
© Markus Gehring (Archiv)
Bis zu 40 neue Windkraftanlagen wären in Ahaus denkbar – in weniger Zonen
Windenergie
Die Stadt Ahaus ist dabei, einen neuen Plan für die Nutzung von Windenergie aufzustellen. Aktuell sind bis zu 40 neue Anlagen denkbar. Trotzdem gehen einige Interessenten wohl leer aus.
Bis zu 40 neue Windkraftanlagen wären rund um Ahaus und die Ortsteile möglich – falls der neue Teilflächennutzungsplan Windenergie in seinem aktuellen Planungsstand verabschiedet würde. Dabei würde es sich dann um die kleinsten Anlagen handeln, die aktuell am Markt verfügbar sind. „Es ist gut möglich, dass es aber auch nur 20 größere werden“, erklärte Landschaftsarchitektin Hildegard Weil-Suntrup vom Planungsbüro wwk aus Warendorf den Politikern am Dienstagabend.
Gemeinsam hörten der Ausschuss für Landwirtschaft und der für Stadtentwicklung, Planen und Bauen den aktuellen stand der Dinge zur Windkraft.
Insgesamt sei die Frage nach der Zahl der möglichen Anlagen aktuell noch nicht zielführend, machte Hildegard Weil-Suntrup. Denn noch geht es erst einmal um die Zonen, in denen Windkraft verstärkt angesiedelt werden soll.
Planung betrifft viele, einige werden leer ausgehen
Das Thema stieß auf großes Interesse: Bis zum Ende dieses Tagesordnungspunkts waren die Besucherreihen in der Stadthalle gut gefüllt. Gleichzeitig erklärten sich vier Ausschussmitglieder für befangen. „Die Planung betrifft also viele“, hatte der Technische Beigeordnete Thomas Hammwöhner zu Beginn noch gesagt.
Doch einige Interessenten oder Gemeinschaften, die in Ahaus neue Windräder erreichten wollen, werden wohl zunächst leer ausgehen. Denn von den ursprünglich einmal angedachten 22 potenziellen Flächen für Windkraft werden nur 14 weiter verfolgt.
Windkraft auf rund 500 Hektar in der Stadt denkbar
Hildegard Weil-Suntrup präsentierte den aktuellen Stand. Und rechnete erst einmal vor, wo Windkraft überall keine Chance hat: Ahaus hat eine Fläche von 15.124 Hektar. Abzüglich Innenbereich, der Flächen, die innerhalb von 1000 Metern um eine bestehende Wohnbebauung liegen, der harten und weichen Tabuzonen bleiben noch 497,2 Hektar übrig.
Die Flächen, die zunächst nicht mehr in Betracht kommen, fallen beispielsweise aus Gründen des Naturschutzes aus der weiteren Planung, oder weil sie näher als 1000 Meter an Wohnhäusern liegen. „Das heißt nicht, dass in diesen Gebieten keine Windkraftanlagen gebaut werden können, sie werden dort aber zumindest nicht privilegiert“, erklärte Hildegard Weil-Suntrup.
Interessensgemeinschaften könnten leer ausgehen
Gerade bei Flächen nördlich von Alstätte stieß das den Politikern sauer auf: „Für diese Flächen gibt es eine Interessengemeinschaft, die dort gerne Anlagen bauen würde“, erklärte Bernd Holters (CDU). Doch die Planerin machte diesen Ideen einen Strich durch die Rechnung. Zumindest im Teilflächennutzungsplan. Wegen verschiedener seltener Vogelarten sei dort keine Windkraft denkbar.
Thomas Hammwöhner ergänzte: „Wir sind bestrebt, alle Interessengemeinschaften zu unterstützen.“ Gleichzeitig müsse man sich aber eben an die Vorgaben des Naturschutzes halten. „Wenn wir die nicht einhalten, wird der Plan nicht genehmigt und wir wären keinen Schritt weiter“, sagte er. Überall im Stadtgebiet müssten eben die gleichen Kriterien für die Windkraftanlagen gelten. „Ob es Interessengemeinschaften gibt oder nicht“, sagte er.
Fast zehn Prozent der Fläche könnten für Windkraft genutzt werden
Insgesamt stehen so knapp zehn Prozent der beplanbaren Fläche für Windkraft in dem Entwurf. Für Klaus Löhring (Grüne) nicht genug. „Wir kratzen die Zehn-Prozent-Hürde gerade einmal an“, sagte er. Das liege auch an der 1000-Meter-Grenze, die von der schwarz-gelben Landesregierung eingeführt worden sei. Er schlug vor, zunächst die Landtagswahlen 2022 abzuwarten.
Hildegard Weil-Suntrup hielt dagegen: Ahaus kratze mit 9,7 Prozent der Fläche sehr wohl an der Zehn-Prozent-Grenze. Und sei gegenüber anderen Kommunen im Münsterland sogar deutlich besser aufgestellt. Im Durchschnitt würden nur sechs bis sieben Prozent erreicht. Und schließlich habe auch die 1000-Meter-Grenze keinen so großen Einfluss. Detailliertere Zahlen konnte sie am Dienstagabend dazu nicht nennen, will sie aber nachreichen.
Rat soll erst im Oktober über die Offenlegung beschließen
Beide Ausschüsse stimmten einstimmig dafür, die Planungen so weiter zu verfolgen. Als nächstes müsste der Rat beschließen, die Pläne öffentlich auszulegen. Das soll aber erst in der Ratssitzung im Oktober passieren. Bis dahin wollen Politik und Verwaltung erst noch mit den Interessenten für mögliche Windenergieanlagen im Detail beraten. „Über einzelne Flächen kann man besser im direkten Gespräch als im großen Plenum sprechen“, machte Thomas Hammwöhner nach rund 90-minütiger Diskussion deutlich.
Zur Erinnerung: Den bisherigen Teilflächennutzungsplan Windenergie für Ahaus hatte das Oberverwaltungsgericht Münster im September 2019 als unwirksam erklärt. Weil er der Windenergie substanziell zu wenig Raum gegeben habe. Seit Juni 2020 laufen die Vorbereitungen für den neuen Anlauf.
Ahaus ist dabei nicht die einzige Kommune, die nachbessern musste: Wie Thomas Hammwöhner erklärte, habe im gesamten Gebiet des Oberverwaltungsgerichts Münster kein einziger beklagter Teilflächennutzungsplan Stand gehalten.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
