
© Christiane Hildebrand-Stubbe
Schlaflos in Ahaus – Mareike Terhürne hilft übernächtigten Eltern
Schlafberatung
Mareike Terhürne hat viele schlaflose Nächte erlebt. Sohn Tom war nachts alle drei Stunden wach. Nach Monaten fand sie die Problemlösung und gibt ihr Wissen jetzt als Schlafberaterin weiter.
Mareike Terhürne lebt mit dem Vater ihres Sohnes Tom, jetzt drei Jahre alt, in einer Wohnung auf dem elterlichen Hof in Alstätte. Die 38-jährige ausgebildete Logopädin weiß, dass viele Frauen nicht nur unter akutem Schlafentzug leiden sondern auch ähnliche Probleme haben wie sie selbst. Denn auch sie hat viele schlaflose Nächte mit ihrem Sohn erlebt. Das Problem betreffe ebenso die Väter, wenn auch vorrangig die Frauen, insbesondere wenn sie stillen und erst recht beim ersten Kind.
„Von allen Seiten bekommt man kluge Ratschläge, Ratschläge sind aber irgendwie auch Schläge.“ Botschaften wie „Lass’ das Kind doch einfach mal schreien, sonst verwöhnst du es nur“ oder „Kinder gehören nicht ins Elternbett“ und außerdem Tipps aus Freundes- und Familienkreis sowie Informationen aus den Medien bewirkten nicht nur völlige Verunsicherung sondern auch das: „Das Gefühl, dass du als Mutter oder Vater nicht okay bist.“
Ein Patentrezept gibt es nicht
Und dennoch habe es sich nicht richtig angefühlt, wozu ihr geraten wurde. Stattdessen habe sie sich auf die Suche begeben, um ihren eigenen Weg zu finden, habe zuerst jede Menge an Informationen gesammelt. Dann ist Mareike Terhürne schließlich auf das Schlafcoaching „1001 Kindernacht“ gestoßen.
Deren Ansatz deckte sich mit ihren eigenen Empfindung: „Es ist keine Methode, kein Training, wie ich mein Kind zum Durchschlafen bringen kann, sondern eine ganzheitliche und bindungsorientierte Schlafberatung“, sagt sie. Heißt: „Das Wichtigste, was du tun kannst, sind Liebe und Nähe.“ Das bedeutet auch, dass man auch der weit verbreiteten Meinung, dass spätestens nach einem halben Jahr abgestillt werden sollte, nicht folgen muss.
Für Mareike Terhürne ergab sich bei ihren Nachforschungen zudem die Erkenntnis, dass das eine Patentrezept gegen Intervall-Schlaf-Kinder gar nicht existiert, sondern es nur individuelle Lösungen geben kann, die nicht nur das Kind im Auge haben, sondern das gesamte Beziehungsgeflecht von Eltern und Kind, deren Tagesstruktur und auch alle äußeren Einflussfaktoren beleuchten. Es spiele eben eine große Rolle auch für das Schlafverhalten, wenn das Baby zum Beispiel gerade zahnt oder andere Probleme hat. Mareike Terhürne jedenfalls hat die Herangehensweise so überzeugt, dass sie sich zur Schlafberaterin ausgebildet hat und seit Juni selbstständig ist.
Ziel: Erfahrungen und Wissen weitergeben
Mittlerweile hat sie von ihren Erfahrungen auch in mehreren Vorträgen berichtet und festgestellt, wie viele Eltern an akutem Schlafentzug leiden und um Hilfe rufen. Ihre Aufgabe als Schlafberaterin sieht Mareike Terhürne darin, gemeinsam mit ihnen nach Verbesserungen zu suchen und sie bei der Umsetzung zu begleiten. Am Anfang steht immer ein Schlafprotokoll, in dem Schlafphasen, -verhalten, -zeiten und auch besondere Vorkommnisse festgehalten werden und ein anschließendes Auswertungsgespräch stattfindet.
Da geht es auch darum, die verschiedenen Bedürfnisse der Beteiligten – Vater, Mutter und Kind – herauszufinden. Für die Schlafberaterin ist auch die Antwort auf diese Frage an die Eltern enorm wichtig: „Was ist die größte Belastung und die größte Erwartung?“ Ziel sei es nämlich, eine „entspannte Schlafentwicklung von Eltern und Kindern“ zu erreichen. Wie viel Beratung gewünscht wird, kann dann vereinbart werden.
Das bedeute manchmal aber auch, festzustellen, dass es „eine Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität gibt“. Mitunter sei es schlicht Unkenntnis zum Beispiel über den tatsächlichen Schlafbedarf über Entwicklungsphasen des Kindes, die zu hohen und falschen Erwartungen führen könne. Mareike Terhürne jedenfalls hat sich nicht nur für ihren eigenen Weg entschieden sondern lässt sich nicht mehr durch Ratschläge von außen beirren. Dazu gehört auch, dass Sohn Tom ganz selbstverständlich seinen Platz im elterlichen Bett hat. Als Bedrohung für das Liebesleben des Paares empfindet das Mareike Terhürne aber nicht: „Da muss man halt kreativ sein.“
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
