Das sah schon sehr nach endgültigem Abschied aus: Mit der flachen Hand schlug Jude Bellingham auf die Ummantelung oberhalb der Eingangstür zur Abfertigung am Privatbereich des Dortmunder Flughafens, das wirkte wie ein letzter Gruß, ein letztes Goodbye. Um 19.03 Uhr am frühen Mittwochabend hob eine Embraer Phenom 300 mit Bellingham an Bord in Richtung Birmingham ab, knapp 80 Minuten später war er zurück in seiner Heimat England.
BVB-Poker um Bellingham hat begonnen
Vier Tage nach dem dramatischen Scheitern im Titel-Fernduell mit den Bayern könnte das tatsächlich die letzte Reise Bellinghams von Dortmund aus gewesen sein. Zuvor hatte ein Crew-Mitglied ihm dabei geholfen, einige Koffer an Bord des Privatjets zu transportieren. Im Poker um eine adäquate Ablöse für einen der vielversprechendsten U20-Spieler Europas hat die finale Phase begonnen.

Bellinghams lässiges Outfit mit schwarzer Shorts gab ein bemerkenswertes Detail preis. Sein rechtes Knie wurde von einer Orthese stabilisiert, die von Orthopäden zur konservativen Behandlung von Bänderverletzungen im Knie verwendet wird. Welche Blessur Bellingham beim Spiel gegen Mönchengladbach erlitten hat, wurde von Borussia Dortmund nicht kommuniziert. Er verpasste die wichtige Auswärtspartie beim FC Augsburg, beim Saisonfinale gegen Mainz stand er zwar im Kader, kam aber nicht zum Einsatz. Mannschaftstraining war in der Woche zuvor nicht möglich gewesen.
Bellingham erüllt jeden BVB-Fanwunsch
Schon seit Wochen hat Bellingham jeden Autogrammwunsch erfüllt, sich für jeden Selfie-Wunsch vor die Handykameras postiert. In einem emotionalen Post hatte er sich kurz vor seiner Reise zurück nach England noch bei den Fans und Kollegen aus der Bundesliga für die Auszeichnung zum „Spieler der Saison“ bedankt. „Bittersüß“, schrieb er dazu, „ohne die Meisterschaft bedeutet mir das wenig bis gar nichts. Ohne die Hilfe meiner Teamkameraden wäre das nichtsdestotrotz nicht möglich gewesen.“

In die Abwicklung des Transfers könnte nun mehr Bewegung kommen. Dem Vernehmen nach bietet Real Madrid eine Ablöse von 100 Millionen Euro, das ist Borussia Dortmund deutlich zu wenig. Der BVB hofft auf einen Erlös von mindestens 120 Millionen Euro plus erfolgsabhängige Bonuszahlungen. „In den kommenden Tagen und Wochen“, hatte Sportdirektor Sebastian Kehl am Mittwochnachmittag auf dem Sportkongress „SpoBis“ in Düsseldorf erklärt, „wird eine Entscheidung fallen.“ Der BVB sei vorbereitet auf das Szenario eines Wechsels von Bellingham, an dessen Zustandekommen es kaum noch Zweifel gibt. „Aber im Moment gibt es noch nichts zu vermelden.“
Bellingham könnte BVB-Rekordtransfer werden
Nach Ousmane Dembele wird Jude Bellingham mit großer Sicherheit der zweite BVB-Spieler werden, der beim Verlassen der Borussia dem Klub eine Ablöse weit oberhalb von 100 Millionen Euro in die Kassen spült. Offen ist, welchen Einfluss die Knieblessur des 19-Jährigen auf die Verhandlungen mit Real Madrid hat.
Betroffen ist Bellinghams rechtes Knie, seit der WM schon hat der junge Engländer die BVB-Pflichtspiele zudem mit einem stützenden Tape am linken Knie bestritten. Es sei nun an der Zeit, so endete Bellinghams Instagram-Post, „physisch und mental zu regenerieren, um für die kommende Saison bereit zu sein.“ Bei welchem Klub, das ließ Jude Bellingham offen.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 31. Mai 2023.
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