Revierderby zwischen BVB und Schalke im Dunkeln Sicherheitsbedenken wegen später Anstoßzeit

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Am 15. November 2022 hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Ansetzungen für die Spieltage 20 bis 25 verschickt. Darin enthalten war auch die Ansetzung für das 100. Revierderby in der Bundesliga zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund. Samstag, 11. März, 18.30 Uhr, Veltins-Arena. Knapp drei Monate nach der Veröffentlichung dämmert es an manchen Stellen, dass die späte Anstoßzeit für den ewig brisanten Ruhrpott-Schlager wohl keine so gute Idee war. Abreise im Dunkeln? Wer hat da geschlafen? Die Polizei in Gelsenkirchen ist jedenfalls „nicht glücklich“ mit der Terminierung dieses Hochrisikospiels. Und die DFL fragt sich, warum denn keiner etwas gesagt oder nachgefragt hat ...

Revierderby in der Regel am Samstagnachmittag

Erst zum zweiten Mal seit 2011 findet ein Spiel vor Fans nicht am Samstag um 15.30 Uhr statt. Üblicherweise hinterlegt in NRW die Polizei über die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) Wünsche und Bedenken, die bei der Erstellung der Spielpläne berücksichtigt werden sollen. Ist das auch in diesem Fall geschehen? „Die zeitgenauen Ansetzungen […] erfolgen im Verlauf einer Saison stets unter Berücksichtigung vieler unterschiedlicher Faktoren – das gilt auch für die bereits im November bekanntgegebene Terminierung des Spiels zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund“, teilte die DFL auf Anfrage schriftlich mit.

Und weiter: „Zu den bei Spiel-Ansetzungen zu berücksichtigenden Faktoren gehören etwa die Spieltermine der internationalen Klub-Wettbewerbe sowie des DFB-Pokals und sich daraus ergebende, notwendige Regenerationspausen für die teilnehmenden Mannschaften. Hinzu kommen neben Interessen von Fans unter anderem die Vorgaben der Sicherheitsorgane, Belange von Klubs und Stadionbetreibenden sowie Vereinbarungen aus Medienverträgen.“ Heißt im Umkehrschluss: Hätte es Vorgaben der Sicherheitsorgane oder des ausrichtenden Klubs gegeben, wären diese berücksichtigt worden.

Polizei sieht die Schuld beim Ligaverband

Die Polizei sieht die Schuld beim Ligaverband. Ein Sprecher wollte „die Entscheidung der DFL nicht werten“, wie er auf Anfrage erklärte. Er machte zugleich keinen Hehl daraus, dass die Behörde über die späte Ansetzung am Samstag unglücklich ist. „Aus Sicht der Gelsenkirchener Polizei ist ein Nachmittagsspiel gewünscht worden“, heißt es. Die Dunkelheit zum Zeitpunkt der Abreise erschwere der Polizei die Arbeit. Zugleich betonte der Sprecher, dass die Einsatzkräfte auch bei einem Abendspiel alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen würden, um die Situation unter Kontrolle zu halten.

Jude Bellingham im Zweikampf mit Florian Flick.
Das Revierderby-Hinspiel in Dortmund wurde an einem Samstagnachmittag angepfiffen. © dpa

Borussia Dortmund als Gastverein hat wenig Einfluss auf die Organisation und die Abläufe beim Auswärts-Derby. Für Spiele im Signal Iduna Park gilt die Grundregel, dass Derbys ausschließlich um 15.30 Uhr angepfiffen werden außer im Mai oder August, wo die Lichtverhältnisse auch eine spätere Anstoßzeit ermöglichen. Zudem gilt die Infrastruktur in Gelsenkirchen unter anderem aufgrund der Weite und eines isolierten Gästeeingangs als überschaubarer als in Dortmund. Nun haben also entweder Behörden verschlafen, ihre Bedenken anzumelden. Oder die Arbeitsgruppe zum Revierderby möchte es auf den Versuch ankommen lassen und schauen, ob Rivalität und Sicherheitslage den späten Anpfiff zulassen.

Massenschlägerei im Februar in Gelsenkirchen

Vor dem ersten Revierderby auf Schalke seit zwei Jahren hat sich die Brisanz allerdings nochmal verschärft, die Lage ist angespannt. Zuletzt war es im Februar zu einer Massenschlägerei mit vier Schwerverletzten in Gelsenkirchen gekommen. Mindestens 100 gewaltbereite Personen, laut Polizeiangaben offenbar aus dem Umfeld des BVB und von RW Essen, hatten Schalker Fans angegriffen, die mit Bussen zu einem Auswärtsspiel nach Berlin fahren wollten.

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Diese Vorkommnisse, die auch Insider in ihrer Heftigkeit überrascht hatten, beschäftigten zuletzt sogar den Düsseldorfer Landtag. Die FDP-Fraktion hatte einen Bericht des NRW-Innenministeriums angefordert. Es finde „ein intensiver polizeilicher Informationsaustausch statt“, erklärte das Ministerium, „um Sicherheitsrisiken frühzeitig zu identifizieren und geeignete Maßnahmen initiieren zu können“. Dazu gehören neben Gefährderansprachen auch Bereichsbetretungsverbote und Meldeauflagen gegen „Störer beider Vereine“. Ein Alkoholverbot im Stadion wurde für das Derby ins Spiel gebracht – und wird wahrscheinlich auch umgesetzt.

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