ratschläge aus einer gemeinsamen Sicherheitskonferenz habe der Verein nicht befolgt. Cirullies hatte bemängelt, dass der BVB nicht genug Zeit für eine gründliche Durchsuchung der Fans eingeplant habe: "Dann müssen die Fans sich auch mal vier Stunden vorher kontrollieren lassen." Außerdem habe es nicht genug Einlassmöglichkeiten gegeben. Der Verein hätte ein weiteres Tor einrichten müssen, um die Fanlager besser zu trennen und die Menschen schneller ins Stadion zu bekommen.
Bei den
hatte es zehn Verletzte im Stadion gegeben. Aus dem Galatasaray-Fanblock wurde wiederholt Pyrotechnik aufs Spielfeld geworfen oder auf den Rängen abgebrannt, die Partie stand kurz vor dem Abbruch. Außerdem wurden Toiletten-Türen und Eisenstangen auf Polizisten geworfen, ein herausgerissener Sitz landete aus zehn Meter Höhe auf dem Unterrang.
Der "Leiter Organisation" beim BVB, Dr. Christian Hockenjos, wies am Donnerstag auf Nachfrage unserer Redaktion die Vorwürfe vehement zurück: "Wer üblicherweise 80.000 Zuschauer kontrollieren möchte, als wären wir an einem Flughafen [...], der müsste die Beschickungsphase nicht wie von der Frau Staatsanwältin gefordert vier, sondern wahrscheinlich mindestens zehn Stunden vor dem Anstoß starten." Das sei unmöglich umzusetzen, so Hockenjos, schließlich würden schon 30-minütige Wartezeiten wie vor der Aufstockung der Drehkreuze am Stadion Ende 2013 zu erheblicher Kritik führen. "Insofern ist besagte Argumentation nur bei sehr oberflächlicher Herangehensweise nachvollziehbar, geht aber an der Realität leider meilenweit vorbei."
Hockenjos weiter: Wenn der BVB 80.000 Zuschauer nach Flughafen-Standards in nur zweieinhalb Stunden durchsuchen wollte, bräuchte er statt der 141 bestehenden "wahrscheinlich bis zu 1000 Drehkreuze". Das wäre "platztechnisch gar nicht zu realisieren". Seinen Ordnungsdienst nahm Hockenjos in Schutz: "Kein Ordnungsdienst der Welt kann das Hereinschmuggeln von verbotenen Gegenständen in ein Stadion gänzlich verhindern." Die BVB-Ordner hätten am Dienstag "vergleichsweise viele verbotene Gegenstände im Vorfeld der Begegnung an den Einlasskontrollen beschlagnahmt." Trotzdem würden in Körperöffnungen, der Unterwäsche oder auch in Schuhsohlen immer wieder verbotene Gegenstände hineingeschmuggelt.
Oberstaatsanwältin Cirullies mag das nicht überzeugen: Sie berichtet von Messern, Schlagringen, Fackeln, Nebeltöpfen und sogar Bunsenbrennern, die die Polizei auf der Nordtribüne eingesammelt hatte. Die waren so groß, dass dafür in Körperhöhlen kaum Platz gewesen wäre.