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Wann es sich lohnt, das Haus ans eigene Kind zu überschreiben
Erbschaft
Den Traum vom eigenen Haus leben viele Menschen. Aber was passiert mit dem Haus, wenn man stirbt? Darüber sollten sich alle Eigenheimbesitzer Gedanken machen. Manche früher als andere.
Jede Woche kommt es mehrfach vor. „Es hat sogar zugenommen“, sagt Notar und Rechtsanwalt Frank Stenner aus Haltern. „Dafür geht die Zahl der Kaufverträge zurück. Es ist wenig auf dem Markt.“ Deswegen werden immer da, wo es sich anbietet, Immobilien an die Kinder überschrieben.
Eigentlich ein Luxusproblem, wie Frank Stenner es beschreibt. Das Motiv ist dabei: Kein Vermögen mit in den Tod nehmen, sondern die Vermögensnachfolge geordnet in Lebzeiten regeln. „Deswegen heißt es auch so schön: Man gibt lieber mit warmen Händen“, sagt Frank Stenner. Machen sich ältere Menschen also Gedanken um ihr Testament, dann steht alternativ auch die Frage nach der lebzeitigen Haus-Überschreibung im Raum. Und der Bogen schließt sich zum „Luxusproblem“. Ist kein Vermögen da, braucht man auch kein Testament.
Jede familiäre Situation muss individuell betrachtet werden
Gehen wir vom Ideal-Szenario aus: Die Eltern, beide um die 70 Jahre alt, haben ein Zweifamilienhaus, das sie ihrem einzigen Kind übertragen möchten. Das Kind, Ende 30, möchte sich sowieso mit seiner eigenen Familie in der Heimatstadt niederlassen und steht gerade vor den Fragen: Bauen wir? Kaufen wir? Müssen wir woanders hinziehen, weil die Preise in der Heimatstadt zu hoch sind und weder Bauplätze noch Immobilien auf dem Markt? Oder können wir das Elternhaus übernehmen?
„Da geht es dann mit der individuellen Beratung los“, sagt Frank Stenner. Denn so wie im Ideal-Szenario beschrieben ist es selten. „Die Situationen sind immer sehr verschieden.“ Von Anzahl der Kinder bis zur Höhe des Vermögens.
Bei der Vermögensnachfolgeberatung liegt Frank Stenners Fokus auf den älteren Herrschaften. „Es ist ihr Vermögen, sie müssen sich absichern“, so Stenner. Dafür gibt es beispielsweise die Absicherung in Form des kostenlosen Wohnrechts bis zum Lebensende. Die jungen Leute übernehmen die Immobilie und stecken Geld in Renovierungsarbeiten, die oft anfallen. „Die Kinder sollten Eigentümer werden, um dafür ein Darlehen aufnehmen zu können“, erklärt Stenner. Die Älteren bleiben im Haus, bis sie versterben. Danach können die Kinder dann das ganze Haus übernehmen.
Eine eigene Immobilie wird im Alter zunehmend zur Belastung
Eine andere Möglichkeit wäre der sogenannte Nießbrauch. Damit könnten die Eltern die Immobilie selbst bewohnen und zudem fremd vermieten. Sie sichern sich dadurch Einkünfte neben der eigenen Rente und können unbesorgt ihre Zeit bis zum Lebensende verbringen.
Das ist auch ein weiteres Motiv für die Überschreibung zu Lebzeiten: Ein Haus kann für ältere Menschen zunehmend zur Belastung werden. Immer wieder fallen Reparaturen und Arbeiten an. „Und es ist eine Belastung, wenn nicht geklärt wird, was mit dem Haus passiert“, sagt Frank Stenner. „Wenn das alles geregelt ist, spüren Ältere häufig eine Erleichterung.“
Hat eine Familie mehrere Kinder, dann wird geschaut, ob Ausgleichszahlungen möglich sind. „Viele Menschen sind nicht in der Lage, jedem Kind ein Haus zu schenken“, sagt Stenner. Aber auch Ausgleichszahlungen müssen Kinder untereinander stemmen können.
Steuerliche Vorteile einer frühen Überschreibung an die Kinder
Apropos Geld: Wie so vieles hat eine frühzeitige Übertragung des Vermögens auch steuerliche Vorteile. Jedes Kind hat nach jedem Elternteil einen Schenkungs- und Erbschaftssteuer-Freibetrag von 400.000 Euro. Besitzen die Eltern beispielsweise gemeinsam eine schicke Villa im Wert von 800.000 Euro, dann können sie diese schon zu Lebzeiten steuerfrei als Schenkung an ihr einziges Kind übertragen. Kommen jetzt aber noch eine halbe Million Euro im Aktiendepot hinzu, dann fallen Steuern an, wenn alles gleichzeitig übertragen werden soll.
Alle 10 Jahre entsteht der Freibetrag von 400.000 Euro neu. „Deswegen macht es Sinn, das Vermögen schon frühzeitig scheibchenweise zu übertragen, damit keine Erbschaftssteuer anfällt“, erklärt Frank Stenner. Es gilt einfach gesagt: Je höher das Vermögen, desto eher sollte das Thema der Vermögensnachfolge geregelt werden.
„Es ist ein hochkomplexes Thema“, sagt Notar Frank Stenner. „Jede Familiensituation ist individuell. Aber wir können nahezu alle individuellen Wünsche berücksichtigen. Wenn das Thema angefragt wird, dann nehmen wir uns Zeit und diskutieren offen in einem ausführlichen Beratungsgespräch. Und wer Vermögen doch nicht zu Lebzeiten übertragen möchte, sollte ein gutes Testament machen – um den Frieden unter den Erben und Kindern zu sichern.“
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Seit klein auf gerne geschrieben. Ob Tagebuch oder Postkarte. Deswegen war auch der Traumberuf in der Grundschule: Im Winter Bücher schreiben und im Sommer Eis im Eiswagen verkaufen.
