BVB-Stürmer Donyell Malen sucht seine Form „Torausbeute ist nicht zufriedenstellend“

BVB-Stürmer Donyell Malen sucht seine Form: "Seine Torausbeute ist nicht zufriedenstellend"
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In Wieringen hängt der salzige Geruch des Meeres schwer in der Luft. Kleine Häuser mit Klinker drängen sich aneinander, ständig wehen die Böen von der See über den Deich bis zum nahegelegenen Fußballplatz von VV Succes. Es gibt zwei Möglichkeiten, wenn man wie Donyell Malen hier im stürmischen Nordholland aufwächst und kicken lernt. Entweder man stemmt sich gegen den Wind, oder man sucht Schutz.

Kehl über Malen: „Wir glauben fest an ihn“

Bei Borussia Dortmund kann sich Malen nicht verstecken. Auf dem 23-jährigen Niederländer ruhen weiter große Hoffnungen, auch wenn nach eineinhalb Jahren der Zusammenarbeit die Entwicklung des Stürmers bestenfalls stagniert. Die großen Erwartungen, die nach den starken Eindrücken in der Saisonvorbereitung publik wurden, hat Malen in der Hinrunde nicht erfüllt. „Er ist mit seinen Leistungen noch nicht da, wo er sein möchte und wir ihn mit seinen Fähigkeiten sehen“, erklärt Sebastian Kehl. Im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten betont der Sportdirektor gleichwohl: „Aber wir glauben fest an ihn.“

Nach acht Minuten im ersten Pflichtspiel der Saison eröffnete Malen den Torreigen. Doch seit dem 1:0 im DFB-Pokalspiel bei 1860 München ist kein einziger Treffer mehr hinzugekommen in 900 Spielminuten. Eine erschreckend harmlose Bilanz für einen Angreifer. „Seine Torausbeute ist nicht zufriedenstellend, das ist offensichtlich“, bestätigt Kehl und fordert von der Nummer 21: „Es gibt nur einen Weg, das zu ändern: harte Arbeit. Wenn er diesen Weg geht, wird er uns auch noch richtig helfen.“

BVB-Trainer Terzic setzt auf Malen

Neben der sehr übersichtlichen Bilanz als Scorer stimmt auch das manchmal mangelhafte Spielverständnis nachdenklich. Die Situationen ähneln sich. Malen bekommt den Ball zugespielt, nimmt den Kopf runter und rennt mit Tempo auf die Abwehr zu und in Richtung Tor. Doch spätestens am zweiten Abwehrspieler bleibt er hängen, und kommt er doch zum Zug, lässt die Schussqualität zu wünschen übrig. Es fehlt an Präzision oder an Härte, oder an beidem. „Ich finde schon, dass er gefährlich zum Abschluss kommt, das sehen wir im Training häufig“, erläutert Trainer Edin Terzic und gibt sich zuversichtlich: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir das auf dem Platz sehen.“

Die Uhr tickt. Und die Geduld der Mitspieler ist erschöpft. Als er am vergangenen Mittwoch in Kopenhagen seinem Nebenmann Anthony Modeste eine 100-prozentige Torchance durch fehlende Orientierung und Umsicht geradewegs vom Fuß klaute, schnaubte der: „Es war nicht das erste Mal.“

BVB-Spieler Malen kämpft um Rhythmus

Borussia Dortmunds Trainer wirbt dennoch um Nachsicht mit dem 30-Millionen-Mann mit der bisweilen irritierenden, unbeteiligt wirkenden Körpersprache. „Er hatte keinen einfachen Start in die Saison, hat im Juni die Nations League mit den Niederlanden verpasst, um seine Reha zu machen. Er hat dann toll trainiert in den ersten Wochen, ist nach dem Pokalspiel gegen 1860 aber wieder ausgefallen.“ Von Anfang August bis Mitte September zog sich die Reha nach einem Muskelfaserriss in die Länge. Seitdem kämpft er um Form, um Rhythmus und um Selbstvertrauen. „Er hat es wie viele andere Offensivspieler nicht geschafft, die Vielzahl von Möglichkeiten in Torchancen umzuwandeln“, sagte Terzic. „Da zähle ich nicht nur Donny dazu.“

Schon sein Vorgänger Marco Rose versuchte es beim Niederländer mit viel Vertrauen und Zuneigung, später auch mit klaren Ansagen und Konsequenzen. Doch weder als zentrale Spitze, wo sich Malen selbst am liebsten sieht, noch auf dem linken Flügel gelang der Durchbruch. Der Torjäger, der in ihm schlummert, scheint seit seinem Wechsel von der PSV Eindhoven nach Dortmund im Tiefschlaf zu liegen.

Malen spielt beim BVB auf Bewährung

In der Eredivisie, wo weniger Wert auf Abwehrarbeit und enge Manndeckung gelegt wird, erzielte er in 116 Spielen 55 Tore (plus 24 Vorlagen). Beim BVB sind es in 53 Partien zehn Treffer (plus neun Vorlagen). Das ist zu wenig für das große Investment, das der Klub in ihn gesteckt hat. Aufgrund seiner anhaltenden Formkrise sei sogar die WM-Teilnahme mit den Niederlanden akut gefährdet, heißt es im Nachbarland. Malen steht zwar im vorläufigen, 39 Mann starken Kader. Doch ob er den Cut schafft, ist völlig offen. Katar hin oder her, in Dortmund lautet die Frage: Wacht Malen nochmal auf?

BVB-Spieler Donyell Malen liegt enttäuscht am Boden.
Donyell Malen steht beim BVB bis 2026 unter Vertrag. © imago / Moritz Müller

Nach 15 eher trostlosen Monaten könnte für Malen auch in Dortmund die Schonfrist bald ablaufen. Nach Informationen der Ruhr Nachrichten spielt er auf Bewährung. Wenn in seiner zweiten kompletten Saison kein nennenswerter Fortschritt zu erkennen ist, könnte die Geduld der Bosse aufgebraucht sein und ein vorzeitiger Abschied (Vertrag bis 2026) ein Thema werden. „Donny“, der lieber „Don“ genannt werden möchte, muss zeigen, was in ihm steckt. Seine schwachen Auftritte haben ihn exponiert. Kehl glaubt an den antrittsstarken Rechtsfuß. „Donny fehlt am Ende das Tor, wir wünschen ihm alle dieses Erfolgserlebnis.“ Sucht Malen bis dahin bei dem pfeifenden Wind lieber Schutz, oder findet er in den Kampfmodus?

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