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Disziplinarische Maßnahme: BVB-Frauen verlieren ohne Dulfer und Smits in Ungarn

BVB-Handball-Frauen

Die BVB-Frauen verlieren ihr Champions-League-Gruppenspiel gegen den amtierenden Champions-League-Sieger Györi. Bei der Niederlage in Ungarn fehlen Kelly Dulfer und Inger Smits.

Dortmund

, 06.11.2020, 21:01 Uhr / Lesedauer: 3 min
Sind nicht mit zum Doppelspieltag nach Ungarn gereist: Borussias Kelly Dulfer (l.) und Inger Smits.

Sind nicht mit zum Doppelspieltag nach Ungarn gereist: Borussias Kelly Dulfer (l.) und Inger Smits. © Stummbillig/BVB

Dass die BVB-Handball-Frauen ihr Champions-League-Gruppenspiel gegen den ungarischen Topklub und amtierenden Königsklassensieger Györi am Freitagabend 24:34 (11:19) verloren, war keine große Überraschung. Was dagegen eine riesige Überraschung war: Die BVB-Anhänger vor den Bildschirmen zuhause suchten am Freitagabend zwei Stammspielerinnen des BVB vergeblich. Kelly Dulfer und Inger Smits waren nicht mit dem BVB-Tross nach Ungarn gereist. Das bestätigte der Verein am Morgen vor dem Spiel.

„Das ist eine disziplinarische Maßnahme“, erklärte Andreas Heiermann dann am Nachmittag vor dem Anpfiff im ungarischen Györ. Der Abteilungsleiter war mit der Mannschaft von Düsseldorf über Wien nach Ungarn gereist. „Wir hatten ja jetzt auch ein paar stressige Tage“, so der BVB-Boss weiter. Die vergangenen Englischen Wochen mit dem gewonnenen Spitzenspiel in Bietigheim und der Pokalpleite in Buxtehude seien nicht nur physisch eine Belastung für die Spielerinnen. „Für uns alle“, betont Heiermann, „ist das Ganze natürlich auch eine mentale Belastung“. Der BVB habe Dulfer und Smits „ein paar Tage Auszeit“ geben wollen.

Eine Auszeit? Ausgerechnet bei den Spielen gegen den amtierenden Sieger der Champions League? „Wir wissen natürlich“, so der BVB-Boss, „dass wir die beiden brauchen, dass die beiden in einem Spiel den Unterschied machen können“. Doch wie schon sein Stellvertreter Andreas Bartels am vergangenen Dienstag wies Heiermann darauf hin, dass es gegen Györi, für den BVB-Chef aktuell das beste Team in Europa, unmöglich sei mitzuhalten – ob mit oder ohne Smits und Dulfer. Das Spiel sei vor allem dazu da, Erfahrungen zu sammeln. Die haben die BVB-Spielerinnen auch mitgenommen – und bekamen ihre Grenzen aufgezeigt.

Györi wechselt nach der Pause durch

Györi setzte sich schnell bis auf 6:2 ab (7.), musste für seine Tore aus dem Rückraum oder vom Kreis nicht viel Aufwand betreiben. Der BVB hatte dann zwar eine gute Phase, Tessa van Zijl verkürzte per Gegenstoß in Minute elf zum 6:7. Wirkliche Gefahr bestand für die routinierten Spielerinnen aus Györ aber nie – auch weil die Borussen, die mangels Alternativen streckenweise mit Linksaußen Jennifer Gutiérrez Bermejo im Rückraum agierten, viele technische Fehler machten. Bis zur Pause zogen die Ungarn auf 19:11 davon.

In Hälfte zwei wuchs der Vorsprung zunächst auf zehn Tore an (25:15, 40.), ehe Györi anfing durchzuwechseln. Die überragende norwegische Welthandballerin Stine Oftedal (6 Tore) bekam eine Pause – die 18-jährige Laura Kürthi, gebürtig aus Györ, machte unter lautem Applaus der anwesenden Zuschauer ihr erstes Tor in der Königsklasse.

André Fuhr wechselte seinerseits immer wieder die Spielerinnen – aber es blieb stets beim Abstand von acht Toren, die Borussen verwandelten nur 41 Prozent ihrer Würfe, ließen hinten häufig zu große Lücken. Trotz des großen Abstands gaben sich die dezimierten Schwarzgelben aber nie völlig auf, so wie es im Gruppenspiel gegen Brest (29:41) noch der Fall gewesen war, und kämpften 60 Minuten gegen den übermächtigen Gegner an. BVB-Kapitänin Alina Grijseels sorgte in der letzten Minute für den Schlusstreffer zum 24:34. „Es ist alles gut, wir waren heute mit einem jungen Team hier, ich bin stolz auf unsere Leistung“, erklärte André Fuhr nach dem Spiel.

Andreas Heiermann: „Das war eine temporäre Entscheidung“

Lerneffekt hin oder her – die Schwarzgelben gehen nach dem Pokal-Aus mit null Punkten aus dem Champions-League-Spiel. Dazu kommt nun die Personalie Dulfer/Smits. Die beiden Leistungsträgerinnen, die seit 2019 das schwarzgelbe Trikot tragen, sollen laut Andreas Heiermann am kommenden Mittwoch im Ligaspiel gegen den FSV Mainz 05 wieder dabei sein. „Das war eine temporäre Entscheidung“, erklärt der Abteilungsleiter und betont dann noch, dass die Entscheidung zur „disziplinarischen Maßnahme“ für Dulfer und Smits gemeinsam von Trainer und Vorstand getroffen wurde. „Und danach wird sicherlich wieder alles gut“, so Heiermann, der sich zu den genauen Gründen der Entscheidung nicht geäußert hat.

Dem aufmerksamen Beobachter wird aber wohl nicht entgangen sein, dass Inger Smits während einer Auszeit im Buxtehude-Spiel am vergangenen Mittwoch eine Anweisung von André Fuhr kommentierte. Der BVB-Trainer hatte sein Team, das im Spiel zusehends Probleme bekam, zur Auszeit gebeten und auf sehr deutliche und lautstarke Art und Weise erläutert, was bei den Schwarzgelben gerade nicht richtig lief. Bis Inger Smits das Wort ergriff – in den Auszeiten des BVB eher ungewöhnlich, in der Regel hält Fuhr die Ansprache, die Spielerinnen besprechen sich meist erst danach untereinander.

Bei allen Spekulationen – der Freitagabend hat auf jeden Fall eines gezeigt: Die beiden niederländischen Weltmeisterinnen sind unheimlich wichtig für den BVB: Dulfers Qualität in der Abwehr oder Smits Spritzigkeit im Angriff hätten Schwarzgelb in Ungarn sicher gut getan. Auf den Rest der BVB-Frauen wartet am morgigen Sonntag (14 Uhr) gleich das Rückspiel gegen den amtierenden CL-Sieger.

BVB: Duijndam, Roch, ten Holte; Grijseels (4/2), Monti Danielsson, van Zijl (5), Abdulla (2), Stockschläder, Gutiérrez Bermejo (6/1), Freriks (3), Vollebregt, Rode (1), Bleckmann (3)
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