Der London-Trip hatte für die BVB-Profis nach der Rückkehr am frühen Mittwochnachmittag noch eine Verlängerung parat. Da der schwarzgelbe Tross aus einem Nicht-EU-Land einreiste, stand am Dortmund Airport noch eine Zoll-Kontrolle auf dem Programm. Nach zehn Pflichtspiel-Siegen in Serie und einer furiosen Aufholjagd in der Bundesliga müssen die BVB-Profis nun ihre erste herbe Enttäuschung im Jahr 2023 verdauen. Trotz diskussionswürdiger Schiedsrichter-Entscheidungen in London hatte sich Borussia Dortmund das Aus im Achtelfinale der Königsklasse selbst zuzuschreiben. Der FC Chelsea zeigte in beiden Partien die reifere Spielanlage.
100. Bundesliga-Vergleich zwischen Schalke und dem BVB
Und es bleibt kaum Zeit zum Durchatmen. Bereits in drei Tagen (Samstag, 18.30 Uhr) steigt das Revierderby bei wiedererstarkten Schalkern. „Ab sofort liegt zu 100 Prozent der Fokus nur darauf, es ist schließlich das Derby“, meinte Marius Wolf nach dem 0:2 in London. Dortmund geht als klarer Favorit in den 100. Bundesliga-Vergleich mit den Königsblauen, hat aber erneut mit personellen Problemen zu kämpfen.
Es ist nur wenige Wochen her, da freute sich Dortmunds Trainer Edin Terzic über die Tatsache, dass ihm endlich einmal über einen längeren Zeitraum nahezu der komplette Kader zur Verfügung stand. Auch das war ein wesentlicher Faktor für die neue Konstanz auf deutlich höherem Niveau. Vor allem die horrend hohe Zahl an Muskelverletzungen war deutlich zurückgegangen.
BVB-Spieler Brandt droht Zwangspause
Dann verletzte sich Karim Adeyemi beim Sieg gegen die Hertha am Oberschenkel, zwei Wochen später verhinderte eine Muskelblessur beim Aufwärmen vor der Partie gegen Leipzig einen Einsatz von Gregor Kobel. Der Schweizer fehlte auch in London. Dann erwischte es Julian Brandt an der Stamford Bridge. Auch wenn eine genaue Diagnostik erst am späten Mittwochnachmittag stattfindet, wird der 26-Jährige ziemlich sicher zumindest das Derby verpassen. Zu befürchten ist, dass auch die danach folgende Partie gegen Köln und die anstehenden Länderspiele ohne den Blondschopf stattfinden.

Die Serie neuer Verletzungen trifft den BVB an einer markanten Stelle. Die Offensive lahmt wortwörtlich, denn auch Youssoufa Moukoko fehlt mit einem Anriss der Syndesmose seit Wochen und noch eine Weile. Sebastien Haller fehlen nach seiner schweren Erkrankung die Spritzigkeit und das Tempo. Das ist wenig verwunderlich und eine erwartete Folge der Chemotherapie. Pausen mag Terzic dem Stehaufmännchen mit bemerkenswertem Kampfgeist dennoch nicht gönnen, weil sich Anthony Modeste als Alternative nicht aufdrängt.
BVB-Joker Reyna enttäuscht gegen Chelsea
Es ist ein Teufelskreis. Als offensive Alternative zu Brandt standen dem BVB-Trainer in London Jamie Bynoe-Gittens, Donyell Malen und Giovanni Reyna zur Verfügung. Drei unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Qualitäten. Doch Malen war gerade von einer Fußprellung genesen, der unerfahrene Bynoe-Gittens trifft bei Startelf-Einsätzen gegen ausgeruhte und ausgebuffte Verteidiger zu oft noch die falschen Entscheidungen. Also fiel die Wahl auf Reyna – der Amerikaner allerdings hatte, nach zwei erfolgreichen Joker-Einsätzen zu Beginn des Jahres, die vergangenen vier Pflichtspiele komplett auf der Bank verbracht. Ein Brandt-Ersatz konnte er nicht annähernd sein.
Nicht allein die höchst unterschiedlichen Probleme der Spieler in der offensiven Reihe lähmen aktuell das kreative Aufbauspiel des BVB. Sechser Salih Özcan fühlt sich in der offensiveren Rolle deutlich vor Emre Can nicht besonders wohl, Jude Bellingham macht gerade eine etwas schwächere Phase durch. Die Abhängigkeit von einem dem Spiel Struktur gebenden Bellingham wurde auch in London deutlich.
Neue Gerüchte um BVB-Mittelfeldspieler Bellingham
Dass sich sein Vater ausgerechnet vor dieser wichtigen Partie und in London mit Vertretern von Real Madrid getroffen haben soll, ist ein unerfreulicher Randaspekt des unerfreulichen Endes dieser Champions-League-Reise und erinnert ans vergangene Jahr, als der Berater von Erling Haaland eine inszenierte „Shopping-Tour“ nach Madrid und Barcelona unternahm. Dass sich Bellingham Gedanken über seine Zukunft macht, ist verständlich. Und die Aufregung um seine Person wird zunehmen, je länger der Schwebezustand anhält.
BVB-Elfmeter – „handfester Skandal“ oder richtige Entscheidung?: Das steht im Regelwerk
Süle von der Rolle – auch Reus enttäuscht: BVB-Zeugnis für das 0:2 beim FC Chelsea
Der BVB lässt gegen Chelsea große Chance liegen: Sammer schießt deutlich übers Ziel hinaus
