Das Klinikum Westmünsterland schaut mit Blick auf die zu behandelnden Covid-Patienten jetzt schon Richtung Herbst, wie Sprecher Tobias Rodig berichtet.

Das Klinikum Westmünsterland schaut mit Blick auf die zu behandelnden Covid-Patienten jetzt schon Richtung Herbst, wie Sprecher Tobias Rodig berichtet. © Klinikum Westmünsterland

Corona-Lage im Klinikum: Im Herbst droht „eine enge Kiste“

rnKlinikum Westmünsterland

Corona ist noch nicht Geschichte. Auch nicht für das Klinikum Westmünsterland. Noch immer werden Covid-Patienten behandelt, auch in Ahaus. Im anstehenden Herbst könnte sich die Lage wieder zuspitzen.

Ahaus

, 21.09.2022, 16:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Angesichts des Krieges in der Ukraine, der befürchteten Energiemangellage und hoher Inflation geht fast ein wenig unter, dass auch die Corona-Pandemie noch nicht überstanden ist. Noch immer stecken sich täglich im Kreis Borken Hunderte mit dem Virus an. Wie wirkt sich das auf das Klinikum Westmünsterland aus?

Leistungseinschränkungen durch krankheits- oder quarantänebedingte Personalausfälle in den Krankenhaus-Standorten Ahaus, Bocholt, Borken und Stadtlohn waren zu Corona-Hochzeiten keine Ausnahme. Auch die Bettenkapazitäten für Corona-Patienten waren umfänglich ausgelastet.

Noch immer Covid-Patienten in Behandlung

Und aktuell? Und vor allem: Bereitet sich das Klinikum Westmünsterland auf den von Experten befürchteten kritischen Herbst mit vielen Neuinfektionen vor? Und wie sieht es bei der Impfquote der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus? Darüber haben wir mit Klinikum-Sprecher Tobias Rodig gesprochen.

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Noch immer hat das Klinikum mit Covid-Patienten zu tun. Die Zahlen verändern sich praktisch täglich, aber um einen Eindruck zu vermitteln, hier einmal die Zahlen von Anfang dieser Woche (19.09.).

Im Ahauser Krankenhaus waren zu diesem Zeitpunkt fünf Covid-Patienten in stationärer Behandlung. Keiner von ihnen benötigte eine intensivmedizinische Betreuung. Klinikumweit waren es 21 Corona-Patienten, drei davon befanden sich auf der Intensivstation. Die „7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz NRW“ betrug 4,19.

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Zwar verändern sich die Zahlen der Covid-Patienten fortlaufend, aber die Tendenz gibt Anlass zur Hoffnung. „Die Lage im Bereich der zu behandelnden Patienten ist aktuell beherrschbar“, sagt Tobias Rodig. Ausreichend freie Betten stünden ebenfalls zur Verfügung. Stichwort Kapazitäten.

Blick geht Richtung Herbst

Der Blick beim Klinikum ist schon auf den Herbst gerichtet, der jetzt vor der Tür steht. Und damit laut Experten jene Zeit, in der wieder mit deutlich mehr Infektionen gerechnet werden muss.

Das wiederum könnte dann auch wieder mehr Covid-Patienten in den Krankenhäusern nach sich ziehen. Denn noch immer haben sich längst nicht alle Menschen im Kreis Borken impfen lassen. Oder können es aufgrund medizinischer Gründe nicht. Aktuell beträgt die Impfquote 85 Prozent.

Noch immer werden im Klinikum Westmünsterland Covid-Patienten auch intensivmedizinisch versorgt.

Noch immer werden im Klinikum Westmünsterland Covid-Patienten auch intensivmedizinisch versorgt. © picture alliance/dpa

„Wir müssen damit rechnen, dass sich vor allem im Herbst, wenn neben der nächsten Coronawelle auch noch die Influenzasaison beginnt, sich die Situation verschlechtern wird“, weiß auch Rodig um die mögliche Entwicklung.

Man werde alles dafür tun, dass es nicht (wieder) zu Leistungseinschränkungen in den Klinikum-Krankenhäusern komme. Tobias Rodig sagt aber auch: „Man muss ehrlich sein: Wir können das nicht vollständig ausschließen.“ Wie sage man im Münsterland? Es könnte „eine ganz enge Kiste werden“.

Wieder weniger Personalausfälle

Zur Personalfront im Klinikum. Waren die Personalausfälle in Zeiten der Corona-Wellen teilweise „extrem“, sei die Lage aktuell bei weitem nicht so „dramatisch“, wie schon erlebt. Allerdings seien die Personalausfälle nach wie vor höher, als man es im Klinikum gewohnt sei. Im Vergleich zu Zeiten vor Corona.

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Mit Blick auf die kommenden Wochen müsse man einfach abwarten, wie sich die Lage weiterentwickele. Aktuell sei keines der Krankenhäuser in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt. „Zu Beginn der Pandemie eingeschränkte Leistungen konnten mittlerweile nachgeholt werden“, so Rodig.

Gute Nachrichten gibt es beim Klinikum (auch) mit Blick auf die Impfquote der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zwar besteht seit dem 16. März 2022 für das Personal eine einrichtungsbezogene Impfpflicht, doch das heißt nicht, dass alle Angestellten des Klinikums auch bereit sind, dieser nachzukommen.

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Die Quote ist laut Tobias Rodig aber „sehr hoch“ und betrage nahezu 100 Prozent. Bei über 6.000 Mitarbeitenden im Klinikum Westmünsterland habe es lediglich eine „extrem geringe Anzahl von Einzelfällen“ bei Mitarbeitenden gegeben, die sich nicht haben impfen lassen wollen.

Impfverweigerer dem Kreis gemeldet

Diese habe man, wie es der Gesetzgeber vorschreibt, dem Kreisgesundheitsamt gemeldet. Dieses entscheidet dann über die weiteren Schritte. Nicht das Klinikum als Arbeitgeber. Und das heißt was genau? Nachfrage beim Kreis.

Zunächst ein paar Zahlen. Insgesamt sind 354 Meldungen aus 123 Einrichtungen oder Unternehmen bis jetzt beim Kreisgesundheitsamt eingegangen. Davon 85 aus Krankenhäusern. Unter anderem aus jenen des Klinikums Westmünsterland.

Seit dem 16. März 2022 gilt die einrichtungsbezogene Impfpflicht. Bis auf wenige Ausnahmen sind dieser im Klinikum Westmünsterland alle Beschäftigten nachgekommen.

Seit dem 16. März 2022 gilt die einrichtungsbezogene Impfpflicht. Bis auf wenige Ausnahmen sind dieser im Klinikum Westmünsterland alle Beschäftigten nachgekommen. © picture alliance/dpa

Gründe für die Meldung der Betroffenen durch die Einrichtungen waren laut Kreis: „Keine Impfung“, „unvollständig geimpft“, „Zweifel an der Echtheit des Nachweises“ oder auch „gar keine Vorlage des Impfnachweises“.

Dabei wurden kreisweit 99 Anhörungen zu einem Betretungs- oder Tätigkeitsverbot sowie der gleichzeitigen Einleitung eines Bußgeldverfahrens verschickt. 75 Betroffene wurden lediglich zum Erlass eines Betretungs- oder Tätigkeitsverbots angehört. Ebenso 172 Unternehmensleitungen.

Vieles klärt sich von selbst

Vieles habe sich dabei, so berichtet Kreis-Sprecher Karlheinz Gördes, von selbst erledigt. Impf- oder Genesenennachweise wurden nachgereicht oder aber Betroffene hätten von sich aus gekündigt. Aktuell seien im Kreis nur drei (Stand 20.09.) Betretungs- oder Tätigkeitsverbote ausgesprochen worden.

Aber: Die Zahl könnte sich in den kommenden Wochen noch erhöhen, da aktuell noch weitere Verfahren „in der Prüfung“ seien.