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BVB-Pleite gegen Leipzig sorgt für lange Gesichter – Veränderungen müssen her
Borussia Dortmund
Die Niederlage gegen RB Leipzig sorgt für lange Gesichter bei Borussia Dortmund. Nun müssen Veränderungen her. Das weiß auch der künftige BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.
Zwei lange Jahre hatten sie auf diesen Moment warten müssen. Doch dann wurde der Gang zu den Fans für die Profis von Borussia Dortmund zum Spießrutenlauf. Deutlich vernehmbare Pfiffe der enttäuschten Anhänger, am Ende hatte das 1:4 gegen RB Leipzig allen Dortmundern, auch denen im Trikot, komplett die Laune verhagelt.
Auch vereinzelte „Rose raus“-Rufe gehören dazu, seit sich die Ziele dieser ambitionierten Mannschaft nacheinander in Luft aufgelöst haben. Allein Jude Bellingham hielt es länger vor der berühmten „Süd“ aus, die sich dann aber so schnell leerte, dass es einer Massenflucht aus dem Stadion gleichkam.
BVB verfällt gegen Leipzig in altbekannte Muster
Wer sich den Spielfilm dieser Partie noch einmal vor Augen führte, entdeckte altbekannte Muster. Denn die 90 Minuten ließen sich so zusammenfassen: Guter Start ohne sich zu belohnen, gefolgt von groben Fehlern und einem schwachen, unkoordinierten Aufbäumen danach. Nicht zum ersten Mal lief ein Spiel des BVB so ab.
Gegen die echten Positionsrivalen im Kampf um die internationalen Plätze wie Leverkusen (2:5) und nun beim 1:4 gegen Leipzig setzte es Niederlagen mit zu vielen Gegentoren und zu wenig Gegenwehr – was auch die elf Heimsiege in der Bilanz deutlich relativiert, die allerdings mithelfen, die Vize-Meisterschaft und direkte Qualifikation für die Champions League wohl ohne größere Sorgen festzumachen.
BVB-Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl: „20 Minuten waren wir eigentlich gut im Spiel“
Die Probleme sind längst erkannt. „Es waren einzelne Aktionen, die das Spiel in die falsche Richtung kippen ließen“, so der künftige BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl am Sonntag im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. „20 Minuten waren wir eigentlich gut im Spiel, aber wir machen das 1:0 nicht. Dann geraten wir durch zwei blöde Aktionen in Rückstand und Leipzig gewinnt dadurch enorm an Stabilität.“
Sowohl beim 0:1 mit dem groben Ballverlust von Emre Can (21.) als auch beim 0:2, als Bellingham und Can beteiligt waren (30.), half der BVB entscheidend mit. Mit dem 0:3 kurz nach Wiederbeginn, wunderschön herauskombiniert von einer da klar überlegenen Leipziger Mannschaft, war die Entscheidung schon früh gefallen.
Bei Borussia Dortmund muss sich einiges verändern
Mit jedem Auftritt dieser Dortmunder Mannschaft in den vergangenen Wochen ist klarer geworden, welche Mammutaufgabe auf den neuen starken Mann in der sportlichen Führung zukommt. Kehl muss und will einiges verändern, er wird aber möglicherweise von der Realität ausgebremst. An bestehenden Verträgen kann der Klub nur rütteln, wenn alle beteiligte Parteien dazu auch bereit sind.
Der Wille, die Rückkehr der Fans zu einem besonderen Tag zu machen, war der Borussia am Samstag nicht abzusprechen. Er allein aber reichte gegen einen Gegner, der durch die BVB-Mithilfe bei den Gegentoren „enorm an Stabilität gewann“ (Kehl), bei weitem nicht aus.
Aus dem Rückenwind von den Rängen, der zu einem guten Start mit zwei Großchancen für Marco Reus (7.) und Erling Haaland (13.) führte, schlug Dortmund wieder mal kein Kapital. „Und dann“, merkte Torhüter Gregor Kobel an, „werden wir hektisch nach dem ersten Gegentor, das Publikum wird unruhig und wir geraten in eine Abwärtsspirale.“ Über die Gründe rätselt auch Kehl: „Natürlich sind wir aufgefordert, auch nach Rückschlägen unsere Struktur beizubehalten und uns aufzubäumen.“ Das gelang jedoch beides nicht.
BVB-Pleite gegen Leipzig sorgt für lange Gesichter
Mangelnde „Konsequenz und Kompromisslosigkeit“, vorne wie hinten, erkannte auch Trainer Marco Rose als Hauptursachen für die Pleite, die für lange Gesichter auf der Bank und versteinerte Mienen auf den Rängen bei BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und Berater Matthias Sammer sorgte. Borussia Dortmund im Frühjahr 2022 gleicht einer Großbaustelle.
Noch ist völlig offen, an welchen Stellschrauben der Klub im Sommer drehen kann.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
