
Ayla-Marie Harpering (17) kommt am Montag ins Fernsehen: Die Ahauserin hat an der Doku „Zum Schwarzwälder Hirsch – eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer“ teilgenommen. Darin haben 13 Menschen mit Down-Syndrom vor der Kamera gestanden. © Stephan Rape
„Zum Schwarzwälder Hirsch“: Ayla-Marie Harpering kocht bei Vox mit Tim Mälzer
Ahauserin mit Down-Syndrom
Ayla-Marie Harpering stand für die Vox-Doku „Zum Schwarzwälder Hirsch“ mit Tim Mälzer vor der Kamera. Die junge Frau mit Down-Syndrom hat eine Botschaft, die ihren Eltern die Sprache verschlägt.
Ayla-Marie Harpering kommt ins Fernsehen. Die 17-jährige Ahauserin hat drei Monate für eine neue Doku-Reihe des Senders Vox vor der Kamera gestanden.
So weit, so unspektakulär. Und doch ist ihr Auftritt etwas Besonderes: Die Doku-Reihe heißt „Zum Schwarzwälder Hirsch – Eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer“. Die 17-Jährige ist eine von 13 Hauptdarstellern, die alle mit dem Down-Syndrom auf die Welt gekommen sind.
Sie will weder von Krankheit noch von Behinderung sprechen. „Ich hab eben ein Chromosom mehr, na und?!“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion und lacht fröhlich.
Spontane Bewerbung für „Zum Schwarzwälder Hirsch“ überrascht Eltern
Also: Wie kam sie ins Fernsehen? Mit ihrer Schwester habe sie vor über einem Jahr ferngesehen. Da wurden Teilnehmer für eine neue Doku auf Vox gesucht: Menschen mit Down-Syndrom, die den Start in ein Berufsprojekt von der Kamera begleiten lassen wollen. Mit dabei Starkoch Tim Mälzer und Schauspieler André Dietz.

Nach anfänglicher Skepsis sind auch die Eltern Kerstin und Klaus Harpering vom Ergebnis der Dokumentation total begeistert. Sie wünschen sich, dass möglichst viele Menschen die Folgen auf dem Sender Vox verfolgen. © Stephan Rape
„Ich hab mich sofort beworben“, sagt sie. Ihren Eltern sei da erstmal der Stift aus der Hand gefallen. „Vor allem meinem Vater ist das schwergefallen“, schiebt sie schnell noch hinterher, bevor Klaus Harpering (63) etwas sagen kann.
Auch er muss jetzt lachen. „Tatsächlich waren wir deutlich zurückhaltender“, sagt er ernst und blickt zu seiner Frau Kerstin (58). Die ersten Bewerbungsrunden für „Zum Schwarzwälder Hirsch“ ließen sie geschehen: Videos, Interviews, Casting, erste Besuche des Produktionsteams.
Große Skepsis: Angst vor „Menschenzoo“ im Privatfernsehen
„Wir wurden sehr skeptisch, weil es ein Privatsender ist. Wir hatten Angst, dass der Film eine Art ‚Menschenzoo‘ werden würde. Dass Menschen mit Down-Syndrom sensationsheischend vorgeführt werden sollten. Deswegen haben wir doch noch die Notbremse gezogen und abgesagt“, erklärt er.

Ayla-Marie Harpering am Tresen des „Schwarzwälder Hirsch“ – was genau sie in den drei Monaten erlebt hat, darf sie im Moment noch nicht sagen. Die Folgen werden ab 24. Oktober ausgestrahlt. © Foto: RTL / Thomas Niedermüller
Im November 2021 folgte noch ein Gespräch mit der Produktionsfirma der Vox-Show. „Da wurde uns das Projekt nochmal vorgestellt. Es wirkte einfach echt und authentisch“, sagt Klaus Harpering heute: 13 Menschen, die das Down-Syndrom haben, sollen an den Restaurant-Service und die Arbeit in der Küche professionell herangeführt werden.
Eine große Aufgabe, die zeigen soll, wozu Menschen mit Down-Syndrom mit der notwendigen Unterstützung fähig sind und wie sie fit für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt werden.
Das Hofgut „Himmelreich“ im Breisgau ist eines der ersten inklusiven Unternehmen in Deutschland. Knapp die Hälfte der Angestellten in der Gastronomie mit einer Schwerbehinderung.
Für die Dokureihe mit Tim Mälzer wurde sie „Zum Schwarzwälder Hirsch“. Innerhalb von nur drei Monaten haben die Teilnehmer gelernt, möglichst selbstständig in den Bereichen Service und Küche zu arbeiten.
Inhalte der Vox-Show dürfen noch nicht verraten werden
„Da haben wir dann doch zugestimmt“, sagt Klaus Harpering, holt nochmal Luft – und wird von seiner Tochter unterbrochen: „Papa, du musst eben mal loslassen.“ Ihr haben die drei Monate „supergut gefallen“.
Vom Inhalt der drei 120-minütigen Doku-Folgen dürfen die Harperings noch nichts verraten. Das mussten sie unterschreiben.

Ayla-Marie Harpering (17) wünscht sich, in Zukunft dauerhaft in einem Kindergarten arbeiten zu können. Dahin ist der Weg aber noch lang. In der Vox-Doku war sie unter anderem als Küchenchefin im Einsatz. © Foto: RTL / Thomas Niedermüller
Nur so viel: „Es war toll, vor der Kamera zu stehen und die drei Monate weit weg zu sein“, sagt Ayla-Marie Harpering. Zum ersten Mal so weit und so lange weg von Zuhause.
Auch die Arbeit unter der Regie von Tim Mälzer habe der 17-Jährigen aus Ahaus riesigen Spaß gemacht. Ihre Rolle: „Ich war Küchenchefin und habe die Ansagen gemacht“, erklärt sie. „Weil ich lesen und schreiben kann. Das konnten manche andere nicht“, fügt sie hinzu. Alles sei genau so gewesen, wie sie es sich vorgestellt habe. Ein großes Abenteuer.
„Wir sind coole Menschen – mit einem Chromosom mehr“
Warum sie an "Zum Schwarzwälder Hirsch" teilgenommen hat? Ihre Antwort lässt ihren Eltern doch für einen Moment die Gesichter entgleisen: „Ich will, dass Menschen wie ich nicht abgetrieben werden. Dass wir nicht als Aliens gesehen werden, obwohl wir keine sind. Dass wir coole Menschen sind, ob mit einem Chromosom mehr oder weniger.“
Und auf Dauer? Will Ayla-Marie Harpering vor die Kamera? Nein, sie hat andere Pläne: Aktuell macht sie in der Kita Zauberbaum ein Berufsvorbereitungsjahr. Ihr Traum wäre es, Kinderpflegerin zu werden: in einem Kindergarten mit Kindern zu arbeiten. Doch dahin ist der Weg noch relativ weit.
Familie Harpering kämpft seit Jahren für die Ausbildung der Tochter, setzte sich deswegen auch für die Gründung der Helene-Helming-Schule ein. „Weil die Kinder dort abgeholt werden, wo sie sind“, erklärt auch Kerstin Harpering, die mit ihrem Mann und weiteren Familien im Vorstand des Trägervereins der Montessori-Schule saß.
Für ihre Tochter sei es der Horror, in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung den ganzen Tag monotone Arbeit zu machen. „In uns steckt mehr, als uns viele Menschen zutrauen“, sagt auch Ayla-Marie Harpering.
Aber noch einmal zurück zum Fernsehen: Eine kleine Premierenfeier mit der Produktionsfirma, den Teilnehmern der Vox-Show und ihren Angehörigen hat es schon gegeben. Die erste Folge der Dokumentation wurde dort gezeigt. „Es ist uns ein riesiges Anliegen, dass dieser Film gesehen wird“, sagt Klaus Harpering. Seine Tochter nickt.
Drei Monate in drei Folgen
Das Ergebnis der drei Monate zeigt Vox ab 24. Oktober. Die drei jeweils 120 Minuten langen Folgen von „Zum Schwarzwälder Hirsch – Eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer“ laufen immer montags um 20.15 Uhr.Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
