
© Stephan Rape
Stadt Ahaus sieht weiteres Chaos bei Schulanmeldungen anrollen
Anmeldezahlen
Mit der abgelehnten Erweiterung der Irena-Sendler-Gesamtschule droht für die Anne-Frank-Realschule eine Anmeldewelle. Politik und Verwaltung kritisieren die Entscheidung der Bezirksregierung.
Im vergangenen Frühjahr mussten Kinder und Eltern hoffen und bangen, an der Irena-Sendler-Gesamtschule noch einen Platz zu bekommen. Das gleiche Problem droht in diesem Jahr wieder: dieses Mal an der Anne-Frank-Realschule.
Ärger, Unverständnis und Wut über die Entscheidungen der Bezirksregierung Münster kochten darüber jetzt im Schul- und Sportausschuss hoch.
Noch einmal im Schnelldurchlauf: Im vergangenen Jahr hatten sich zu viele Kinder an der Irena-Sendler-Gesamtschule (ISG) angemeldet. Erst sehr spät genehmigte die Bezirksregierung eine zusätzliche Klasse – zum letzten Mal. Für dieses Jahr beantragte die Stadt Ahaus, die ISG dauerhaft auf sieben Züge zu erweitern. Nach viereinhalb Monaten – und ganze zwei Tage vor Beginn der Anmeldephase – kam aus Münster grünes Licht.
Die benötigten Anmeldezahlen wurden jedoch unterschritten. Schon drei Werktage später widerrief die Bezirksregierung ihre Genehmigung. Obwohl erst Ende Februar die Anmeldeverfahren an der Anne-Frank-Realschule und dem Alexander-Hegius-Gymnasium enden.
Klarheit gibt es erst am 26. Februar
Problem: Die Stadt Ahaus hatte 30 Anmeldungen mehr an der Irena-Sendler-Gesamtschule erwartet. Diese Schülerinnen und Schüler werden sich jetzt auf andere Schulen verteilen. Beigeordneter Werner Leuker zeichnete ein düsteres Bild: Erste Anfragen an der Anne-Frank-Realschule würden darauf hindeuten, dass dort die Grenze von fünf fünften Klassen gerissen wird.
Auch dort sei es aber nicht einfach, eine Mehrklasse zu bilden. Gleichzeitig gebe es an der ISG nur noch 16 Restplätze. Wie es mit diesen Kindern weitergehe, müsse die Verwaltung ganz kurzfristig entscheiden. Allerdings erst am 26. Februar. So lange laufen die Anmeldeverfahren noch.
Ahauser Politik schießt scharf gegen die Bezirksregierung
Verwaltung und die Politiker im Schulausschuss jedenfalls sparten nicht mit scharfen Formulierungen: Vorprogrammiertes und unerträgliches Chaos, das für Schüler und Eltern unzumutbar sei (Ute Isferding, CDU, und Christiane Gottheil, FDP), ein Verfahren, das Narben hinterlassen habe (Werner Leuker), Einvernehmen zwischen den Kommunen, das stark gelitten habe (Annegret Hejnk, UWG), Entsetzen über die Entscheidung der Bezirksregierung (Gisa Müller-Butzkamm, Grüne) – über alle Fraktionsgrenzen hinweg zeigte sich der Schulausschuss Ahaus am Montagabend mit der aktuellen Lage absolut unzufrieden.
Dr. Michael Räckers (CDU) betonte: „Es geht uns ja nicht darum, den anderen Kommunen Schülerinnen und Schüler wegzunehmen“, sagte er. „Wir wollen ein starker Standort sein. Aber wir wollen auch den Konsens.“
Unsicherheit trieb viele Eltern von der ISG weg
Die späte Entscheidung der Bezirksregierung macht die Verwaltung mit für das Anmeldechaos verantwortlich. Belegbar ist das nicht: „Wir haben das nicht abgefragt“, erklärte Bürgermeisterin Voß. Aber man könne sicherlich davon ausgehen, dass Angst und Unsicherheit viele Eltern in diesem Jahr zu einer Entscheidung gegen die ISG getrieben hätten.
Derweil will Werner Leuker dem Ausschuss zügig den neuen Antrag auf Einführung eines siebten Zugs an der ISG vorlegen. Wahrscheinlich in der übernächsten Sitzung. Denn für die kommenden Jahre stehen noch mehr Anmeldungen für die ISG in den Planungen. So viele, dass auch ein möglicher siebter Zug auf lange Sicht nicht ausreichen könnte.
Parallel soll die Beratung mit Bezirksregierung und den umliegenden Kommunen weiter geführt werden. Im Gespräch sei auch ein möglicher Schulversuch. „Den müssen wir uns erläutern lassen“, erklärte Werner Leuker. Wichtigstes Ziel – auch einer regionalen Schulentwicklungsplanung – bleibe es, dass jedes Kind aus Ahaus und den Ortsteilen auch in Ahaus eine weiterführende Schule besuchen könne.
Die Ausschussvorsitzende Beatrix Wantia zog – zumindest in der Diskussion – den vorläufigen Schlussstrich: „Da liegt viel Arbeit vor uns. Lassen wir es auf uns zukommen.“
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
