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Über 18.000 Omikron-Fälle: Kreis Borken ist NRW-Spitzenreiter
Coronavirus
Die Zahl lässt aufhorchen. Über 18.000 bestätigte Omikron-Fälle gibt es im Kreis Borken. Spitzenwert in NRW. Besonders eine Altersgruppe scheint betroffen zu sein. Wir haben nachgehakt.
Die Zahlen lügen nicht. Schwarz auf weiß steht beim Landeszentrum für Gesundheit (LZG) die Zahl 18.583. So viele bestätigte Omikron-Fälle (Stand 10. Februar) gibt es mittlerweile im Kreis Borken. Kein anderer Kreis, keine andere Stadt in NRW kommt auf einen derartigen Wert.
Alleine vom 3. bis 9. Februar kamen im Kreis Borken 7693 neue, bestätigte Omikron-Fälle hinzu. Führt man sich vor Augen, dass es im exakt selben Zeitraum 7849 Neuinfektionen gab, wird deutlich, wie dominant Omikron mittlerweile ist. Allein über 90 Prozent bei den jüngsten Neuinfektionen.
Omikron dominiert Infektionsgeschehen
Dass diese Virus-Variante die dominierende im Kreis - und natürlich auch deutschlandweit - ist, bestätigt Kreis-Pressesprecher Karlheinz Gördes auf Anfrage. Er drückt es so aus: „In der Regel ist momentan Omikron bei einer Neuinfektion im Spiel.“
So weit so so gut. Nur warum explodieren die Omikron-Zahlen im Kreis Borken derart? Schließlich ist es ja nicht so, dass der Kreis mit seinen 372.907 Einwohnern (IT.NRW Stand 30. Juni 2021) in Vergleich zu anderen Kreisen oder Städten zwangsläufig mehr Einwohner hat.

Auch die Kontaktermittler helfen im Kreis Borken bei der Datenerfassung. So konnte der Rückstau zuletzt abgebaut werden, sodass die Infektionszahlen up to date sind. © Kreis Borken
Alleine Köln mit 1.073.426 Einwohner oder Düsseldorf mit 618.023 Einwohnern haben bedeutend mehr. Ebenso der Kreis Recklinghausen mit 612.773 Einwohnern. Doch sie alle zusammen haben aktuell weniger Omikron-Fälle als der Kreis Borken – 15.883.
Eine allumfassende Antwort kann der Kreis-Pressesprecher natürlich nicht geben. Fakt sei aber, dass der Kreis Borken ordentlich Tempo bei der Erfassung der Fallzahlen und der Weitergabe an das LZG und RKI mache. Auch die Befunde aus den Laboren gingen zügig ein. Inklusive Omikron-Nachweis.
Kreis ist nah am Infektionsgeschehen
Das Daten-Team wurde im Kreis deutlich aufgestockt. Auch die Kontaktermittler helfen bei der Erfassung der Daten. Denn auch im Kreis Borken hat es zeitweise einen Datenstau gegeben. Sprich, wegen der enormen Menge an Neuinfektionen konnte nicht alles zeitnah an das LZG übermittelt werden.
Mittlerweile sieht das anders aus. „Wir sind sehr nah am Infektionsgeschehen dran. Wir erfassen alles sehr zeitnah“, unterstreicht Karlheinz Gördes.
Dies und das zügige Erhalten der Laborbefunde könnten (!) also Gründe dafür sein, warum es im Kreis Borken mehr bestätigte Omikron-Fälle als anderswo in NRW gibt. Einfach, weil der Datenfluss ohne Verzögerungen läuft.
Und offenkundig auch, weil die Vollgenomsequenzierung für den Omikron-Nachweis oft und vor allem zeitnah erfolgt. Etwas, das verschiedenen Medienberichten nach nicht immer überall der Fall sein soll.
Ob weitere Gründe, etwa die Nähe zu den Niederlanden, eine Rolle spielen könnten, ist spekulativ. Dazu kann der Kreis keine Angaben machen. Fakt ist aber, dass andere Kreise - etwa Recklinghausen - bei der Datenerfassung nicht hinterherkommen.
Kreis Recklinghausen kommt nicht hinterher
„Es war und ist für uns im Moment im laufenden Betrieb einfach nicht zu schaffen, die neuen Fälle vollständig zu erfassen“, machte Dr. Richard Schröder, Fachbereichsleiter Gesundheit, Bildung und Erziehung beim Kreis Recklinghausen, jüngst unmissverständlich deutlich.
De facto gibt es dort einen riesigen Rückstau. Und in der aktuellen Statistik tauchen „nur“ 1.789 Omikron-Fälle auf. Wie es in den übrigen Kreisen und Städten in NRW bei der Datenerfassung und der Zuverlässigkeit der Laborbefunden mit Blick auf Omikron aussieht, kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden.

Wie der Kreis Borken mitteilt, treffen die Ergebnisse der PCR-Tests aus den Laboren zeitnah nach dem Einreichen ein. So können die Ergebnisse auch zügig an das LZG weitergegeben werden. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Auffällig im Kreis Borken ist, dass mit Blick auf die 7-Tages-Inzidenz nach Altersstrukturen vor allem die Altersklasse 0 bis 19 Jahre das Infektionsgeschehen dominiert (3153,2). Da Omikron die dominierende Variante ist, sieht es datentechnisch so aus, als sei die genannte Altersklasse besonders anfällig.
Da tritt der Kreis-Pressesprecher allerdings bewusst auf die Interpretationsbremse. „Man muss vorsichtig bei Verallgemeinerungen sein. Für den Kreis lesen sich die Daten zwar momentan so, aber dies darf kein genereller Rückschluss sein.“ Zumal die Inzidenz bei den 20- bis 39-Jährigen mit 2620 nicht erheblich geringer ist.
Randnotiz: Der Information, die der Redaktion zugespielt wurde, dass etwa in der Villa Kunterbunt in Ahaus viele Kinder infiziert seien, erteilt Stadt-Pressesprecher Stefan Hilbring eine Absage: „Es gibt dort überhaupt keine Auffälligkeiten.“
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
