
Imke Altekruse (56) hat den rollenden Bioladen vor fünf Jahren übernommen. Neben Märkten in Gescher, Coesfeld, Havixbeck und Recklinghausen steuert sie ab sofort immer mittwochs auch Ahaus an. Hier hat sie schon in der dritten Woche erste Stammkunden. © Stephan Rape
Markthändlerin schließt mit Bio-Angebot Lücke auf dem Ahauser Wochenmarkt
Imkes Bio und so
Seit einigen Jahren gibt es in Ahaus keinen reinen Bioladen mehr. Die Lücke möchte Imke Altekruse zumindest mittwochs schließen: Seit kurzem steht sie auf dem Ahauser Wochenmarkt.
Es gibt ein neues Gesicht auf dem Mittwochs-Wochenmarkt: Imke Altekruse (56) aus Dülmen steht dort seit kurzem mit ihrem Bio-Stand „Imkes Bio und so“. An diesem Mittwoch etwas im Abseits – allerdings nur räumlich: „Die beiden Stände neben mir machen Urlaub“, sagt sie und blickt in Richtung Mahner. Es ist der dritte Markt, den sie in Ahaus mit ihrem Wagen besucht.
Freunde und Bekannte hätten sie gedrängt, ihren Wagen auch in Ahaus aufzustellen. „Die haben schon lange regelrecht gequengelt, weil es hier keinen Biomarkt mehr gab“, sagt sie.
Eine Lücke, die sie gerne schließen will: Ich möchte eigentlich ein fahrender Tante-Emma-Laden für Bioprodukte sein“, sagt Imke Altekruse. Der Schwerpunkt liegt dabei ausdrücklich auf Lebensmitteln.
Bio in jedem Fall, regional wo es eben geht
Wo es geht, kauft sie die auch regional ein: Das Brot beispielsweise stammt aus der Ahauser Biobäckerei am Fleehook, die Eier kommen aus Gescher, Quark und Milch aus Gronau und Holtwick.

Bio-Lebensmittel und Unverpacktes bietet Imke Altekruse seit kurzem an jedem Mittwoch auf dem Ahauser Wochenmarkt an. Ein Angebot, mit dem sie in Ahaus offenbar einen Nerv getroffen hat. © Stephan Rape
„Immer ist das natürlich nicht möglich“, fügt sie hinzu. Mehl, Nudeln, Aufstriche oder Konserven beispielsweise kommen von weiter her. Allesamt Produkte, die vor allem preislich die Konkurrenz nicht fürchten müssten. „Es ist immer noch in den Köpfen drin, dass Bioprodukte extrem teuer sind“, sagt sie. Doch das stimme nicht.
Klar: Mit Discounterpreisen könne sie nicht mithalten. Will sie aber auch nicht. „Grundnahrungsmittel sind „bio“ nicht teurer als die Markenprodukte im Supermarkt“, macht sie deutlich.
Auch das habe mit der gestiegenen Nachfrage zu tun. Kein Hersteller würde, so wie in der Anfangszeit vieler Biomarken, noch zuhause in der Garage im kleinen Maßstab arbeiten. Und an die größere Produktion sei eben auch der Preis gekoppelt.
Unverpackte Lebensmittel ergänzen das Angebot
Neben den Bioprodukten hat die Dülmenerin auch einige unverpackte Lebensmittel im Angebot. Verschiedene Nudeln, Reis, Hülsenfrüchte, Müsli oder Cornflakes können sich die Kunden in eigene Gefäße abfüllen lassen. „Das hab ich auf ausdrücklichen Kundenwunsch eingeführt“, erklärt sie. Und ein weiterer Ausbau sei denkbar. „Noch habe ich ja etwas Platz“, sagt sie und deutet in die Auslage.
Unverpackter Käse oder Quark komme ihr allerdings nicht in die Ladentheke. „Der Aufwand für die Hygiene ist viel zu hoch. Das klappt nicht“, macht sie deutlich.
Sie weiß wovon sie spricht: Mit dem Marktwagen ist sie seit fünf Jahren unterwegs. Zuvor hat sie fest angestellt in einem stationären Biomarkt gearbeitet. „Dann ergab sich die Gelegenheit“, erklärt sie.
Ihr Vorgänger auf dem Marktwagen ging nach zwölf Jahren in den Ruhestand. Sie führte das Geschäft fort. Insgesamt ist der kleine Marktwagen schon seit bald 30 Jahren auf Achse. Mit unterschiedlichen Geschäftsführern, aber nur ganz leicht angepasstem Angebot.
Erste Kunden sind begeistert: Endlich wieder ein Biomarkt
„Den Kunden gefällt es“, sagt Imke Altekruse. So wie Angelika Büscher zum Beispiel: Die Ahauserin genießt am Mittwoch einen freien Tag und ist mit ihrer Tochter in der Innenstadt unterwegs. „Auf jeden Fall hat ein Bioladen in der Stadt gefehlt“, sagt sie, als sie an Imke Altekruses Stand kurz anhält und zwei Pakete Quark in Bioqualität mitnimmt. Der sei sonst schwer zu bekommen.
Da sich ihre beiden Töchter vegan ernähren, müsse sie zwangsläufig vorbereitet sein, was die Lebensmittel angeht. Umso leichter falle das durch den neuen Stand auf dem Markt.
Es vergehen nur wenige Augenblicke, bis die nächsten Kunden vor dem Tresen stehen. Frischkäse, Eier, Käse, ein paar Brötchen – ein richtigen Verkaufsschlager gibt es aktuell noch nicht.
Imke Altekruse lächelt zufrieden. Die Nachfrage nach Bioprodukten sei in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. „Ich bin seit 22 Jahren in der Biobranche tätig und habe das praktisch hautnah miterlebt“, erklärt sie. Anfangs noch improvisiert und teilweise belächelt, gehöre ein Bioangebot für viele mittlerweile völlig selbstverständlich dazu.
Krieg in der Ukraine zwingt Menschen zum Sparen
Der Krieg in der Ukraine würde die Nachfrage allerdings spürbar dämpfen. „Die Menschen müssen sparen“, sagt sie.
Das könne sie natürlich nachvollziehen. Aber das treffe auch nicht nur sie, sondern den gesamten Lebensmittelhandel – konventionell und bio. In Deutschland werde eben als erstes an den Lebensmitteln gespart. „Das gibt es im europäischen Ausland so nicht“, sagt sie.
Sie selbst ernähre sich nicht ausschließlich von Bio-Produkten: „Ich esse auch viel Gemüse aus meinem eigenen Garten. Das hat kein Zertifikat“, sagt sie lachend.
Ansonsten habe sie schon vor Jahrzehnten ihre Ernährung auf bio umgestellt. „Ich bin also daran gewöhnt, dass ich mehr Geld für Lebensmittel ausgebe“, macht sie deutlich.
Und auch wenn es in ihrem Wagen kein Fleisch gibt, Vegetarierin sei sie nicht. Aber um Fleisch zu verkaufen, müsse der Verkaufswagen weitere Anforderungen erfüllen. Auch gebe es da andere Anbieter.
Ihren Kunden erfüllt sie auch neben dem regulären Sortiment einige Sonderwünsche. „Wenn ich es bekommen kann, ist das kein Problem“, sagt sie. Auf eine Sache werde sie allerdings auch langfristig nicht verzichten: Bargeld. „Kartenzahlung lohnt sich bei mir einfach nicht“, macht sie deutlich. Dafür sei der Betrieb zu klein.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
