
© Stephan Rape
Donato Masella (55) gibt das Schlosscafé schweren Herzens in neue Hände
Schlosscafé San Remo
Donato Masella kann nicht mehr. Gesundheitliche Gründe zwingen ihn, das Schlosscafé San Remo aufzugeben. Er muss kürzertreten. Doch für die Gäste geht es mit Eis, Torten und Dolce Vita weiter.
Donato Masella kämpft mit den Tränen. Es sind die letzten Tage für ihn in seinem „Baby“: Der 55-Jährige gibt das Schlosscafé San Remo in neue Hände – und zieht sich zurück.
Eine für ihn tieftraurige Entscheidung. Aber eine ohne jede Alternative: „Ich bin schon fast zwei Jahre nicht mehr im Geschäft“, sagt er. Seine Frau Anabela übernehme seinen Teil der Arbeit. Auch für sie also eine enorme Belastung. Gesundheitliche Gründe haben Donato Masella zu diesem Schritt gezwungen.
„Es geht einfach nicht mehr“, sagt er. Über die genauen Hintergründe schweigt er. Nur so viel: „Ich hatte gehofft, schneller wieder auf die Beine zu kommen. Dann hätte ich natürlich weitergemacht“, sagt er. Doch die Gesundheit spiele nicht mit.
Wie es für ihn weitergeht, kann er an diesem verregneten Januarfreitag noch nicht sagen. Erst einmal müsse er wieder gesund werden. Danach sehe er weiter. Klar ist für ihn, dass er in Ahaus bleibt. „So schnell werden die Menschen mich nicht los“, erklärt er grinsend und mit seinem schweren italienischen Akzent.
Ahaus ist längst die neue Heimat geworden
Seit 1987 ist er in Deutschland, seit 1992 betreibt er das Schlosscafé in der Ahauser Fußgängerzone. „Das war damals nicht einfach. Die Menschen haben mich angesehen und sich gefragt, was der kleine italienische Junge hier will“, erinnert er sich. Deutschland und Ahaus sind längst seine Heimat geworden.

Anabela und Donato Masella (l.) haben mit ihrer Familie gemeinsam das Schlosscafé geführt. Nun übernimmt Joao Borges. Für die Gäste soll sich kaum etwas ändern. Auch fünf Mitarbeiter werden weiter beschäftigt. © Stephan Rape
Doch das ist eine lange Geschichte. Donato Masella blickt sich in seinem Café um. „Das hier ist mein Baby. Mein Leben“, sagt er – und bekommt feuchte Augen. Den Betrieb habe er zusammen mit seiner Frau Anabela aufgebaut. Das Familienleben oder gar Freizeit seien oft auf der Strecke geblieben.
Erst vor drei Jahren hatte die Familie das Café noch aufwendig saniert. „Da war der Plan ja auch noch nicht, dass ich mit 55 aufhöre“, sagt er und schlägt mit der Faust auf den Tisch.
30 Jahre sind wie im Flug vergangen
Doch die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Beim Rückblick auf 30 Jahre mag ihm kein Hoch- oder Tiefpunkt einfallen. „Das hier ist mein Café, mein Gefühl, meine Seele, mein Leben“, sagt er. Das Miteinander mit den Gästen, das Strahlen in den Gesichtern der Kinder – dafür sei er morgens aufgestanden. Er sei eher erschrocken, wie schnell die 30 Jahre vergangen seien.
„Die Menschen waren das Besondere. Es war eine Ehre, sie zu bedienen“, sagt er und wirkt dabei nicht pathetisch. Ein Beispiel: „Wenn eine alleinstehende, ältere Frau hereinkommt und ich sie begrüßt und in den Arm genommen habe, wirkte sie für einen Moment rundum glücklich“, erzählt Donato Masella.
Er freue sich darüber, ein bisschen italienisches Dolce Vita in die Ahauser Fußgängerzone gebracht zu haben. „30 Jahre sind mehr als mein halbes Leben“, sagt er im Rückblick. Das vermisse er jetzt schon.
Andererseits wolle er sich nun endlich die Zeit für die Familie nehmen, die es bisher einfach nicht gab. „Ich habe rund um die Uhr für mein Geschäft gelebt“, sagt er. Seine Frau Anabela nickt.
Nachfolger übernimmt das Schlosscafé am 1. Februar
Ein Nachfolger steht in den Startlöchern. Schon am 1. Februar übernimmt Joao Borges (49). Er hat bisher Eiscafés in Oberhausen und Duisburg betrieben, war zehn Jahre in Österreich.
„Ich bin seit 30 Jahren in der Branche“, sagt er. Bisher allerdings in klassischen Eiscafés, die nur für die Sommersaison öffnen. „Ein ganzjähriger Betrieb wie das Schlosscafé ist etwas sehr seltenes“, sagt er.
Für ihn steht deswegen auch fest, dass sich für die Gäste des Schlosscafés eigentlich gar nichts ändern soll: „Ich will den Betrieb so weiterführen, wie er etabliert ist“, sagt er.
Dabei wird ihm Donato Masella zumindest in der ersten Zeit genau auf die Finger schauen. „Natürlich werde ich regelmäßig hier vorbeikommen“, sagt er mit breitem Lächeln. „Um zu sehen, ob alles in Ordnung ist“, fügt er hinzu.
Auch Joao Borges lacht: „Das freut mich und das muss auch so sein.“
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
