Arrogant und sorglos: Der BVB hinterlässt in Köln einen irritierenden Eindruck
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund hinterlässt beim 2:2 in Köln einen irritierenden Eindruck. Mit einer Mischung aus Arroganz und Sorglosigkeit lässt der BVB nach und lädt den FC zum Toreschießen ein.

Bedient: BVB-Trainer Edin Terzic (l.) und Erling Haaland. © imago / Uwe Kraft
Durch das 2:2 (1:1) beim 1. FC Köln verliert Borussia Dortmund wichtigen Boden auf die Konkurrenz: Der Rückstand auf Eintracht Frankfurt auf Platz vier beträgt nun wieder vier Punkte. Zuzuschreiben hatte sich der BVB das Ergebnis in erster Linie selbst. Nach starkem Beginn ließen die Schwarzgelben mit einer Mischung aus Arroganz und Sorglosigkeit nach und luden die Gastgeber zum Toreschießen ein. Wie schon viel zu oft in dieser Spielzeit bauten die Borussen einen unterlegenen Gegner zum ernsthaften Kontrahenten auf.
Anfangs sah das anders aus: Ähnlich wie vor 14 Tagen beim FC Bayern München ging der BVB mit der ersten Chance in Führung. Keine drei Minuten waren gespielt, als Emre Can unbedrängt einen fein justierten Pass hinter die Kölner Kette auf Erling Haaland spielen durfte. Borussia Dortmunds Mittelstürmer ließ sich von der zurückhaltenden Begleitung durch Jorge Mere nicht irritieren und tunnelte FC-Torhüter Timo Horn (3.). Ein Start nach Maß!
Der BVB stellt den Spielbetrieb nach 20 Minuten ein
So gehörte die Anfangsviertelstunde allein den Gästen, die Ball, Spiel und Gegner dominierten. Die Mannschaft von Edin Terzic lief mit einer neu formierten rechten Seite auf, Thomas Meunier ersetzte den verletzten Mateu Morey, Giovanni Reyna lief vor ihm auf dem Flügel auf, weil Kapitän Marco Reus die Schmerzen an der linken Ferse an der Berufsausübung hinderten. Doch so spielfreudig und angriffslustig der BVB begann, so kontinuierlich ließen die Schwarzgelben, im überheblichen Gefühl der sicheren Überlegenheit, in der Folge nach. Eine Kopie der Szene zum ersten Tor verpuffte, weil Haaland ausnahmsweise mal am Tor vorbeischoss (30.) - das war’s aus Dortmunder Sicht.
Stattdessen ließen die Borussen die Kölner, die anfangs sichtlich geschockt auftraten, zurück ins Spiel kommen. Nachlässig im Zweikampf, schlafmützig im Anlaufverhalten und fahrlässig im Passspiel - plötzlich ging beim BVB nichts mehr zusammen. Der „Effzeh“ hätte mehrfach von schlampigen Zuspielen der Borussen (Hummels, Meunier, Hazard) profitieren können und kam dem Ausgleich immer näher. Der fiel dann folgerichtig, wenn auch etwas glücklich in der Entstehung: Reyna ließ seinen Gegenspieler Noah Katterbach anstandslos ins Zentrum ziehen und abschließen, Jude Bellingham blockte den Ball mit dem linken Oberarm. Schiedsrichter Daniel Siebert signalisierte erst „Weiterspielen“ und zeigte nach Ansicht der Zeitlupen auf den Punkt. Ondrej Duda ließ BVB-Torhüter Marwin Hitz keine Abwehrchance, 1:1 (35.).
Borussia Dortmund muss sich in Köln neu justieren
Die Pause kam dann zur rechten Zeit. Dortmund musste neu justieren und wieder den Fokus auf dieses Spiel herstellen. Terzic wechselte den indisponierten Julian Brandt aus, der neun von elf Zweikämpfen verlor und reihenweise Ballverluste produzierte. Für ihn kam Youssoufa Moukoko, der hinter Haaland agierte und zwischen den Kölner Linien anspielbar sein sollte. Statt 4-3-3 nun also 4-2-3-1.
Die Partie blieb offen, es ging hin und her. Moukoko wurde zweimal abgeblockt (56., 58.), dazwischen wehrte Hitz einen Schuss des ausgeliehenen Borussen Marius Wolf noch rechtzeitig vom Tor weg (57.). Dortmund blieb erschreckend passiv im Abwehrverhalten und inkonsequent bei den sich bietenden Konterchancen (62.). Nach der nächsten indiskutablen Szene stand es hingegen 2:1 für Köln: Dominick Drexler durfte in zentraler Position einen feinen Pass in die Tiefe spielen, BVB-Verteidiger Thomas Meunier sah äußerst unglücklich aus als unfreiwilliger Vorlagengeber und Ismail Jakobs legte alles in seinen Linksschuss aus schwierigem Winkel, der unter der Latte im Dortmunder Tor einschlug (65.).
Das 2:2 in Köln ist für den BVB schmeichelhaft
Der Vizemeister schickte nach dem 16-jährigen Moukoko mangels Alternativen noch den 19-jährigen Reinier (66. für Reyna) und den Debütanten Ansgar Knauff (80. für Meunier) aufs Feld. Haaland traf mit einem anspruchsvollen Kopfball noch den Pfosten (80.) und verzog mit einer Direktabnahme knapp (84.). Insgesamt wirkten die Bemühungen jedoch mehr kopflos und unstrukturiert, ehe Haaland doch noch der unverhoffte Ausgleich gelang: Starker Antritt von Knauff auf dem rechten Flügel, den Querpass schob der Norweger per Grätsche über die Linie (90.). 2:2 - für Schwarzgelb durchaus schmeichelhaft.
Nach den Länderspielen empfängt der BVB am Karsamstag Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr). Dann ist ein Sieg fast Pflicht, um im Rennen um die Champions-League-Plätze nicht zu weit ins Hintertreffen zu geraten.