Jude Bellingham hatte genaue Vorstellungen von seiner Zeit bei Borussia Dortmund. Der BVB sei „der beste Klub für mich und meine Entwicklung“, sagte er bei seiner Verpflichtung 2020, „für mich gibt es auf der ganzen Welt keinen besseren“. Diese Weiterentwicklung sieht der immer noch erst 19-jährige Engländer nun als abgeschlossen an. Sein Wechsel zu Real Madrid beschert Borussia Dortmund einen Haufen Geld, bis zu 135 Millionen Euro könnten es mit Boni und Nachzahlungen werden. Doch der Transfer beschert dem BVB auch große Probleme.
BVB für Bellingham nur eine Zwischenstation
2020 gekommen, 2023 weitergezogen: Dortmund war für Bellingham – wie für viele seiner Vorgänger namens Haaland, Pulisic oder Dembele auch – eine willkommene Zwischenstation. Eine Aufwärmrunde unter Top-Bedingungen für die Stars von morgen. Auf der einen Seite ist das eine exzellente Visitenkarte für die Borussia. Sie hat sich weltweit einen Namen gemacht mit der Aus-, Fort- und Weiterbildung der sogenannten „high potentials“. Hier rangiert die schmucklose westfälische Hauptstadt vor den schwerreichen Metropolen der Fußballwelt.
Hier werden sportliche Werte geschaffen, deren Versilberung (mal früher, mal später) zum Geschäftsmodell gehört. Hier werden diese Einnahmen aber auch dringend benötigt. Nur dieser Weg ermöglicht es dem BVB aktuell, trotz seines Standortnachteils und ohne (fragwürdigen) Geldgeber von irgendwo einen Kader zu refinanzieren, der zu den Top 15 in Europa gehört. Ob Karim Adeyemi, Jamie Bynoe-Gittens oder Julien Duranville – einer von ihnen muss der nächste Mega-Transfer werden.
Vergeblich BVB-Hoffnung von Kehl und Terzic
Den ambitionierten sportlichen Zielen des Klubs läuft diese Strategie allerdings entgegen. Diesen Widerspruch muss die Dortmunder Chefetage mit sich ausmachen. Sportdirektor Sebastian Kehl und Trainer Edin Terzic sprachen kürzlich offen von dem Wunsch, die besten Spieler ein Jahr länger halten zu können, um die Wahrscheinlichkeit auf Erfolge zu erhöhen. Nichts da! Bellingham ist weg.
Auch seine verbriefte Hingabe an den BVB hat ihn nicht davon abgehalten, bei der erstbesten Gelegenheit zum größten Klub der Welt zu wechseln. Warum auch, der Hochbegabte hat Borussia Dortmund nicht mehr nötig. Ihm öffnen sich andere Türen, größere Möglichkeiten, letzten Endes bessere Aussichten auf Titel und, ja, auch viel mehr Gehalt. Mehr Geld, mehr Topspieler, mehr Titel – so lautet die Quintessenz bei den Branchenriesen des Kontinents.
Erst Haaland, jetzt Bellingham: BVB im Dilemma
Der BVB kann da nicht mitbieten. Er wird den Talente-Weg weitergehen (müssen) und parallel darauf hinwirken, mit kreativen Ideen wettbewerbsfähiger und titeltauglicher zu werden. Dafür braucht es gereifte Spieler, die weniger Formschwankungen unterliegen. Und es bräuchte tatsächlich mal einen Star, der länger bleibt als nötig.

Es schmückt Dortmund, wenn Haaland oder Bellingham den Klub im Rückblick loben für die wichtige Rolle, die er in ihrer Karriere gespielt hat. Eine Zwitterrolle zwischen den ganz Großen und dem Rest der Welt. Die Borussia wäre lieber seltener Zwischenstation und häufiger finale Destination. Doch das Spiel läuft in eine andere Richtung. Die Topklubs werden weiter schauen und sich fragen: Wer ist denn der Nächste, bitte?
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