
© Marcel Drawe
Abschied von Öl und Erdgas: Das müssen Hauseigentümer beachten
Steigende Energiepreise
Erdgas und Heizöl sind schon exorbitant teuer und drohen auch noch, knapp zu werden. Viel denken über Alternativen nach. Wir haben gefragt, was sinnvoll ist und wo sich Energie sparen lässt.
Gilbert Mottog hat schon seit mehr als 25 Jahren einen Installationsbetrieb für Gas, Wasser und Sanitäranlagen, aber eine so große Anfrage nach Alternativen zur Gas- oder Ölheizung hat er noch nie erlebt. Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen den Gas- und Öllieferanten Russland haben die Preise für Öl und Gas exorbitant steigen lassen. Hinzu kommt die Angst vieler Hauseigentümer, dass die Energielieferungen ganz versiegen.
Als Alternative erschient jetzt vielen der Umstieg auf regenerative Energiequellen. In Frage kommen Wärmepumpen, die ihre Energie aus der Erdwärme oder der Luft beziehen und Pellet-Heizungen.
Wärmepumpen sind für ältere Häuser oft nicht gut geeignet
Die Wärmepumpe ist für Neubauten erste Wahl, sagt Gilbert Mottog. Sie sind gut isoliert und es lassen sich von vornherein sogenannte „Flächenheizungen“ einbauen. In der Regel sind das großflächige Fußbodenheizungen.
Das Zauberwort bei Wärmepumpen ist nämlich die „Vorlauftemperatur“. Die Pumpen liefen zuverlässig eine Vorlauftemperatur von 40 Grad, mit der sich gut isolierte Häuser mit Fußbodenheizung problemlos heizen lassen.

Luft- oder Erdwärmepumpen sind bei Neubauten gut geeignet. Für ältere Häuser kann es aber Probleme geben. © Daniel Maurer/dpa-tmn
Wärmepumpen sind war in der Lage auch eine Vorlauftemperatur von bis zu 75 Grad zu liefern, sagt Bastian Mottog (25), der wie sein Vater Installateur- und Heizungsbauermeister ist. Das ist jedoch nur mit Unterstützung durch elektrische Energie möglich. „Das macht den Vorteil der Wärmepumpen gegenüber Öl- und Gasheizungen weitgehend zunichte“, erklärt der 25-Jährige.
Möglicherweise reicht es auch, größere, konventionelle Heizkörper einzubauen, um mit einer niedrigen Vorlauftemperatur auszukommen.
Bei Erdwärme-Bohrungen ist Vorsicht geboten
Sein Vater rät beim Einbau von Wärmepumpen bestimmte Voraussetzungen zu beachten. Er rät zum Beispiel davon ab, in dicht besiedelten Reihenhaussiedlungen nach Erdwärme zu bohren – insbesondere in Ruhrgebietsstädten wie Bergkamen, die eine Bergbauvergangenheit haben. Bevor sie nach Erdwärme bohren, sollten sich Hausbesitzer auf jeden Fall mit der Stadt und dem Bergbau abstimmen, rät Bastian Mottog.
Böse Überraschungen wie Risse am eigenen und am Nachbarhaus sind zwar bei Luftwärmepumpen nicht zu befürchten. Sie haben aber eine andere unangenehme Eigenschaft: Sie verursachen Geräusche. Es gibt zwar Abstandsregeln zum Nachbargrundstück, die einzuhalten sind – Mottog rät aber im Hinblick auf den nachbarschaftlichen Frieden, sich besser mit den Nachbarn abzustimmen, bevor die Wärmepumpe installiert wird.
Für die Pellet-Heizung ist ein ausreichender Lagerraum erforderlich
Beim Einbau einer Pellet-Heizungen muss nach Angaben des Fachmanns vor allem bedacht werden, dass ein ausreichend großer Lagerraum für die Pellets zur Verfügung steht. Er sollt sich am besten auch unmittelbar an der Heizung befinden, weil sonst eine automatische Beschickung schwierig ist.

Bastian Mottog rät dazu, die Heizung von einem Fachmann richtig einstellen zu lassen, statt selbst ständig an den Thermostatventilen zu drehen. © Marcel Drawe
Eine deutliche Ersparnis kann schon der Einbau einer modernen Brennwertheizung bringen, selbst wenn sie mit Gas betrieben wird. „Ich habe Kunden, die eine 30 Jahre alte Heizung haben und die mit erzählen, das alle Werte in Ordnung sind“, sagt Gilbert Mottog. Energiefresser sind sie trotzdem.
Wer sich beraten lassen will, welche Heizung er sinnvoll in sein Haus einbauen kann und welche Fördermittel es gibt, kann die kostenlose Energieberatung der Verbrauchzentralen in Anspruch nehmen. Auf der Seite verbraucherzentrale-energieberatung.de/beratung/beratungsstellen/ können Hauseigentümer ihre Postleitzahl eingeben, die nächstgelegene Beratungsmöglichkeit finden und einen Termin vereinbaren.
Unabhängige Energieberatung bei der Verbraucherzentrale
„Der unabhängige Energieberater checkt auch, welche Art von Heizung sich sinnvoll in ein Haus einbauen lässt und berät, welche Fördermittel es gibt“, sagt Jutta Eickelpasch von der Verbraucherzentrale NRW in Kamen. Auch die berichtet von einem regelrechten Run auf die Beratungsstellen zum Thema Heizen.
Eickelpasch beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Thema, bisher allerdings mehr unter dem Gesichtspunkt Umwelt- und Klimaschutz als unter dem Preis-Aspekt.
Sie hat deshalb auch einen Rat, wie sich fast sofort teure Heizenergie einsparen lässt – zum Beispiel auch für Mieter, die wenig Einfluss darauf haben, welche Heizung ihr Vermieter einbauen lässt.
Energie sparen durch richtiges Heizen und Lüften
Die beiden Zauberwörter dabei sind „Heizen“ und „Lüften“. Eickelpasch rät dazu, nicht mit auf Kipp gestellten Fenstern zu lüften. Dabei geht auch die Heizenergie zum Fenster hinaus. Sie rät dazu, zwei- bis dreimal täglich „Stoß zu lüften“. Das bedeutet, die Fenster komplett aufzumachen. „Aber nur fünf bis zehn Minuten, sonst kühlen die Wände mit aus“, sagt die Beraterin.

Zwei bis drei Mal am Tag mit offenen Fenster stoßlüften statt die Fenster auf Kipp zu stellen, spart Heizenergie- © Franziska Gabbert/dpa-tmn/Illustration
Außerdem ist es nicht sinnvoll, die Heizung in Abwesenheit abzudrehen und los zu heizen, wenn man wieder nach Hause kommt. Es sei sinnvoll die Thermostatventile aus eine angenehme Raumtemperatur einzustellen – meist auf etwa „3“ – und sie da zu lassen. Zusätzlich sollte an der Heizungsanlage eine Nachtabsenkung einprogrammiert werden, sagt auch Bastian Mottog. Ständig an den Thermostatventilen zu drehen, vergeude Energie. „Wenn sie auf die richtige Temperatur eingestellt sind, sollte man alles andere die Heizungsanlage machen lasen“, rät er.