Sie nutzten die U23 des BVB als Sprungbrett für die Trainer-Karriere: (von links) Jan Siewert, David Wagner, Enrico Maaßen, Daniel Farke und Hannes Wolf.

Sie nutzten die U23 des BVB als Sprungbrett für die Trainer-Karriere: (von links) Jan Siewert, David Wagner, Enrico Maaßen, Daniel Farke und Hannes Wolf. © dpa, imago, Montage: Klose

Prominente Vorgänger: Nicht nur für Enrico Maaßen war die BVB-U23 ein Sprungbrett

rnBorussia Dortmund

Enrico Maaßen zieht es von der BVB-U23 in die Bundesliga. Er ist nicht der erste Trainer des Dortmunder Unterbaus, dem dieser Schritt gelingt. Was die U23 des BVB zu einem Sprungbrett für große Karrieren macht.

Dortmund

, 10.06.2022, 15:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Im Freibad Volkspark direkt dem Stadion von Borussia Dortmund gibt es einen denkmalgeschützten Sprungturm. Wer sich traut, kann dort aus zehn Metern Höhe den Sprung ins kalte Wasser wagen. Nur ein paar Meter Luftlinie nebenan, in der Roten Erde, steht auch ein Sprungbrett. Es ist nicht sichtbar und doch katapultiert es die Wagemutigen von dort aus in ganz andere Sphären – und in schöner Regelmäßigkeit ins oberste Regal des Profifußballs.

BVB-U23 als Sammelbecken für talentierte Spieler und Trainer

Die U23 des BVB jedenfalls hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur als Sammelbecken für begabte Spieler, sondern auch als Gehege für ebenso talentierte Trainer entpuppt. Die Zweite des BVB als Karrierebeschleuniger. Das hat jüngst auch Enrico Maaßen erlebt. Zwei Jahre lang gab er bei der U23 der Schwarzgelben die Kommandos. Unter seiner Regie gelang der Aufstieg aus der Regionalliga und anschließend der souveräne Klassenerhalt in der 3. Liga mit der besten Punkteausbeute der Vereinsgeschichte. Die Belohnung: Ein Engagement in der Bundesliga.

„Es erfüllt uns mit Stolz, dass erneut ein Trainer aus dem BVB-Nachwuchs den Sprung in den Profibereich geschafft hat“, sagt der designierte Sportdirektor Sebastian Kehl. Maaßen setzt damit die Reihe erfolgreicher Fußball-Lehrer fort, die in Dortmund bei der U23 in Ruhe wachsen und wertvolle Erfahrungen sammeln konnten, ehe sie zu einer großen Karriere aufbrachen.

BVB-Trainer-Quartett zog es von Dortmund nach England

Einige von Maaßens Vorgängern zog es sogar nach England. Wie etwa Jan Siewert. Der 39-Jährige trainierte von 2017 bis 2019 die U23 des BVB und erhielt danach einen Vertrag beim Zweitligisten Huddersfield Town. Inzwischen ist Siewert Nachwuchs-Chefcoach beim Bundesligisten FSV Mainz 05. Direkt aus Dortmund auf die Insel zog es auch Daniel Farke. Nach gut eineinhalb Jahren bei der BVB-U23 nahm er die Offerte von Norwich City an. Den Underdog aus Englands Osten führte er zweimal in die Premier League, ehe er entlassen wurde und es ihn nach Russland zum FK Krasnodar zog. Zur neuen Saison wird der 45-Jährige neuer Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach.

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Seine Zeit beim BVB war für Daniel Farke gleich in mehrfacher Hinsicht wertvoll: „Auch in der U23 oder im Jugendbereich prägt es dich, wenn du für diesen Verein arbeitest. Du lernst unheimlich viele Facetten kennen und bekommst einen Einblick, wie es ist, auf allerhöchstem Niveau zu arbeiten.“ Dabei gehe es auch um Mentalität. Darum, wie es ist, Spiele immer gewinnen zu wollen und teilweise auch zu müssen, wie es bereits in den Juniorenjahrgängen gelebt wird. „Und das am besten mit attraktivem Fußball. Dieser hohe Anspruch prägt dich als Trainer und bringt dich weiter voran, davon bin ich fest überzeugt“, so Farke.

Trainer erarbeiten sich exzellenten Ruf beim BVB und starten große Karriere

Farkes Vorgänger David Wagner hinterließ in seinen knapp viereinhalb Jahren von Juli 2011 bis Oktober 2015 als Coach der BVB-U23 ebenfalls eine Duftmarke, die bis ins Vereinigte Königreich wehte. Mit Huddersfield Town gelang ihm in seiner zweiten Saison gleich der Aufstieg in die Premier League und dort auch als Außenseiter der Klassenerhalt. Mit diesem Empfehlungsschreiben im Gepäck heuerte Wagner 2019 als Cheftrainer bei Schalke 04 an. Die Liaison war aber nur von kurzer Dauer – danach ging es weiter zu den Young Boys nach Bern in die Schweiz.

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Gerade mal gut vier Monate von Februar 2011 bis Saisonende war Hannes Wolf Coach der U23. Der damals 30-Jährige übernahm für Theo Schneider, der kurzfristig das Amt beim Zweitligisten RW Oberhausen angenommen hatte. In dieser Zeit – und in den Jahren zuvor in der U19 und U17 des BVB – erarbeitete sich Wolf einen exzellenten Ruf. Mit dem trat er seinen ersten Cheftrainer-Posten beim VfB Stuttgart an. Es folgten weitere Engagements beim Hamburger SV, KRC Genk in Belgien, als Trainer der deutschen U18-Nationalmannschaft sowie als Interimscoach bei Bayer Leverkusen. Seit Juli 2021 ist Wolf nun Cheftrainer bei den U19-Junioren des DFB.

Schneider, Neuhaus, Skibbe, Köppel - lange Liste prominenter Namen

Maaßen, Siewert, Farke, Wagner, Wolf – sie alle waren junge, moderne, ambitionierte Trainer, als sie die U23 des BVB übernahmen. Vor ihrer Zeit gab es weitere klangvolle Namen. Theo Schneider stand mehr als fünfeinhalb Jahre am Ruder, ehe er zu RW Oberhausen ging. Auch Uwe Neuhaus, später Cheftrainer bei Union Berlin, Dynamo Dresden und Arminia Bielefeld, sammelte wertvolle Erfahrungen in Dortmunds Unterbau – genauso wie Michael Skibbe. Nach seiner Zeit in der U19 und U23 wurde er für eineinhalb Jahre Cheftrainer der Profis. Es folgten weitere Stationen bei Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt, Hertha BSC, aber auch in der Türkei, der Schweiz und als Nationaltrainer Griechenlands. Aktuell ist Skibbe Übungsleiter in Japan bei Sanfrecce Hiroshima.

In der U23 des BVB haben aber nicht nur Greenhorns am Seitenrand gestanden. Auch gestandene Persönlichkeiten wie Horst Köppel, Heinz Kwiatkowski und Eddy Boekamp trainierten den Dortmunder Unterbau. Der gebürtige Dortmunder Boekamp hat weite Teile seiner Laufbahn beim BVB verbracht. Nach vierjähriger Unterbrechung mit Intermezzos bei anderen Klubs ist der heute 63-Jährige seit 2013 wieder in seiner Rolle als Nachwuchskoordinator tätig.