Elisabeth Weiß war am Samstagmorgen vom Besuch der Sternsinger richtig überrascht. "Ich dachte, wegen Corona kommt ihr gar nicht", sagte sie den Kindern. Zum Glück hatte sie noch genügend Süßigkeiten im Haus.

© Stephan Rape

Sternsinger und Tannenbaumaktion: „Ich hatte gar nicht mit euch gerechnet!“

rnAktionen trotz Coronavirus

Sternsinger und Messdiener hatten viel zu tun: Die einen brachten den Segen an die Haustüren, die anderen holten die ausgedienten Weihnachtsbäume ab. Wegen der Pandemie keine einfache Aufgabe.

Ahaus

, 08.01.2022, 15:16 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es ist Samstagvormittag, die Sonne scheint zwar für einen Moment, doch durch den Bockhorn und die Ottostraße weht ein beißend kalter Wind. Marit, Hugo, Litta, Theresa und der erst vierjährige Otto lassen sich davon aber nicht abhalten. Sie haben ihre Gewänder etwas fester gezogen und stapfen von Haustür zu Haustür. Die fünf sind als Sternsinger unterwegs und bringen den Segen an die Türen.

In der Geschichte sind es ja eigentlich nur drei Könige oder Weise aus dem Morgenland, die von der Geburt Jesu berichten sollen. Aber so genau muss man das ja an diesem Morgen nicht nehmen. Außerdem muss ja auch einer den Stern tragen.

Marit (9), Lotta (10), Hugo (7), Otto (4) und Theresa (9, v.l.) waren als Sternsinger am Samstag rund um Bockhorn und Ottostraße unterwegs. Sie brachten den Segen an die Haustüren der Menschen und konnten sich dafür über Geld- und Süßigkeitenspenden freuen.

Marit (9), Lotta (10), Hugo (7), Otto (4) und Theresa (9, v.l.) waren als Sternsinger am Samstag rund um Bockhorn und Ottostraße unterwegs. Sie brachten den Segen an die Haustüren der Menschen und konnten sich dafür über Geld- und Süßigkeitenspenden freuen. © Stephan Rape

Derweil kümmert sich Otto mit seinem Trettraktor und Anhänger darum, dass die vielen Süßigkeitenspenden etwas einfacher zu transportieren sind. Die Rollen sind klar verteilt. Und auch die Kälte schreckt sie nicht ab. Obwohl Otto kurz vor der Mittagspause dann doch anfängt zu murren.

Die Türen in ihrem Bezirk haben sie nicht gezählt

An wie vielen Türen sie an diesem Morgen schon geklingelt haben, haben sie nicht gezählt. „Auf jeden Fall haben wir den größten Bezirk“, da ist sich die neunjährige Marit sicher. Das könne gar nicht anders sein, bei der Menge an Häusern, die allein auf der kurzen Ottostraße stehen.

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Und einer Königin – wenn auch nur für einen Tag – soll man ja auch nicht widersprechen. Gerade kommt die am Haus von Franz und Elisabeth Weiß in der Ottostraße an.

Für die Sternsinger galt in diesem Jahr ein striktes Hygienekonzept: Mundschutz und ein aktueller negativer Coronatest waren Pflicht.

Für die Sternsinger galt in diesem Jahr ein striktes Hygienekonzept: Mundschutz und ein aktueller negativer Coronatest waren Pflicht. © Stephan Rape

Sie klingeln. Als sich die Tür öffnet, stimmen die Kinder das Sternsingerlied an. „Wir kommen daher aus dem Morgenland...“ Ein bisschen schief, unter den Gesichtsmasken etwas schwierig zu verstehen, aber genau so, wie es schon seit Jahrzehnten an den Türen gesungen wird. „Wir wohnen seit über 50 Jahren hier. Das gehört einfach dazu“, sagt Elisabeth Weiß fröhlich, als sie einen Geldschein in die Spendendose stopft und den Kindern etwas Schokolade mit auf den Weg gibt.

Anwohner freuen sich über gelungene Überraschung

„Wegen Corona hatte ich schon gar nicht damit gerechnet, dass ihr vorbei kommt“, sagt sie zu den Kindern. Umso mehr freut sie sich über die gelungene Überraschung. Schließlich musste die Aktion im vergangenen Jahr fast komplett ausfallen.

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Die Segenswünsche wurden damals nur per Youtube-Video in Ahaus und den Ortsteilen verbreitet. „Allein um die Tradition fortzuführen, haben wir uns in diesem Jahr dazu durchgerungen, die Kinder auf den Weg zu schicken“, sagt Pastoralreferent Dirk Müller. Bei ihm läuft die Organisation der Sternsingeraktion in St. Marien und St. Josef Ahaus sowie St. Josef Graes zusammen.

Aktuelle Tests und Gesichtsmasken sind ein Muss

Für die Kinder gelten am Samstag klare Vorgaben: Jedes Kind hat sich noch am Morgen testen lassen. Auch ein Mundschutz ist für sie vorgeschrieben. „Wären wir noch ein Jahr nicht durch die Bezirke gegangen, hätten sich im nächsten Jahr wohl noch weniger Kinder gemeldet“, sagt er. Auch in diesem Jahr sah es erst sehr eng aus. „Im Nachhinein bin ich aber überrascht, wieviele Kinder sich noch gemeldet haben“, sagt er. Allein in der Innenstadt seien 80 bis 100 Kinder unterwegs gewesen. Noch einmal 55 Kinder hätten sich in Graes auf den Weg gemacht.

Alle Haushalte hätten damit aber trotzdem nicht erreicht werden können. „Zusätzlich haben wir den Segen auch per Brief verteilt“, macht Dirk Müller deutlich.

Messdiener sammeln ausgediente Weihnachtsbäume ein

Ebenfalls seit dem frühen Morgen sind am Samstag die Messdiener unterwegs. In mehreren Gruppen sammeln sie die ausgedienten Weihnachtsbäume ein. Und auch sie merken natürlich einen großen Unterschied: „Wir kommen mit den Leuten nicht ins Gespräch“, sagt Kevin Brunsmann. Der 22-jährige Messdiener-Leiter ist der Hauptorganisator der Tannenbaumaktion und fährt an diesem Morgen eines der Sammelfahrzeuge.

Mit viel guter Laune waren die Messdiener am Samstagvormittag auch in der Frauenstraße unterwegs. Von den Vorgaben gegen das Coronavirus haben sie sich den Spaß an der Tannenbaumaktion trotz allem nicht verderben lassen.

Mit viel guter Laune waren die Messdiener am Samstagvormittag auch in der Frauenstraße unterwegs. Von den Vorgaben gegen das Coronavirus haben sie sich den Spaß an der Tannenbaumaktion trotz allem nicht verderben lassen. © Stephan Rape

„Normalerweise wechselt man an jeder Tür ein paar Worte, wenn man klingelt“, sagt er. Wie schon im vergangenen Jahr seien die Menschen aber auch jetzt sehr vorsichtig. „Einige winken durch die Fensterscheiben, einige grüßen kurz an der Tür“, erklärt er. Die Meisten hätten ihre Bäume aber am Zaun oder der Garagenauffahrt schon parat gelegt. Samt angebundener Spende.

Sammlung ist wegen Corona nur mit abgespecktem Programm möglich

„Natürlich ist das schade, aber es geht eben nicht anders“, sagt Kevin Brunsmann schulterzuckend. Auch die Messdiener haben sich natürlich auf die Coronabedingungen eingestellt: Das gemeinsame Frühstück, die gemeinsame Mittagspause und die Dankeschön-Party am Abend fallen auch in diesem Jahr aus.

Kevin Brunsmann (l.), Hauptorganisator der Tannenbaumaktion der Messdiener, war am Samstag mit einer Sammelgruppe unterwegs. Auch die Messdiener mussten sich wegen der Pandemie natürlich einschränken. Die üblichen Gespräche an der Haustür gab es in diesem Jahr nicht.

Kevin Brunsmann (l.), Hauptorganisator der Tannenbaumaktion der Messdiener, war am Samstag mit einer Sammelgruppe unterwegs. Auch die Messdiener mussten sich wegen der Pandemie natürlich einschränken. Die üblichen Gespräche an der Haustür gab es in diesem Jahr nicht. © Stephan Rape

„Vielleicht holen wir wenigstens die Party irgendwann im Sommer nach“, fügt er noch hinzu. Das Essen am Samstag gibt es jedenfalls voneinander getrennt in den einzelnen Gruppen. Kontakt untereinander soll so weit es geht vermieden werden.

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Auch die Aufteilung in den Sammelgruppen ist strikter als sonst. „Pro Fahrzeug Fahrer und Beifahrer und zwei zweiköpfige Sammelteams“, erklärt Kevin Brunsmann. Auch da zählen Abstände, es werden Masken getragen und die Kinder und Jugendlichen haben sich morgens noch testen lassen. Die Sicherheit geht vor. „Wir sind ja froh, dass wir die Aktion überhaupt durchführen können“, erklärt Kevin Brunsmann. Rund 40 Messdiener sind am Samstag allein in den Bezirken in der Innenstadt im Einsatz.