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Hochkarätige Literaturpreis-Trägerin kommt zur Lesung nach Ahaus
Friedenspreis
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ist einer der international renommiertesten Literatur- und Friedenspreise. Die aktuelle Preisträgerin kommt im Oktober nach Ahaus – für einen Abend.
Man muss mit den Superlativen bei der Ankündigung kultureller Ereignisse vorsichtig sein. Zu schnell reihen sich die Highlights, Glanzpunkte und herausragenden Künstler sonst auch auf der kleinsten Bühne aneinander wie Perlen einer schier endlosen Kette.

Tsitsi Dangarembga, Autorin und Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2021, kommt am 28. Oktober für einen Abend in die Stadthalle Ahaus. © Hannah Mentz
Doch am 28. Oktober kann sich Ahaus wirklich über eine besonders hochkarätige Künstlerin freuen: Tsitsi Dangarembga kommt dann für einen Abend in die Stadt. Die Autorin und Filmemacherin aus Simbabwe erhält wenige Tage zuvor den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels auf der Buchmesse in Frankfurt. Auf ihrer anschließenden Lesereise macht sie Station in Köln, Stuttgart, Hamburg, München – und eben in Ahaus.
Verbindung von Kirchenkreis im Münsterland und Diözese in Simbabwe
Nun führt ihr Weg nicht zufällig ins westliche Münsterland: Olaf Goos, Pfarrer der evangelischen Christusgemeinde Ahaus, hat sie nach Ahaus geholt. Denn Tsitsi Dangarembga stammt aus einer Gemeinde, die zur Ost-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche gehört. Und diese Diözese ist seit knapp acht Jahren Partnergemeinde des Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken.
Olaf Goos ist der Vorsitzende des Partnerschaftskomitees, hat Simbabwe 2017 selbst besucht und hält den Kontakt in das südostafrikanische Land. Er erzählt von prekären Verhältnissen, der immensen Weite der dünn besiedelten Landschaft und kleinen Orten.
Die Schriftstellerin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga schildert in einer Trilogie die Geschichte der jungen Frau Tambu, der nur durch Zufall ein Weg aus einer dieser Dorfgemeinschaften in eine Missionsschule und später an die Universität gelingt. Ihr gesamter Lebensweg ist durch Diskriminierung geprägt. Dabei enthält die Geschichte große autobiografische Anteile.
Autobiografische Erzählung vom Kampf eines jungen Mädchens
„Der Abend ist mehr als eine Lesung. Es ist die autobiografische Erzählung vom Kampf eines jungen Mädchens um Bildung, von der Gleichberechtigung der Frauen“, sagt Olaf Goos, der sich sichtlich freut, dass der Termin in Ahaus geklappt hat.
Auch Karin Jungkamp, die bei der Stadt Ahaus für den Bereich Kultur verantwortlich ist, gerät ins Schwärmen: „Relevanter als dieser Abend geht es gar nicht, ganz unabhängig von der literarischen Qualität“, sagt sie. Gerne unterstütze die Stadt zusammen mit der Buchhandlung Lesezeit den Abend. „Um so einen Auftritt hätte ich in jedem Jahr gekämpft. Aber ganz besonders natürlich in diesem Jahr, in dem die Kultur ganz langsam erst wieder an den Start kommt“, ergänzt sie. Ganz bewusst sei auch die Entscheidung gefallen, den Abend nicht über den Eintrittspreis zu refinanzieren.
Der Abend werde weit über die Stadtgrenzen von Ahaus hinaus strahlen. Das zeige schon der gerade angelaufene Vorverkauf: Ohne jede Öffentlichkeitsarbeit seien bereits über 40 Karten verkauft.
Nur 330 Sitzplätze stehen zur Verfügung
Bei gerade einmal insgesamt 330 Sitzplätzen. Denn natürlich muss die Veranstaltung in der Stadthalle noch den aktuellen Coronavorschriften folgen: heißt Schachbrettmuster im Zuschauerraum. Masken müssen auf den Sitzplätzen allerdings nicht getragen werden.
Die beiden Teile „Aufbrechen“ von 1988 und „Überleben“ von 2018 stehen bei der Lesung in Ahaus im Mittelpunkt. Am 28. Oktober liest die Autorin selbst auf Englisch. Weitere Auszüge der beiden Romane trägt die Schauspielerin Carola von Seckendorff aus Münster vor. Auch für Fragen aus dem Publikum soll Zeit bleiben. Ebenso gibt es vorab eine Einführung in die Romane sowie die Biografie der Autorin.
„Zuhörer müssen sich also vorab nicht unbedingt mit den Büchern beschäftigt haben“, sagt Olaf Goos. Musikalisch wird der Abend von Rhani Krija (geboren in Marokko) und Njamy Sitson (Kamerun) gestaltet. Die Moderation liegt in den Händen des Direktors des aktuellen Forums Volkshochschule, Dr. Nikolaus Schneider, sowie Kerstin Hemker von der Deutsch-Simbabwischen Gesellschaft.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
