Franz-Josef Bülter, Bäderleiter für das Aquahaus und das Freibad Alstätte, am Gaszähler im Keller des Aquahauses. Um den Gasverbrauch für die Heizung zu senken, sollen die Außenbecken in Ahaus erst Mitte Juni geöffnet werden.

© Stephan Rape

Ukraine-Krieg: Das Aquahaus startet erst im Juni mit der Freibadsaison

rnErdgas sparen

Um Gas zu sparen, startet das Aquahaus erst im Juni mit der Freibadsaison. Vorher wäre es einfach zu aufwendig, das Außenbecken auf Temperatur zu halten. In Alstätte sieht das anders aus.

Ahaus

, 29.04.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Folgen des Ukraine-Kriegs reichen bis in die Schwimmbecken des Ahauser Aquahauses: Um Gas zu sparen, wird das Freibad im Aquahaus erst mit einem Monat Verspätung in die Sommersaison starten. Dabei geht es um mehr als nur betriebswirtschaftliches Bedenken. Es geht auch um die Vorbildfunktion.

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„Natürlich sind wir als Bäder große Energieverschwender“, sagt Bäderleiter Franz-Josef Bülter. Das sei keine neue Erkenntnis, schließlich sind die Bäderbetriebe ja auch nicht ohne Grund defizitär. Doch aktuell gehe es neben der Frage „Wie viel Geld gibt man für wenige Besucher aus?“ auch um eine moralische Frage: „Wenn man die Menschen aufruft, Energie zu sparen, können wir nicht die Heizenergie zum Fenster hinauswerfen“, erklärt er.

Öffnungszeiten der Freibäder auf einen Blick:

Aquahaus Ahaus:

  • geplant ab 18. Juni
  • Freibad nur ab prognostizierter Außentemperatur von 25°C
  • wenn Freibad geöffnet, schließen die Schwimmbecken im Hallenbad um 11 Uhr. Der komplette Umkleide- und Sanitärbereich bleibt geöffnet.

Freibad Alstätte

  • ab 14. Mai geöffnet
  • wird bei Schlechtwetterperioden (ab drei Tagen unter 21°C) geschlossen.

Und gerade zu der Zeit, wenn es nachts noch sehr weit abkühle, koste es eben immense Mengen Gas, um die Temperatur im Schwimmbecken zu halten. Da passe es einfach nicht, so weiterzumachen wie bisher.

Jahres-Gasverbrauch von vier Personen geht an einem Tag durch

Franz-Josef Bülter belegt das mit Zahlen: Vor einem Jahr hat das Aquahaus von Mitte Mai bis Mitte Juni rund 15.500 Kubikmeter Gas verbraucht, um das Wasser zu heizen. Von Mitte Juni bis Mitte Juli waren es nur noch rund 7800 Kubikmeter. Zum Vergleich: „Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt verbraucht ungefähr 1100 Kubikmeter pro Jahr. Das geht in Spitzenzeiten bei uns an einem Tag durch. Mit der Ersparnis aus dem einen Monat, in dem wir nicht öffnen, könnten wir also rechnerisch sieben Haushalte ein Jahr mit Gas versorgen“, erklärt Franz-Josef Bülter.

Das Freibad Alstätte – hier eine Archivaufnahme – soll am 14. Mai öffnen. Dort schlagen die Heizkosten nicht ganz so extrem ins Gewicht, wie im Aquahaus. Auch haben die Alstätter ja keine Alternative wie das Hallenbad im Aquahaus.

Das Freibad Alstätte – hier eine Archivaufnahme – soll am 14. Mai öffnen. Dort schlagen die Heizkosten nicht ganz so extrem ins Gewicht wie im Aquahaus. Auch haben die Alstätter ja keine Alternative wie das Hallenbad im Aquahaus. © Stephan Rape

Noch dazu werde das Becken an diesen Tagen vielleicht für 50 Schwimmer geheizt. „Die ziehen dann draußen ein paar Bahnen und kommen dann wieder ins Hallenbad, weil es ihnen draußen doch noch zu frisch ist“, fügt er hinzu.

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Zumindest rechnerisch ist das Hallenbad ein ganz anderes Thema: Das Becken wird vor allem mit der Abwärme des Blockheizkraftwerks im Kalkbruch geheizt. Die Außenbecken werden allerdings ausschließlich über die großen Gasheizungen auf Temperatur gebracht.

Temperatur zu drosseln, ist keine Alternative

Wäre es da nicht eine Alternative, die Temperatur in den Becken einfach um ein paar Grad herunterzudrehen? Nein: „Sonst können wir das Becken ganz geschlossen lassen, weil dort dann niemand schwimmen möchte“, erklärt Franz-Josef Bülter. Versuche habe es vor Jahren schon gegeben. Genau wie entsprechende Beschwerden der Badegäste. „Das ist den Besuchern einfach zu kalt“, erklärt er.

Am Eintrittspreis soll sich – zumindest in diesem Jahr – nichts ändern. Trotz der steigenden Kosten. Wie das im nächsten Jahr aussieht, sei da schon wieder eine ganz andere Frage. Da möchte der Bäderleiter noch nicht vorgreifen.

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Klar sei aber, dass auf der Einsparungsseite praktisch schon alle Schrauben bis auf Anschlag angezogen sind. Auf lange Sicht sei es natürlich noch möglich, die Gasheizungen beispielsweise gegen Wärmepumpen auszutauschen. Auch einige Wasserpumpen könnten gegen modernere Varianten mit weniger Stromverbrauch getauscht werden. „Das sind dann aber riesige Investitionen“, erklärt Franz-Josef Bülter. Eine noch intakte Pumpe auszutauschen, rechne sich nicht ohne weiteres. Erst wenn eine Pumpe ausfalle, würde sie gegen eine effizientere Variante getauscht. Und auch ein Austausch der Heiztechnik sei bestenfalls eine Idee, aber noch lange kein konkreter Plan.

Außensaison startet im Aquahaus am 18. Juni

Aber zurück zur aktuellen Saison: Das Außenbecken im Aquahaus soll ab dem 18. Juni geöffnet werden. Allerdings nur, wenn die Temperaturen stimmen. Das gilt auch für den Rest der Saison: Nur wenn die Temperatur laut Wetterbericht über 25 °C liegt, wird das Außenbecken geöffnet. An diesen Tagen werden die Schwimmbecken im Hallenbad ab 11 Uhr geschlossen. Nur der Sanitärbereich und die Umkleiden sind innen dann noch nutzbar. Denn das Aquahaus hat noch ein Problem: Personalmangel. „Wenn ich nicht alle Becken gleichzeitig in Betrieb habe, kann ich eine Aufsicht sparen und das Bad insgesamt geöffnet halten“, sagt Franz-Josef Bülter.

DLRG-Jubiläum: Freibad in Alstätte

Das Freibad in Alstätte soll allerdings regulär geöffnet werden. Läuft alles nach Plan, am 14. Mai. Dort ist die Situation etwas anders: „In dem Becken ist viel weniger Wasser“, erklärt Franz-Josef Bülter: Das Wellenbecken im Aquahaus hat 1050 Kubikmeter, das Becken im Alstätter Freibad nur 600 Kubikmeter. Gleichzeitig ist die Oberfläche dort viel geringer, weil das Becken nicht wie im Aquahaus mit der seichten Schräge beginnt. Dadurch hält sich die Temperatur im Wasser besser, wenn es einmal aufgeheizt ist. „Die tieferen Wasserschichten wirken praktisch wie ein Pufferspeicher“, erklärt Franz-Josef Bülter. Entsprechend sparsamer könne dort geheizt werden.

Freibad in Alstätte feiert 50. Geburtstag

Außerdem sollen in Alstätte am 21. Mai die Einweihung des Planschbeckens und das 50-jährige Bestehen des Freibads gefeiert werden. „Und da hätte ich schon gerne eine Woche Vorlauf, um sicherzustellen, dass alles funktioniert“, sagt der Bäderleiter. Auch für das Bad in Alstätte gelte allerdings eine Schlechtwetter-Regel: Wenn die Wettervorhersage mindestens drei Tage in Folge mit unter 21 Grad ansagt, wird das Bad geschlossen. Das war im vergangenen Jahr an insgesamt zwölf Tagen im Juni und August der Fall.