Polizeitaucher einer Einheit aus Wuppertal haben am Donnerstag die Schlossgräfte nach Beute aus dem Raubüberfall auf die Goldschmiede Engels durchsucht. Fündig wurden sie nicht. Die Ermittlungen laufen weiter. Die beiden dringend Tatverdächtigen befinden sich in Untersuchungshaft.

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Raubüberfall: Polizeitaucher finden keine Beute in der Schlossgräfte

rnPolizeitaucher-Einsatz

Polizeitaucher aus Wuppertal sind am Donnerstag (17. Februar) in der Schlossgräfte Ahaus aktiv. Der Einsatz hängt mit dem Raubüberfall auf die Goldschmiede Engels am Mittwoch zusammen.

Ahaus

, 17.02.2022, 16:44 Uhr / Lesedauer: 3 min

Kein Schlag ins Wasser, aber zumindest die Gewissheit: In der südöstlichen Schlossgräfte liegt kein Teil der Beute aus dem Raubüberfall auf die Goldschmiede Engels vom Mittwoch (16. Februar).

Polizeitaucher haben am Donnerstagvormittag zentimeterweise den Grund der Gräfte untersucht. Zeugen hatten berichtet, dass einer der Räuber auf der Flucht durch den Schlossgarten eine Tüte oder Tasche in die Gräfte geworfen habe. Die Polizei vermutete, dass es sich dabei um die Beute aus dem Raubüberfall handeln könnte. Eine weitere Beutetasche hatten die Beamten bereits in einer Mülltonne sichergestellt.

Keine Sicht und kaltes Wasser

Polizeihauptkommissar Thorsten Schmidt ist Leiter der Einheit aus Wuppertal, die am Donnerstagmorgen die Tauchausrüstung anlegt. Die Polizeitauchergruppe gehört zur zweiten technischen Einheit der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Ein Einsatz wie in der Gräfte gehört für sie zum täglichen Geschäft.

Samt der widrigen Umstände: So gut wie keine Sicht und kühle Temperaturen. „Der Taucher wühlt bei der Suche ja den Boden auf“, erklärt Thorsten Schmidt, während sein Kollege den Trockentauchanzug anzieht. Und weil die Gräfte stark verschlammt sei, sinke die Sicht spätestens nach den ersten Suchbahnen auf Null. „Der Taucher hat zehn Augen“, sagt Thorsten Schmidt und hebt grinsend seine beiden Hände mit weit gespreizten Fingern.

Taucher sieht unter Wasser mit den Fingerspitzen

Dennoch: Sollte sich die Beute am Grund der Gräfte befinden, die Polizeitaucher würden sie finden. Da ist sich der Polizeihauptkommissar absolut sicher. Denn der Taucher im Wasser folgt einem ganz klaren Muster. Bahn für Bahn sucht er den Grund ab. Damit er dabei die Orientierung nicht verliert, steht ein zweiter Taucher am Rand und hält eine Führungsleine in den Händen. „Der Taucher muss praktisch nur dafür sorgen, dass die Leine gespannt bleibt“, erklärt Thorsten Schmidt.

Für Polizeihauptkommissar Thorsten Schmidt, Einsatzleiter der Polizeitaucher aus Wuppertal, war der Einsatz an der Gräfte Alltag: Wenig Sicht, kaltes Wasser.

Für Polizeihauptkommissar Thorsten Schmidt, Einsatzleiter der Polizeitaucher aus Wuppertal, war der Einsatz an der Gräfte Alltag: Wenig Sicht, kaltes Wasser. © Stephan Rape

Über eine Stunde ist der Taucher im Wasser. Zwischendurch gibt er immer wieder Zeichen, dass alles in Ordnung ist. Denn auch die Temperatur ist nicht ohne: Bei knapp zehn Grad Lufttemperatur liegt auch die Wassertemperatur im ein-, höchsten niedrigen zweistelligen Bereich.

Mit Trockentauchanzügen geschützt hat sich der Polizeitaucher am Donnerstag in das kalte Wasser der Gräfte gewagt. Von der Beute aus dem Raubüberfall auf die Goldschmiede Engels konnte er jedoch keine Spur finden.

Mit Trockentauchanzügen geschützt hat sich der Polizeitaucher am Donnerstag in das kalte Wasser der Gräfte gewagt. Von der Beute aus dem Raubüberfall auf die Goldschmiede Engels konnte er jedoch keine Spur finden. © Stephan Rape

„Die Taucher tragen Trockenanzüge“, erklärt Thorsten Schmidt. Die Handschuhe sind jedoch nicht wasserdicht. Dort kann Wasser eindringen. „Das ist aber für ein oder zwei Stunden gut auszuhalten“, sagt er. Und länger reicht der Sauerstoff, den der Taucher auf dem Rücken dabei hat, ohnehin nicht aus.

Beute befindet sich nicht auf dem Boden der Gräfte

Für die südöstliche Gräfte reiche das aus. Nach etwas über einer Stunde gibt es die ernüchternde Erkenntnis: In der Gräfte liegt die Beute nicht. Der Taucher steigt aus dem Wasser. Die Kolonne aus mehreren Polizeifahrzeugen rückt wieder ab. Die Absperrungen am Schloss werden aufgehoben. Die Ermittlungen gehen derweil weiter.

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Die beiden Tatverdächtigen, ein 17 und ein 22 Jahre alter Mann aus Rotterdam, befinden sich inzwischen in Untersuchungshaft. Sie wurden am Donnerstag beim Amtsgericht in Ahaus vorgeführt. Die Staatsanwaltschaft hatte für beide Räuber aus Rotterdam Untersuchungshaft beantragt, die ein Richter anordnete.

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Taucher suchen in der Schlossgräfte nach Beute aus Raubüberfall

Polizeitaucher sind am Donnerstag in die Schlossgräfte in Ahaus gestiegen. Sie haben nach Teilen der Beute aus dem Raubüberfall auf die Goldschmiede Engels gesucht. Fündig wurden sie nicht. Ein Teil der Beute bleibt verschwunden.
17.02.2022

Wie sich zudem herausstellte, hat sich einer der Täter bei der Flucht verletzt. Bei der Rangelei an der Eingangstür zum Juweliergeschäft hatte sich der 22-Jährige einen Arm gebrochen.

Räuber machen Beute für rund 100.000 Euro

Wie berichtet, hatten die beiden Männer am Mittwochmorgen die Tür zur Goldschmiede Engels aufgedrückt, als eine Mitarbeiterin das Geschäft betreten wollte. Sie schlugen eine Scheibe zum Schaufenster ein und erbeuteten Trauringe und weitere Schmuckstücke. Laut Schätzungen von Goldschmiedemeister Mathias Engels im Wert von rund 100.000 Euro.

Auf der anschließenden Flucht waren die Täter von zwei Männern aus Ahaus verfolgt worden. Einen konnten die Zeugen überwältigen, obwohl er zunächst mit einer Schreckschusswaffe noch auf sie gezielt und sogar geschossen hatte. Die Zeugen hielten den Täter fest, bis die Polizei eintraf.

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Ein Verhalten, das Polizeipressesprecher Frank Rentmeister, am Donnerstag noch höchste Anerkennung und Respekt aussprechen lässt. „Das war schon wirklich sehr mutig“, sagt er gegenüber unserer Redaktion. Auf jeden Fall wolle die Behörde noch auf die beiden Zeugen zugehen und sich bei ihnen bedanken. Ob mit einer Einladung oder in welcher Form stehe noch nicht fest.

Polizei lobt mutigen Einsatz, rät aber auch zur Vorsicht

„Natürlich ist das mutig gewesen und insgesamt eine tolle Leistung“, sagt Frank Rentmeister. Eine generelle Verhaltensregel für Zeugen einer Straftat will er daraus aber nicht ableiten. „Wir raten immer dazu, keine unnötigen Risiken einzugehen“, erklärt er. Was das im Einzelfall heiße, müsse jeder für sich in der jeweiligen Situation entscheiden.

Die Ermittlungen der Kriminalinspektion 1 dauern an. Die Polizei sucht weitere Zeugen, die am Mittwoch die Fluchtroute der beiden Täter beobachtet haben können. Zeugen sollen sich bei den Ermittlern unter Tel. (02861) 9000 melden.

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