
Die „Gamechanger“ des BVB gegen Freiburg: Jamie Bynoe-Gittens (l.) und Youssoufa Moukoko. © dpa
BVB-Matchwinner Bynoe-Gittens und Moukoko: Kehl lobt und fordert
Borussia Dortmund
Mit ihren Toren gegen Freiburg melden Jamie Bynoe-Gittens und Youssoufa Moukoko neue Ansprüche bei Borussia Dortmund an. BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl lobt und fordert nach dem 3:1.
Sandro Wagner staunte. Der Ex-Profi der Bayern, nach seinem Karriere-Ende als Trainer in der Regionalliga und Experte bei „DAZN“ unterwegs, war ganz offensichtlich davon überrascht, dass Edin Terzic in der Schlussphase die Hoffnung auf die Wende zum Guten für Borussia Dortmund zuallererst in die Füße von Jamie Bynoe-Gittens legte. Dass der gerade 18-Jährige Terzics zweite Einwechsel-Option war, wundere ihn, formulierte Wagner. Wenig später kannte auch Wagner „JBG“. Dessen großes Talent rettete Borussia Dortmund in Freiburg vor einem unliebsamen Déjà-vu.
BVB-Joker Bynoe-Gittens zieht ab – Flekken patzt folgenschwer
Mit breitestem Londoner Akzent erklärte Bynoe-Gittens später die entscheidenden Minuten im schmucken Europa-Park Stadion. Terzic habe ihm an der Seitenlinie gesagt, er solle „Einfluss“ nehmen, also versuchen, die drohende Niederlage mit einer besonderen Aktion zu verhindern. Auch wenn Dortmunds Trainer später leicht schmunzelnd erklärte, Bynoe-Gittens habe „mit dem linken Huf einen Strahl ausgepackt“, war dem Trainer wie seinem so hoch gelobten Schützling klar, dass Freiburgs Mark Flekken den leicht haltbaren Schuss gedanklich schon abgehakt hatte, als die Kugel ihm durch die Finger flutschte.

Die Statistik zum BVB-Gastspiel beim SC Freiburg. © Deltare
Flekkens Fauxpas war der „Gamechanger“, also die Szene, die die Dramaturgie in dieser Partie entscheidend veränderte, wie alle Dortmunder später erklärten. Initiiert von einem Spieler, der ein „Gamechanger“ sei, wie Terzic erklärte. Jamie Bynoe-Gittens. „Ich wollte, dass er den Unterschied ausmacht. Das hat funktioniert.“
Jamie Bynoe-Gittens als BVB-Kopie von Jadon Sancho
Mindestens so wichtig wie der Ausgleich war Bynoe-Gittens‘ Beteiligung am Dortmunder 2:1. Tempodribblings mit Wucht und Zielstrebigkeit in die Zone, das ist ein Element, das nicht viele Spieler der Borussia an diesem Abend ins Spiel einbrachten. Bynoe-Gittens ist auch deshalb jetzt schon so wertvoll, weil er diese Dinge probiert, auch wenn er zuvor zwei, drei Mal hängengeblieben und mit Dribblings gescheitert ist.
Mit dieser Art zu spielen erinnert der Engländer stark an einen Spieler, dessen Weg an die Spitze des Profifußballs er sich zum Vorbild genommen hat. Bynoe-Gittens ist eine Art jüngere Kopie von Jadon Sancho, aktuell natürlich noch ein Rohdiamant, der viel lernen muss – dessen Anlagen aber sofort ins Auge springen. Kein Wunder, dass der BVB bestrebt ist, mit dem gerade 18 Jahre alt gewordenen Talent langfristig zu verlängern. Ein neuer Vertrag, angepasst an die rasante Entwicklung des Offensivspielers, ist in Arbeit. Schon bald möchte Sportdirektor Sebastian Kehl in dieser Sache Vollzug melden können.
Meunier enttäuscht auf ganzer Linie – Wolf nutzt seine BVB-Chance
Mit allen vier Einwechslungen setzte Terzic in Freiburg die richtigen Signale. Die Auswechslung von Thomas Meunier war weit mehr als ein Schutz vor einer möglichen Gelb-Roten Karte für den Belgier. Mit Marius Wolf auf der Außenbahn wurde Dortmunds Spiel offensiv variantenreicher, nicht nur wegen des schönen Treffers zum 3:1, bei dem Video-Referee Günther Perl allerdings das aktive Abseits von Youssoufa Moukoko geflissentlich übersah. Vor allem aber dichtete Wolf die Seite nach hinten deutlich besser ab als Meunier, den das Freiburger Duo Grifo/Günter bis zur Pause vor einige unlösbare Aufgaben gestellt hatte.
Auch Moukoko meldete sich auf die bestmögliche Art und Weise bei seinem Trainer an. Nach der Verpflichtung von Anthony Modeste musste Moukoko seinen Platz in der Startelf räumen. „Er war“, lobte Sportdirektor Sebastian Kehl, „bestimmt nicht begeistert davon, auf der Bank zu sitzen. Als er reinkam, war er sehr präsent. Das ist die Reaktion, die wir erwarten. Jeder muss sich im Training in die Verfassung bringen, um dann da zu sein und dem Trainer zu zeigen: Stell mich nächste Woche besser von Anfang an auf.“
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
