Thomas Treß auf einer Pressekonferenz.

Finanz-Geschäftsführer Thomas Treß kann mit der wirtschaftlichen Entwicklung bei Borussia Dortmund zufrieden sein. © picture alliance/dpa/BVB

BVB-Finanzreport: Aktie stabilisiert, erfreulicher Schuldenstand

rnBorussia Dortmund

Besser als die Indizes: Die BVB-Aktie scheint ihren Tiefpunkt überwunden zu haben. Am Horizont schimmern nach drei Corona-Jahren wieder schwarze Geschäfts-Zahlen. Auch der Schuldenstand ist erfreulich.

Dortmund

, 12.06.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Kurzzeitig zuckten die Anleger an der Börse, als Borussia Dortmund vorige Woche mit einer Prognoseänderung die wirtschaftlichen Jahresziele einmal mehr nach unten schrauben musste. Auf 25 bis 29 Millionen Euro wird der Verlust für die Saison 2021/22 beziffert. Grund für die Verschlechterung um rund acht Millionen Euro ist die teure vorzeitige Trennung von Cheftrainer Marco Rose. Dessen bis 2024 gültiger Vertrag wird zumindest in Teilen finanziell kompensiert. Auch das viel zu frühe Ausscheiden aus allen Cup-Wettbewerben, laut Klubchef Hans-Joachim Watzke eine „Vollkatastrophe“, hätte aus rein sportlicher Sicht die Bilanz in Richtung Null drücken können. Hätte … Das Defizit liegt also nicht nur an den Umständen der Corona-Pandemie.

BVB-Aktie zeigt stetigen Aufwärtstrend

Rund fünf Prozent gab die BVB-Aktie nach der Gewinnwarnung für einen Moment nach. Doch dann besannen sich die Analysten und das Wertpapier setzte seinen zarten, aber stetigen Aufwärtstrend fort. Seit dem Tiefpunkt Anfang März, abgesackt auf 3,29 Euro, hat die Aktie zeitweise 27 Prozent zugelegt. Seit Jahresbeginn performt der einzige börsennotierte Fußball-Bundesligist auf dem Parkett besser als die Indizes – und besser als die Mannschaft auf dem Rasen, möchte man ergänzen. So prestigeträchtig und handelsfördernd die BVB-Mitgliedschaft im S-Dax auch gewesen ist – nachhaltig beschädigt hat der Rauswurf aus dem Index im Herbst 2021 das Unternehmen nicht, durfte Finanz-Geschäftsführer Thomas Treß feststellen.

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Vor Corona-Zeiten pendelte der Kurs wie selbstverständlich zwischen acht und zehn Euro. Seit dem Ausbruch der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen fand man ihn in der Regel bei der Fünf-Euro-Marke. Die Kapitalerhöhung samt Verwässerungseffekt im vergangenen Herbst ließ den Wert noch einmal deutlich fallen. Aktuell rund vier Euro bedeuten zwar weniger als die Hälfte der Vor-Covid-Zeit. Doch sollten keine einschneidenden Corona-Restriktionen das Geschäftsmodell torpedieren – wonach es derzeit nicht aussieht, und was Wirtschaft wie Gesellschaft schwerlich aushalten könnten – ist eine weitere Erholung in Sicht. Solange die Zinspolitik den Aktienmärkten nicht zu sehr zusetzt. Im Fall Borussia Dortmund dürften auch die Aussichten auf bessere Zahlen den Kurs treiben.

BVB geht künftig wieder von schwarzen Zahlen aus

Denn wie sich rund um den Verein nach einer bescheiden verlaufenen Saison durch den Trainerwechsel zu Publikumsliebling Edin Terzic und einige sinnvoll erscheinende Transfers (Niklas Süle, Nico Schlotterbeck, Karim Adeyemi, Salih Özcan) die Stimmung dreht, gelingt dies offenbar auch an der Börse. Das Leben normalisiert sich. Mit der Rückkehr der Zuschauer kann der BVB mit seinem riesigen Stadion wieder auf entsprechende Einnahmen hoffen. Die Begeisterung rund um den BVB scheint wieder zu steigen, das tägliche Geschäft läuft an.

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Nach drei Geschäftsjahren, die schwer von der Krise gezeichnet waren und in Summe rund 140 Millionen Euro Verlust eingebracht haben, dürfte die nächste Spielzeit – Stand jetzt – wieder unter gewohnten Bedingungen stattfinden. Am Rheinlanddamm geht man fest davon aus, dass 2022/23 wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Eine interne Zielsetzung ist ein Umsatz von rund 400 Millionen Euro ohne Transfers. Analysten von Frankfurt Main Research oder Hauck, Aufhäuser und Lampe prognostizieren sogar deutlich mehr.

Schuldenfreiem BVB winken Mehreinnahmen durch die Champions League

Bemerkenswert: Das dicke Corona-Minus hat der BVB bereits abgetragen. Während viele Klubs gerade auf dem Transfermarkt noch zögerlich agieren (müssen) und branchenweit ein Rückgang bei den Preisen und der allem der Frequenz der Wechsel zu registrieren ist, kann die Borussia vergleichsweise frei agieren. 90 Millionen Euro hat die Kapitalerhöhung im vergangenen Herbst eingespielt. Die extrem klammen Monate hat der Klub mit der Inanspruchnahme von Kreditlinien überbrückt.

Zum 31. März 2022 wies die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA keine kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten mehr auf. „Bereits im ersten Halbjahr des aktuellen Geschäftsjahres konnten die zum 30. Juni 2021 bestehenden kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten in Höhe von 56,9 Millionen Euro durch Einzahlungen aus der Kapitalerhöhung vollständig zurückgeführt werden.“ DEr BVB schuldenfrei - so soll es in Zukunft auch wieder bleiben. „Die Grenzen unseres Ehrgeizes enden am Punkt der wirtschaftlichen Unvernunft“, betonte Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der Geschäftsführung. Für sportlichen Erfolg wird kein Geld geliehen. Ohnehin winkt mit der Champions-League-Reform ab 2024 eine Geldquelle, mit der die Königsklassen-Klubs den wirtschaftlichen Abstand zu allen anderen Vereinen weiter ausbauen werden. Von bis zu 40 Prozent mehr Einnahmen ist die Rede. Offizielle Zahlen sind noch nicht veröffentlicht.

Kaufempfehlung für die BVB-Aktie dank guter Prognose

Die rosigeren Aussichten werden im Handel selbstverständlich anerkannt. Sämtliche Experten, die Borussia Dortmunds Geschäftstätigkeit für Anleger bewerten, empfehlen, die BVB-Aktie zu kaufen. In ihrer jüngsten Kapitalmarktbewertung bleibt FRM bei der „Kaufen“-Empfehlung, mit einem Kursziel von fünf Euro. Dann läge der BVB wieder in jenem Bereich, den er vor der Kapitalerhöhung im vergangenen Herbst bespielte.

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Studien von KPMG und Forbes haben dem BVB jüngst einen Unternehmenswert von 1,2 bzw. 1,6 Milliarden Euro bescheinigt. Hausintern geht Borussia Dortmund davon aus, dass die Substanz trotz der Härten durch die Coronakrise auf jeden Fall jenseits der Marke von einer Milliarde Euro liegt. Bis dorthin bleibt bei der aktuellen Marktkapitalisierung von rund 450 Millionen Euro noch viel Luft für Fantasie und steigende Kurse – auf dem Rasen und auf dem Parkett.