Ahauser Ärzte helfen in Uganda besser zu sehen

Augenklinik Dr. Gerl

Die Stiftung „Besser sehen“ hat sich zum Ziel gesetzt, in der ärmsten Region Ugandas augenärztlich zu helfen. Dort wurde kürzlich eine Augenklinik in einem medizinischen Zentrum eingeweiht.

Ahaus

20.07.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Von 1987 bis 2006 hatten kriegerische Auseinandersetzungen zwischen der Lords Resistence Army (LRA) unter Führung von Joseph Kony und der Armee der ugandischen Regierung stattgefunden. Trotz Friedensverhandlungen unter maßgeblicher Beteiligung der katholischen Kirche zog sich im Norden der Bürgerkrieg bis 2017 hin. Vor allem Kinder und Jugendliche wurden als Soldaten und Sklaven missbraucht, heißt es in einer Pressemitteilung der Augenklinik Gerl und Kollegen.

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Über 60.000 Kinder seien getötet worden oder würden bis heute vermisst. Über eine Million Menschen seien inländisch auf der Flucht. Einen großen Teil dieser Flüchtlinge hat der damalige Priester Sabino, heutige Bischof von Arua, in Camps untergebracht. Allein im Randgebiet von Gulu wurden fünf große Camps eingerichtet. Eines dieser Camps wird seit fast 30 Jahren von der Uganda-Hilfe St. Mauritz aus Münster unterstützt.

Pfarrer Stefan Jürgens machte Dr. Ralf Gerl, den Gründer der gemeinnützigen Stiftung „Besser sehen“, auf dieses Camp aufmerksam, wies auf die inzwischen gute Infrastruktur und Organisation des Camps hin. Und in der Tat, die Uganda-Hilfe St. Mauritz half in den vergangenen Jahren mit Spenden und baute sogar ein Gesundheitszentrum auf. Auch die Stiftung „Besser sehen“ profitiert logistisch von ihrer Erfahrung und erhält engagierten Rat.

Corona sorgt für Verzögerungen

Geplant war für 2020 und 2021 ein augenärztlicher OP-Einsatz in dieser kirchlichen Einrichtung. Doch dann kam Corona und viele Ugander, auch zwei Priester, haben diese Virusinfektion nicht überlebt. Untätig waren Dr. Gerl und seine Partner in der Zwischenzeit nicht. Ein Allradwagen wurde erworben und mit dem Team aus Münster zum Ambulanzwagen umgebaut. Das Gesundheitszentrum für Allgemeinmedizin und die Geburtenstation wurden um die Augenklinik erweitert.

Hunderte von Gästen waren beim Eröffnungsgottesdienst für das Krankenhaus dabei.

Hunderte von Gästen waren beim Eröffnungsgottesdienst für das Krankenhaus dabei. © privat

Die bauliche Fertigstellung der Augenklinik wurde am 12. Juni mit einer Messe unter Leitung des Erzbischofs Jean-Baptiste Odama und des Bischofs Sabino aus Arua gefeiert. Über 1000 Gäste nahmen daran mit Gesang, Trommeln, Blaskapelle und afrikanischen Tänzen teil.

Bessere Ausbildung mit deutscher Hilfe

Die Stiftung „Besser sehen“ hat jetzt einen ugandischen Augenarzt, gleichzeitig Dozent an der Universität Gulu, sowie eine erfahrene OCO (Ophthalmic Clinical Officer) fest angestellt. Das ging nur, weil die Stiftung die regelmäßige Zahlung der Gehälter garantiert.

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Dadurch können jetzt sowohl die Augenklinik ganzjährig betrieben als auch Studenten im klinischen Teil augenärztlich ausgebildet werden. Die Stiftung hat sich mit ihren Partnerkliniken in einem Vertrag mit dem Erzbischof dazu verpflichtet, zweimal im Jahr einen operativen Einsatz mit deutschen und ugandischen Mitarbeitern zu leisten.

Im Urlaub im Hilfseinsatz

Das deutsche Team, inklusive der Ärzte, leistet seinen Einsatz ehrenamtlich im Urlaub. Das dazu benötigte Material, Medikamente, Linsen und Ausrüstung werden mitgebracht, finanziert aus Spenden. Die deutschen Schwestern, Arzthelferinnen und Techniker weisen die ugandischen Mitarbeiter in die Bedienung der Hightech-Geräte ein.

Mitarbeiter der Augenklinik klären über die Gabe von Medikamenten auf, wie hier Augentropfen.

Mitarbeiter der Augenklinik klären über die Gabe von Medikamenten auf, wie hier Augentropfen. © privat

„Umgekehrt zeigen uns die ugandischen Kollegen seltene Tropenerkrankungen, deren Diagnostik und Behandlung. Es soll ein Austausch auf Augenhöhe stattfinden“, so die Verantwortlichen weiter. Dr. Gerl: „Das Wissen ist da, es fehlt an Geld und der technischen Ausrüstung.“

Über 800 Patienten behandelt

Organisator, gleichzeitig Priester und Leiter von Obiya Palaro und den Kliniken ist Pater Cyprian Odongo. Er berichtet, dass schon nach drei Monaten über 800 Patienten behandelt wurden. 400 Patienten mit einer Sehleistung unter zehn Prozent warten bereits auf eine Grauer-Star-Operation.

Die Augenklinik soll in das ugandische Gesundheitswesen eingebunden werden, die entsprechenden Genehmigungen wurden bereits erteilt. Pater Cyprian: „Wir und die Stiftung sind Non-Profit-Organisationen, die laufenden Kosten müssen auf Dauer gedeckt werden.“ Für Essen und eine mögliche Unterkunft muss darüber hinaus ein kleiner Obolus gezahlt werden.

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Am 20. Juli fliegen Vater Ralf und Sohn Matthias Gerl nach Uganda und werden mit einer zehnköpfigen Mannschaft die ersten operativen Eingriffe in Gulu/Obiya Palaro durchführen.

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