U19-Trainer Michael Skibbe: Was er sich für seine Zeit beim BVB vornimmt

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U19-Trainer Michael Skibbe: Was er sich für seine Zeit beim BVB vornimmt

rnBorussia Dortmund

Als Trainer Vize-Weltmeister, jetzt wieder Talent-Förderer: Michael Skibbe soll den BVB-Nachwuchs fit machen für den Sprung zu den Profis. Im Exklusiv-Interview erklärt er, was er plant.

Dortmund

, 07.07.2019, 07:00 Uhr / Lesedauer: 9 min

Michael Skibbe übernimmt als Cheftrainer der U19. Neben dem sportlichen Erfolg der eigenen Mannschaft soll er Spitzentalente für die Profis formen und die anderen Trainer im Juniorenbereich unterstützen. Bei einem Cappuccino auf der Terrasse des Lensing Conference Centers erklärt der weit gereiste Fußballlehrer, was er bei Borussia Dortmund vorhat.


Herr Skibbe, es ist Anfang Juli, der Trainingsstart ist erfolgt. Wie sehr brennen Sie für den neuen Job?

Ich bin zwar erst seit dem 1. Juli im Amt, aber inhaltlich schon seit drei Monaten voll mit dabei und habe den BVB im Nachwuchsbereich begleitet. Ich habe mir dabei einen sehr guten Überblick und Einblick verschafft und ein gutes Bild von U19, U17 und auch der U23 machen können. Von daher bin ich längst mittendrin.


Haben die ersten Eindrücke Ihre Neugierde und Leidenschaft geweckt?

Die habe ich sowieso. Ich war sofort Feuer und Flamme, als Lars Ricken, unser Nachwuchskoordinator, auf mich zugekommen ist. Er hatte vorher mit Sportdirektor Michael Zorc gesprochen und bei allen anderen Gremien vorgefühlt, und alle wollten mich gerne zum BVB zurückholen. Das hat mich ganz ehrlich auch gepackt. Ich freue mich total auf die Aufgabe und gehe mit voller Vorfreude in die ersten Wochen und perspektivisch in die nächsten drei Jahre.


Brauchten Sie Bedenkzeit?

Das ging ganz zügig. Wir haben uns auf dem Geburtstag von Eddie Boekamp (Sportlicher Leiter, Anm. d. Red.) wiedergesehen und über alte Zeiten gesprochen, wie toll es damals war und wie viel Spaß es uns gemacht hat. Und natürlich auch, wie erfolgreich wir waren. Als wir uns dann später ernsthaft und intensiv zusammengesetzt und gesprochen haben, musste Lars Ricken mich nicht mehr überzeugen. Als das Angebot kam, habe ich zugesagt.

Von 2015 bis 2018 war Skibbe für die griechische Nationalmannschaft verantwortlich.

Von 2015 bis 2018 war Skibbe für die griechische Nationalmannschaft verantwortlich. © imago

Den BVB kannten Sie früher in- und auswendig. Was hat sich verändert in den vergangenen 20 Jahren?

Ich würde sagen, es hat sich viel verändert, und zugleich wenig. Es ist alles größer geworden! Aber viele der verantwortlichen Personen sind noch dieselben: Michael Zorc wurde gerade Sportdirektor als ich Cheftrainer wurde beim BVB. Lars Ricken, Eddie Boekamp, der lange auch mein Co-Trainer war, oder Wolfgang Springer, der auch damals schon Jugendleiter war, und viele andere. Mit dem Trainingszentrum in Brackel hat sich einiges verändert, aber vieles ist auch noch ähnlich. Deshalb kommt mir vieles vertraut vor.


Sie erwarten keine Eingewöhnungsschwierigkeiten?

Ganz sicher nicht. Ich komme zurück zu Freunden. Es gibt keine schlechten Erinnerungen an den BVB oder handelnde Personen, ich lag mit niemandem über Kreuz. Es ist schön, wieder da zu sein.


Sie haben in den vergangenen 20 Jahren Männermannschaften betreut. Erstligisten im In- und Ausland, Nationalmannschaften. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil dafür, jetzt wieder in den Nachwuchs zurückzugehen?

Das waren wahnsinnig schöne Jahre. Aber ich habe auch tolle Erinnerungen an die Zeit in der Nachwuchsarbeit.

Zur Person

  • Michael Skibbe (53) trainierte zehn Erstligisten in Deutschland, der Türkei, der Schweiz. Als Co-Trainer von Rudi Völler wurde er mit der DFB-Elf 2002 Vize-Weltmeister. Von 2015 bis 2018 war er für die griechische Nationalmannschaft verantwortlich. Seine eigene Spielerkarriere bremsten früh zwei Kreuzbandrisse.

  • Bereits von 1989 bis 2000 arbeitete er beim BVB als Nachwuchskoordinator, U-Trainer und Chefcoach. Dabei wurde er dreimal Deutscher A-Jugend-Meister (1995 bis 1997).


Was macht Sie sicher, dass Sie immer noch das richtige Rezept haben?

Ich war nie weg vom Juniorenbereich. Ob in Vereinen oder Nationalmannschaften geht es immer auch darum, junge Spieler heranzuführen. Das gehört überall dazu. Von daher ist es gar nicht mal unterschiedlich. Selbst die Trainingsinhalte überschneiden sich in weiten Teilen. Ich denke, dass in der U19 oder U23 von den Umfängen und der Intensität her trainiert wird wie bei den Profis auch. Deshalb haben junge Spieler, wenn sie aufrücken, bei den Profis selten Probleme, konditionell mitzuhalten. Die sind gleich im Spiel, sofern sie die ausreichende spielerische Qualität dafür haben. Dementsprechend unterscheidet sich nicht so viel.


Muss man Jugendliche nicht anders anpacken, sie anders lenken als Profis?

Ja, natürlich. Die lassen sich aber auch viel einfacher lenken als Profis, weil sie noch viel wissbegieriger sind. Die sind ja noch auf dem Weg zu ihrem Ziel, Profi zu werden. Die Jugendlichen saugen ganz viele Dinge auf, die für sie wichtig und interessant sind und vertrauen sich dem Klub an. Das ist bei Profispielern, die vielleicht schon sehr viel erlebt haben in ihrem Leben und über ein großes Reservoir an Erfahrung verfügen, manchmal anders.


Ticken Talente heute anders als vor 20 Jahren?

Ich finde, dass die Nachwuchsspieler nicht gänzlich anders denken und auftreten. In vielen Bereichen spielt das Smartphone mit all seinen Facetten heute eine große Rolle. Aber ansonsten sind das immer noch Mannschaftsspieler, die sich auf das nächste Training und den nächsten Wettkampf freuen.


Handys in der Kabine aus, Mützen beim Essen ab - gibt es da ein Regelpaket beim Trainer Skibbe?

Ja, das ist aber nicht außergewöhnlich, sondern gilt für alle Mannschaften, ob Junioren oder Senioren. In der Zeit, in der wir zusammen sind, liegt der Fokus auf der gemeinsamen Arbeit und dem Zusammensein. Da müssen die sozialen Netzwerke mal Pause machen.

Michael Skibbe (M.) im Gespräch mit den BVB-Reportern Sascha Klaverkamp (l.) und Jürgen Koers.

Michael Skibbe (M.) im Gespräch mit den BVB-Reportern Sascha Klaverkamp (l.) und Jürgen Koers. © Mallon

Gibt es einen Kodex?

Der muss sich entwickeln. Die Spieler sollen nicht nur gesagt bekommen, was richtig ist. Sie sollen auch selber ein Gefühl dafür bekommen und spüren, was für sie gut oder besser ist. Wenn wir das gemeinsam erarbeiten, ist das noch viel mehr wert.


Der BVB war mit den Erfolgen der U17 und U19 in diesem Jahrzehnt dominant in Deutschland. Was kann man da noch besser machen?

Der Anspruch, um es bis zum Profispieler zu schaffen, ist in den letzten zehn Jahren nochmal deutlich gewachsen. Nichtsdestotrotz hat der BVB in allen Altersklassen sehr, sehr erfolgreich gespielt. Wir sind überall vorne mit dabei. Das zeigt, dass in Brackel eine richtig gute Basis gelegt wurde. Die Konkurrenzfähigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit im ganzen Bundesgebiet sind gegeben. Was wir gerne möchten und was der nächste Schritt sein soll, ist, zu versuchen, unsere Toptalente noch näher an den Profibereich heranzuführen. Das wollen wir gemeinsam erreichen. Von den Spielern, die wir aktuell in der U19 haben, dürfen wir es einigen zutrauen, dass sie in den nächsten zwei Jahren das Niveau entwickeln, um eine Alternative für den Profibereich zu werden.


Wie können diese Toptalente denn noch besser vorbereitet werden, und welche Aufgaben kommen da auf Otto Addo zu, der als sogenannter „Übergangstrainer“ diese Schnittstelle beackern soll?

Ein Übergang muss ja auch vorbereitet werden. Diese Funktion wird Otto Addo übernehmen. Er hat das bereits erfolgreich bei Borussia Mönchengladbach getan. Hier beim BVB kommt auch er zurück in seine sportliche Heimat und wird von allen mit offenen Armen empfangen. Alle vertrauen darauf, dass er mit seiner Erfahrung aus seiner eigenen Vita als Spieler, als Trainer und als Mentor gerade mit seinen Fähigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich die jungen Talente gut begleiten kann. Anders, vielleicht sogar manchmal besser, als der verantwortliche Trainer, der neben dem Einzelnen auch das Kollektiv im Auge behalten muss und dort gerecht arbeiten und alle fördern muss. Ein begleitender Trainer, der außen vor ist und trotzdem nah dran, kann da noch andere Hinweise geben. Alles versehen mit dem Ziel, die Talente für den Profikader vorzubereiten.

Übernimmt beim BVB die Funktion des Übergangstrainers: Otto Addo.

Übernimmt beim BVB die Funktion des Übergangstrainers: Otto Addo. © Groeger

Geht es da auch im individuelles Training oder mentale Belastbarkeit?

Im zweiten Schritt geht es auch um gezieltes Training, dass für einen Spieler entwickelt wird, um ein Defizit abzubauen. Das kann sich aus der gemeinsamen Beobachtung ergeben. Wo und wie dieses Training dann stattfindet, ist offen. Wir müssen das erst noch etablieren. Und bis Weihnachten sind mit Ligabetrieb, Champions League und Youth League sowie dem DFB-Pokal viele Termine durch Spiele belegt, Nationalmannschaftsreisen kommen auch noch hinzu. Ab der Rückrunde kann das intensiviert werden.


Borussias Sportdirektor Michael Zorc hat angemerkt, dass die meisten Toptalente in ihren Altersklassen nicht aus Deutschland kamen, sondern aus Frankreich, Spanien, England. Warum ist das so, was kann man in Deutschland dagegen tun.

Ich denke, dass es nicht per se so ist, und vor allem nicht so sein muss. Nach der Europameisterschaft 2000 haben wir grundsätzlich und flächendeckend den Nachwuchsbereich in Deutschland umgekrempelt. Mit den Nachwuchsleistungszentren, den mehr als 100 Stützpunkten und den Junioren-Bundesligen in der U17 und U19 haben wir viel Neues aufs Tableau gebracht. Damit wurde jahrelang gut gearbeitet, viele junge Spieler wurden in den Profibereich integriert bis hin zur A-Nationalmannschaft, die sehr erfolgreiche Jahre hinter sich hat, bis zum WM-Titel 2014. Jetzt müssen wir sehen, dass wir diesen Anschluss halten.


Aktuell scheint das schwierig zu sein ...

Die U21 ist Vize-Europameister geworden, das ist ein gutes Ergebnis, und vier oder fünf exzellente Spieler wie Kai Havertz oder Leroy Sane haben da gar nicht mitgespielt. Die hätten das Niveau noch angehoben. Wir haben in diesem Altersbereich viele talentierte Spieler. Was die einzelnen Talente angeht, gibt es herausragende Fußballer, die es bis in die Nationalmannschaft schaffen. Es könnten mehr sein, das stimmt auch. Die Problematik liegt vielleicht eher im Juniorenbereich selbst. Bei der U17 oder U19 haben wir international nicht mehr so gut mithalten können. Da müssen wir ein ganzheitliches System erarbeiten, dass Spieler schon im unteren Nachwuchsbereich optimal gefördert und ausgebildet werden. Aber da bitte ich um Verständnis, für detailliertere Einschätzungen muss ich mich noch weiter einarbeiten.


Wird es beim BVB in der U17 und U19, für die Sie verantwortlich sind, ein vereinheitlichtes System geben?

Ich bin verantwortlicher Trainer für die U19, das ist ein Full-Time-Job. Darüber hinaus ist es der Wunsch, dass ich meine Erfahrung an andere Trainer im Nachwuchsbereich weitergebe. Wir werden regelmäßig Workshops abhalten, ich habe ganz viele Ideen, würde auch gerne befreundete Trainer aus dem europäischen Ausland einladen, die dann altersgerecht vorstellen, wie bei denen gearbeitet wird. Der Blick über den Tellerrand kann uns manchmal weiterhelfen. Das ist so ein Beispiel für eine Cheftrainer-Tätigkeit im Nachwuchsbereich. Ich werde nicht dem Kollegen Sebastian Geppert in der U17 sagen, was er trainieren und wie er aufstellen soll. Es geht mehr darum aufzuzeigen, welche Möglichkeiten wir ausgeschöpft haben und welche Ressourcen noch offenliegen. Wir haben ganz hervorragende Ausgangsbedingungen bei Borussia, gerade wenn das Trainingszentrum noch ausgebaut wird. Damit müssen wir uns international nicht verstecken. Und wir haben auch finanziell die Möglichkeiten, das umzusetzen, was uns vorschwebt.


Welcher Trainertyp kommt mit Michael Skibbe denn auf die U19 zu? Mehr ein Diktator oder mehr ein Kumpeltyp?

Ich bin ein kommunikativer Typ, wahre aber auch immer eine gewisse Distanz. Ich lasse mich siezen, oder lasse mich als „Trainer“ ansprechen. Das ist mir wichtig. Ansonsten bin ich der Trainer für meine Spieler und meine Mannschaft und in allen Lebenslagen für die Jungs da. Das war bei allen Stationen so, ich habe immer noch exzellente Kontakte zu Spielern aus allen Orten, an denen ich tätig war.

Michael Skibbe sagt: „Ich bin ein kommunikativer Typ, wahre aber auch immer eine gewisse Distanz.“

Michael Skibbe sagt: „Ich bin ein kommunikativer Typ, wahre aber auch immer eine gewisse Distanz.“ © Groeger

Und sportlich?

Ich lege sehr viel Wert auf athletische Fähigkeiten. Mir ist wichtig, dass meine Mannschaften austrainiert sind und ein Spieltempo über 90 oder mehr Minuten aufrechterhalten können. Darüber hinaus soll meine Mannschaft fußballerisch stark und so aktiv wie möglich sein. Wir werden sicher eine eher offensive U19 erleben, das gilt für alle Nachwuchsmannschaften bei Borussia.


Sie haben in der Türkei, in Griechenland oder der Schweiz trainiert. Was können Sie von diesen Auslandsstationen importieren für die Arbeit in Dortmund?

Was den Nachwuchsbereich betrifft, kann man aus der Türkei und Griechenland nicht ganz so viel übernehmen. Dort greifen die Dinge weniger ineinander. In der Schweiz und auch in Deutschland arbeiten Verband und Ligen sehr eng miteinander. In der Schweiz oder Österreich kann man viel lernen, auch bei anderen Nationen wie Belgien oder Holland. Es gibt Gründe dafür, dass diese kleinen Länder so viele international erfolgreiche Spieler auf den Markt bringen.


Wie läuft der Austausch mit dem Schweizer Cheftrainer in Dortmund?

Der wird sehr gut laufen. Wir kennen uns ja aus der Bundesliga, von Spielen, von Tagungen. Wir schätzen und mögen uns sehr. Das wird einen guten, kollegialen und intensiven Austausch geben.


Können Sie zusagen, dass Sie ihm jedes Jahr ein Talent für den Profibereich zuliefern?

Natürlich! (lacht) Aber Lucien Favre muss dann entscheiden, ob es ausreicht. Wir bieten aktuell schon zwei Spieler bei den Profis an, Tobias Raschl und Patrick Osterhage, die durchaus in der Lage sind, perspektivisch mitzuhalten. Bei den Finalspielen um die Deutsche Meisterschaft bei der U19 konnte man schon sehen, dass das Spieler sind, die auch den Unterschied ausmachen. Aus dem aktuellen U19-Kader haben Alaa Bakir oder Immanuel Pherai sicherlich auch die Möglichkeit, die physische wie psychische Belastbarkeit zu entwickeln, um dort anzuklopfen.


Hat der BVB mit seinen Ambitionen, um die Deutsche Meisterschaft mitzuspielen, überhaupt die Zeit, Talente reifen zu lassen?

Borussia hat in den ganzen Jahren immer Talente eingebaut. Das waren nicht immer Spieler, die schon seit der U12 im Klub sind. Aber es waren ganz junge Spieler, die sich durchgesetzt haben, sogar auf Champions-League-Niveau. Borussia Dortmund ist immer ein Klub gewesen, der die Möglichkeiten eingeräumt hat, dass sich die besten Talente auch profilieren konnten.


Alles spricht über das Juwel Youssoufa Moukoko. Zu viel?

Ja, natürlich ist das viel. Aber wenn der Junge in der U17 50 Tore schießt, dann ist das ja normal, dass das für Aufsehen sorgt. Er und Borussia sind gut beraten, ihm eine Entwicklung zukommen zu lassen, die altersgemäß ist. Wir haben in der U19 Spieler, die sind in der Jahrgangsstufe 13, er besucht die neunte Klasse. Da gibt es Unterschiede. Wir werden ihm Zeit geben, geistig und physisch zu reifen und sich auch fußballerisch weiterzuentwickeln. Er ist natürlich ein sehr großes Talent, keine Frage.

„Wenn der Junge in der U17 50 Tore schießt, dann ist das ja normal, dass das für Aufsehen sorgt“, sagt Skibbe über Torjäger Youssoufa Moukoko.

„Wenn der Junge in der U17 50 Tore schießt, dann ist das ja normal, dass das für Aufsehen sorgt“, sagt Skibbe über Torjäger Youssoufa Moukoko. © Groeger

Ist Giovanni Reyna, ein 16-Jähriger aus den USA, einer der nächsten, der beim BVB den großen Sprung schaffen kann?

Er bringt alle Voraussetzungen mit. Er ist sehr komplett in dem, was er als Spieler ausstrahlt. Er hat eine feine Technik, eine gute Schnelligkeit, eine gute Spielübersicht - da sind viele gute Anlagen gelegt. Das hat er sicher auch seinem Vater zu verdanken (dem Ex-Profi Claudio Reyna, Anm. d. Red.). Gut, dass der BVB ihn verpflichten konnte. Auf der anderen Seite hat sein Vater, der in den USA im Fußball in verantwortlicher Position sitzt, nicht ohne Grund ausgerechnet den BVB gewählt. Dem Vorschuss wollen wir gerecht werden.


Was sind die Ziele für die U19?

Wir wollen in der Junioren-Bundesliga um die Meisterschaft mitspielen. Damit landen wir dann in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Und wenn wir dabei sind, wollen wir auch gewinnen. Das haben wir in den letzten Jahren gemacht, und auch vor 25 Jahren schon. Das Gleiche wollen wir auch in der Youth League zeigen.


Die lief in den vergangenen Jahren immer so als „Spielwiese“ nebenher ...

Wir würden gerne zeigen, dass wir mit der U19 international auch konkurrenzfähig sind. Ein wenig müssen wir da den schulischen Verpflichtungen Tribut zollen. Wir haben zehn Endjahrgänge und 14 jüngere Jahrgänge in der U19, die meisten sind also noch Schüler, und obendrein noch Junioren-Nationalspieler. Das sind viele Termine, da müssen wir abwägen.


Lars Ricken hat unter ihnen die ersten Schritte zum Profi gemacht, jetzt ist er Ihr Chef. Wie fühlt sich das an?

Sehr gut! Lars ist ja inzwischen in einem Alter, wo er noch jung, aber nicht mehr so ganz jung ist. Ich kann mich noch erinnern, wie er bei den C-Junioren des TSC Eintracht gespielt und hat und ich eines Abends im Wohnzimmer der Familie saß und erklärt habe, welche Vorteile ein Wechsel zur Borussia hätte. Ich kenne ihn persönlich, seitdem er 14 ist. Ich glaube, er hat sogar sein erstes Länderspiel bei mir gemacht, war ja auch bei der Vize-Weltmeisterschaft 2002 mit dabei.


Seine Eltern haben Ihnen also geglaubt?

Ja! Da saß man noch alleine bei den Eltern. Da gab es noch keine Berater, da gab es noch keine zwei Handys in der Hand. Aber das spielt keine so wesentliche Rolle für mich: Es geht um das Talent der Spieler. Und darum, sie davon zu überzeugen, dass der richtige Verein in diesem Fall Borussia Dortmund ist. Uns geht es um die optimale Entwicklung der Spieler. Und dass wir die Toptalente integrieren und sie auch bei den Profis halten können, zeigt der Klub seit vielen, vielen Jahren.

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RN-Fragenhagel mit BVB-U19-Trainer Michael Skibbe

Wenn wir in einem Jahr wieder zusammensitzen, was wäre ein Erfolg?

Jede tolle Entwicklung unserer Spieler. Je näher wir die Spieler an den Profibereich heranführen, desto weniger wichtig ist der mannschaftliche Erfolg. Andererseits: Je näher wir Spieler an die Profis heranführen, desto wahrscheinlicher ist der mannschaftliche Erfolg. Wir haben sehr viele hoffnungsvolle Talente. Ich hoffe sehr, dass wir in einem Jahr erfolgreich um die Deutsche Meisterschaft mitgespielt haben und dass zwei, drei Spieler mit den Profis ins Trainingslager fahren dürfen. Das wünsche ich mir. Und das traue ich den Spielern auch zu.


Musste Sie eigentlich bei Kollegen Überzeugungsarbeit leisten oder Erklärungen liefern, warum Sie nach einem Job als Nationaltrainer in Griechenland jetzt wieder in den Nachwuchsbereich gehen?

Interessanterweise überhaupt nicht. Im Gegenteil. Viele sind von dem, was ich jetzt tun darf, echt begeistert. Wie ich selbst auch. Ich habe diese Liebe für die Arbeit mit dem Nachwuchs immer gehabt. Deswegen passt das dann immer und zu jeder Zeit. Ich sehe das als tolle sportliche Herausforderung. Auch für mich.