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Feuer und Todesdrohung: Betreiber von Corona-Teststelle ist fassungslos
Feuer in Ottenstein
Die Teststation in Ottenstein ist ausgebrannt. Eine wüste Drohung wurde an das Zelt gesprüht. Betreiber Andre Hörst spricht von Angst unter den Mitarbeitern und weiß nicht, wie es weitergeht.
Ein in Schutt und Asche gelegter Bürocontainer und vor allem eine ganz klare Drohung sind alles, was im Moment von der Corona-Teststation am Stadion des FC Ottenstein übrig geblieben ist.
Ein von Zeugen gedrehtes Video zeigt das Ausmaß der Flammen: Es ist früher Samstagmorgen. Gegen 4.30 Uhr schlagen plötzlich Flammen mehrere Meter hoch aus dem Container. Die Zeugen rufen die Feuerwehr. Die rückt wenige Minuten später an, die Feuerwehrleute haben die Flammen auch schnell unter Kontrolle, können die Einrichtung aber nicht mehr retten.
Davon bleibt nichts übrig außer Asche und Dreck. Ein Schaden der insgesamt in die Zehntausende geht: Allein rund 1000 Tests lagen dort noch auf Lager, dazu die Kühltruhe, weitere Einrichtung und Testzubehör. Auch der Bürocontainer und der Pavillon davor sind komplett zerstört.

Andre Hörst, Betreiber der Teststation in Ottenstein, ist fassungslos. Schon zum dritten Mal hatten Unbekannte es auf die Teststation in Ottenstein abgesehen. Dieses Mal allerdings noch einmal in einer ganz anderen Qualität als bisher. © Stephan Rape
Versicherungsschutz ist noch offen
Ob das eine Versicherung bezahlt, ist noch offen. Viel schlimmer ist für Andre Hörst, den Betreiber der Teststation, allerdings die Drohung, die die Unbekannten auf den Testpavillon gesprüht haben: „Stop oder Tod“ steht dort. „Für mich ist das ganz klar eine Morddrohung“, sagt er am Montagmittag.
Schon zum dritten Mal ist die Teststation in Ottenstein damit Ziel von Vandalismus geworden: Im vergangenen August hatte es dort schon einmal gebrannt. Damals war es ein Mülleimer. Auch wenige Wochen nach Eröffnung der Teststation im vergangenen Mai waren dort erste Schriftzüge aufgetaucht, die die Regierung und die Corona-Maßnahmen kritisierten oder Angela Merkel als „Volksverräterin“ bezeichneten.

„Stop oder Tod" hat jemand mit schwarzer Farbe auf das Zelt der Teststation gesprüht. Deswegen ermittelt jetzt der Staatsschutz. Eine politisch motivierte Tat sei nicht auszuschließen. © Stephan Rape
Andre Hörst betreibt nicht nur die Station in Ottenstein. In Alstätte, Bad Bentheim und Nordhorn laufen gerade noch mehrere. Weitere hat er inzwischen schon wieder geschlossen. Ähnliche Probleme wie in Ottenstein habe er aber nirgendwo bekommen.
Kein persönliches Motiv vermutet
Auch kann er sich nicht vorstellen, dass die Unbekannten ihm persönlich schaden wollten. Es gehe wohl um die Maßnahmen gegen das Coronavirus insgesamt. „Vielleicht liegt es auch daran, dass das hier der Heimatort des Bundesgesundheitsministers ist“, fügt er hinzu. Dabei kann er sich ein Grinsen nicht ganz verkneifen. Auch wenn ihm eigentlich überhaupt nicht zum Spaßen zumute ist.
„Meine Mitarbeiter haben Angst“, sagt er. 25 wechseln sich in Ottenstein ab. Noch einmal rund 70 seien es an den Standorten in Niedersachsen. „Natürlich haben sich das Feuer und die Drohung rasend schnell herumgesprochen“, erklärt er. Er selbst nimmt den Vergleich mit Idar-Oberstein in den Mund. Dort hatte ein Maskenverweigerer einen 20-jährigen Tankstellenkassierer erschossen, weil der ihn auf den fehlenden Mundschutz hingewiesen hatte. „So weit sind wir hier ja zum Glück nicht, aber wer weiß, was noch passiert“, sagt Andre Hörst.
Insgesamt sei die Teststation in Ottenstein sehr gut angenommen worden. Auch jetzt noch kämen rund 100 Personen pro Tag zum Test. Vorerst ist die Teststation im alten Kassenhäuschen des FC Ottenstein untergekommen.

Von dem Container der Teststation und der Einrichtung ist nur noch Schutt und Asche übrig. Der Schaden geht in die Zehntausende. © Stephan Rape
Wie lange er den Testbetrieb noch aufrecht erhalten könne, mag er nicht abschätzen. „Ich will mich nicht unterkriegen lassen“, sagt er betont ruhig. Aber am Ende gehe es um die Sicherheit seiner Mitarbeiter – und die der Anwohner. Einen neuen Container werde er wohl vorerst nicht mehr aufstellen. Erst einmal muss ja auch klar sein, wie es mit den Brandtrümmern weitergeht. „Noch habe ich nichts gehört, dass ich hier aufräumen darf“, sagt er mit Blick auf den großen Aschehaufen im völlig zerstörten Bürocontainer.
In der Zwischenzeit hat die Polizei im Kreis Borken die Ermittlungen an den Staatsschutz übertragen. Weil nicht auszuschließen sei, dass es sich um eine politisch motivierte Straftat handele. Mögliche Zeugen werden gebeten, sich mit Hinweisen an die Polizei zu wenden. Entweder an die Kriminalpolizei in Ahaus, Tel. (02561) 9260 oder direkt an den Staatsschutz in Münster, Tel. (0251) 2750
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
