
© Peter Bandermann
Viele Freiwillige: Gesprächstelefon für Senioren startet am 19. Januar
Freiwilligenagentur
Die Freiwilligenagentur Handfest scheint mit ihrem Gesprächsangebot am Telefon einen Nerv zu treffen: Die Resonanz bei freiwilligen Helfern ist riesig. Nächste Woche soll das Angebot starten.
Es war nur ein erster Aufruf, doch Angelika Litmeier von der Freiwilligenagentur Handfest aus Ahaus ist überwältigt: Eine ganze Reihe von Freiwilligen hat sich binnen kürzester Zeit gemeldet, um ab nächster Woche das Gesprächstelefon für Senioren in und um Ahaus zu besetzen.
Die Isolation durch das Coronavirus sei besonders im Alter ein ernstes Thema: Praktisch alle Angebote im Seniorenbereich würden aktuell komplett wegfallen. Auch die persönlichen Kontakte zu Angehörigen müssen eingeschränkt werden.
Diese Lücke soll das neue Angebot zumindest zum Teil schließen. Die Anforderungen sind dabei bewusst niedrig gehalten. Es gehe erst einmal nur darum, sich zu unterhalten, über Alltägliches zu sprechen oder darüber, was einen gerade bewegt. Ab nächster Woche stehen dafür Freiwillige an drei Tagen für jeweils zwei Stunden zur Verfügung. „Vertraulich, anonym und kostenlos“, wie Angelika Litmeier betont.
Ergänzendes Angebot für ältere Menschen
Das Angebot richte sich ausdrücklich an ältere Menschen, die sich einsam fühlen und deren soziales Leben insbesondere durch die Corona-Krise stark eingeschränkt ist. Dabei will die Freiwilligenagentur auf keinen Fall bestehende Angebote wie etwa Telefonseelsorge oder psychologische Beratungen ersetzen. Es gehe lediglich darum, ein weitere Gesprächs- und Kontaktmöglichkeit zu schaffen.
Offenbar ein Angebot, das auf sehr fruchtbaren Boden fällt. Denn auch eine potenzielle Nutzerin des Kontaktangebots habe sich schon gemeldet, obwohl die Leitungen dafür noch gar nicht geschaltet waren. So schildert es zumindest die Leiterin der Freiwilligenagentur. Durch das Telefonat sieht sich Angelika Litmeier darin bestätigt, dass so ein Angebot bisher in Ahaus und Umgebung fehlt.
Kontakt zur Familie kann wegfallende Kommunikation nicht ersetzen
„Die Frau erzählte mir, dass sie zwar regelmäßig mit ihrer Tochter telefoniere, dass ihr aber trotzdem einfach der Kontakt zu anderen Menschen fehlt“, erzählt sie. Auch nach einem langen Telefonat blieben ja immer noch 23 Stunden des Tages übrig. Und man könne ja auch nicht jeden Tag bei den Kindern anrufen.
Angelika Litmeier hofft auch, dass das Thema Einsamkeit durch die Corona-Pandemie und den Lockdown ein Stück weit sein Tabu verliert. „Es fallen ja durch die Bank alle Treffs und Veranstaltungen aus“, sagt sie. Vielleicht sei deswegen die Hemmschwelle etwas geringer, sich an ein Angebot wie die Telefonnummer zu wenden.
Wie sich das Gesprächsangebot weiterentwickelt, ob vielleicht zusätzliche Zeiten angeboten oder noch weitere Freiwillige benötigt werden, sei noch komplett offen. Diese Entwicklung erwartet Angelika Litmeier mit großer Neugier.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
