Borussia Dortmund

Zu naiv: BVB-Rechtsaußen Karim Adeyemi nach Patzer in der Kritik

Seine Sorglosigkeit vorm 0:2 hatte für den BVB bei Union Berlin fatale Folgen. Karim Adeyemi steht in der Kritik. Sie kommt auch aus den eigenen Reihen.

Dortmund

, 18.10.2022 / Lesedauer: 4 min

Mats Hummels muss sich dieser Tage so vorkommen, als wäre er in einer Wiederholungsschleife gefangen. Nach dem mauen 1:1 in der Champions League gegen den FC Sevilla fand der BVB-Routinier deutlich Worte. „Es muss aus manchen Köpfen raus, dass erfolgreicher Fußball immer sexy und Hacke, Spitze, eins, zwei, drei auf fünf Metern ist“, mahnte der 33-Jährige. Erfolgreicher Fußball sei, „dass ein Spieler immer das Richtige macht und nicht manchmal nur das Besondere.“

BVB-Abwehrchef Mats Hummels mit unverhohlener Kritik an Adeyemi

Nach dem 0:2 bei Union Berlin musste Borussia Dortmunds Abwehrchef feststellen, dass seine Botschaft offenbar ungehört verhallt ist. Wenn es dafür eines Beweises bedurft hatte, lieferte ihn Karim Adeyemi in der 21. Minute. Nach einem Zuspiel von Raphael Guerreiro setzten die fleißigen Berliner, die immer wieder Überzahl in Ballnähe herstellten, den Dortmunder Flügelflitzer mit drei Mann unter Druck. Adeyemi traf daraufhin die Falscheste aller Entscheidungen und spielte den Ball mit der Hacke zurück – genau in die Füße des durchstartenden Andras Schäfer. Das Unheil nahm seinen Lauf. Vom 0:2 erholte sich der BVB in der Folge nicht mehr.

„Manchmal ist der einfache 20-Meter-Rückpass die beste Lösung, auch wenn das dann danach nicht auf Social Media kommt“, spielte Mats Hummels unverhohlen auf den Patzer Adeyemis an. Der BVB-Innenverteidiger monierte: „Wir haben uns das 0:2 auf BVB-Art gefangen.“ Es sei ganz wichtig zu unterscheiden, „in welchen Situationen, in welchen Bereichen Risiko angebracht ist und wann nicht. Die Abschätzung dessen, wann man schnickt und wann man nicht schnickt ist eine Aufgabe, die wir immer noch haben.“

BVB-Trainer Edin Terzic hadert mit Ballverlust

Auch Edin Terzic schlug in dieselbe Kerbe. Das 0:1, bei dem Gregor Kobel ausrutschte und unglücklich aussah, sei menschlich und könne passieren. „Das zweite Gegentor ärgert uns noch mehr. Das haben wir uns selbst zuzuschreiben. Das sind die Zonen, in denen wir die Bälle nicht verlieren dürfen. Im Zentrum sind die Berliner sehr aggressiv, da dürfen wir nicht versuchen, den Gegner mit der Hacke auseinander zu kombinieren, sondern da müssen wir klar bleiben“, betonte der BVB-Trainer.

Dabei schien endlich ein Aufwärtstrend bei Karim Adeyemi erkennbar. Der im Sommer mit vielen Vorschusslorbeeren und für 30 Millionen Euro aus Salzburg verpflichtete Rechtsaußen kann die in ihn gesetzten Erwartungen bislang noch nicht erfüllen. „Karim hatte keinen einfachen Start“, konstatiert auch Terzic. Kurz nach Saisonbeginn zog sich der 20-Jährige eine Zehenverletzung zu, die ihn ebenso wie eine Fußverletzung wenig später ausbremste. „Die Zehenverletzung hat ihm immer wieder Schmerzen bereitet und ihn aus dem Rhythmus gebracht“, sagt Terzic.

BVB-Rechtsaußen Karim Adeyemi mit wechselhaften Leistungen

Entsprechend durchwachsen fielen Adeyemis Auftritte in Schwarzgelb bislang aus. Die Entschlossenheit, mit der der Nationalspieler auf dem Flügel mit Tempo das Eins-gegen-Eins sucht, kann er bei der Arbeit gegen den Ball – wie einige seiner Kollegen – nicht für sich in Anspruch nehmen. Das war schon bei der 2:3-Niederlage gegen den 1. FC Köln erkennbar, als Adeyemi nur sehr sparsam dosiert nach hinten mitarbeitete.

Beim 2:2 gegen die Bayern zeigte Adeyemi seine bislang stärkste Vorstellung im BVB-Trikot. Nach seiner Einwechslung belebte er den Dortmunder Flügel und beschleunigte mit seinem mutigen Antritt das Spiel. Im Rückspiel der Königsklasse gegen Sevilla und nun bei Union Berlin bot der 20-Jährige dagegen wieder einen äußerst überschaubaren Auftritt. „Wir waren nicht zufrieden mit der Leistung der kompletten Offensive und da beziehen wir Karim mit ein. Es gibt ein paar Räume, wo wir ihn lieber hätten, dass er mit seinem Tempo häufiger die Tiefe sucht“, urteilte Edin Terzic nach dem 1:1 gegen Sevilla. An der Alten Försterei versuchte Adeyemi diese Tiefe herzustellen, was ihm aber kaum gelang.

BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl rüffelt das gesamte Team

Mit seinem das 0:2 begünstigenden Fehler ergriff zunehmend Unsicherheit von ihm Besitz. Zur Halbzeit blieb Adeyemi deshalb draußen. Nach dem Spiel trat er bei DAZN vor das Mikrofon. Dort wurde er gefragt: „Haben Sie Verständnis für die Hacke-Spitze-Hoch-das-Bein-Kritik?“ Die Antwort ließ kein Schuldbewusstsein erkennen – sie lautete: „Nein, würde ich jetzt nicht sagen. Heute haben wir eine andere Formation gewählt, vielleicht hat es daran gelegen. Aber das, was Sie jetzt gesagt haben, würde ich nicht sagen.“

Trainer Edin Terzic und die BVB-Bosse werden (nicht nur) Adeyemi nach der neuerlichen Enttäuschung in Berlin zum Rapport bitten. Mit öffentlicher Kritik hingegen hielt sich Sebastian Kehl bewusst zurück: „Es bringt jetzt nichts, einzelne Spieler in der Öffentlichkeit zu kritisieren. Wir haben als Mannschaft in der ersten Hälfte deutlich unter unserem Niveau gespielt, kaum jemand auf dem Platz hat sein eigentliches Leistungslevel erreicht“, sagte der BVB-Sportdirektor im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.

BVB-Trainer Edin Terzic will Karim Adeyemi die nötige Zeit geben

Und Edin Terzic verkündete bereits vor dem Spiel gegen Union Berlin: „Wir sind uns sicher, dass seine Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Wir wissen, dass er ein junger Kerl ist, der ein bisschen Anlaufzeit braucht und die werden wir ihm geben.“

Wie es sich anfühlt, wenn man sich aus großer Überzahl befreien kann, hat Karim Adeyemi in Dortmund durchaus bereits erlebt. Anfang August tauchte er gemeinsam mit Jamie Bynoe-Gittens überraschend in Brackel am Rande des Youth-League-Spiels der BVB-U19 gegen Kopenhagen auf. Binnen weniger Augenblicke war Adeyemi umringt von Kindern und Jugendlichen. Geduldig arbeitete er die vielen Selfie- und Autogrammwünsche ab - und befreite sich schließlich aus der Umklammerung der Fans. Es ist Adeyemi zu wünschen, dass ihm das mit ähnlicher Leichtigkeit künftig auch (wieder) auf dem Rasen gelingt.

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