
© Christiane Hildebrand-Stubbe
Ahauser Tierärzte wollen im Notfall auch gegen Corona impfen
Coronavirus
Zahnärzte können, Apotheker und Tierärzte auch: impfen gegen Covid-19. Klar ist für Vertreter dieser drei Berufsgruppen aus Ahaus aber außer der gesetzlichen Ausnahmeregelung noch nichts.
Eine gesetzliche Ausnahmeregelung macht es möglich, dass neben Humanmedizinern auch Zahnärzte, Apotheker und Tierärzte die Impfspritze gegen das Covid-19-Virus setzen dürfen.
Bevor es aber dazu kommen kann, sind noch viele Hindernisse zu überwinden. Und auch vor Ort hat das eine intensive Diskussion in Gang gesetzt. Vertreter der genannten Berufe stellen sich die Grundsatzfrage: Besteht jetzt schon überhaupt die Notwendigkeit dazu?
Tierarzt Hellmann sieht viele offene Fragen
Dr. Christoph Hellmann aus Ahaus hat intensive Erfahrungen mit Impfungen. Allerdings sind seine Patienten Kleintiere, aber auch Rinder, Schweine, Schafe und vor allem Pferde. Für ihn ist klar: „Natürlich gibt es von unserer Seite die grundsätzliche Bereitschaft zum Impfen gegen Covid.“ Dann fügt er auch das hinzu: „Wenn die Gesellschaft es braucht.“
Seiner Einschätzung nach sei man nämlich vor Ort zurzeit „sehr gut versorgt“. Einen akuten Handlungsbedarf sieht er aktuell daher nicht. Außerdem seien zuerst auch noch die Rahmenbedingungen, wie die Schulungen der Tierärzte, aber auch, an welchen Orten sie eingesetzt werden könnten, zu klären.
Zum Beispiel sei zu überlegen, ob Tierärzte nicht in den Impfzentren statt in den eigenen Praxen tätig werden könnten. Bis Jahresende sollten die offenen Fragen in Absprache mit der Tierärztekammer Westfalen-Lippe beantwortet werden.
Tierarzt sieht keinen akuten Handlungsbedarf
Kollege Dr. Bernhard Woltering sieht ebenfalls keinen akuten Handlungsbedarf: „Es besteht gar keine Not, dass Tierärzte jetzt tätig werden sollten.“ Der Ahauser Tierarzt begründet das mit der Situation in der Region, mit einer komfortablen Impfquote und genügend ärztlichem Personal, das hier zur Verfügung steht: „Wir sollten wirklich die Kirche im Dorf lassen.“
Er rät dazu, erst einmal abzuwarten und dann, „wenn es tatsächlich notwendig werden sollte, tätig zu werden.“ Auch er geht aber davon aus, dass es eine 5. Welle geben wird: „Das ist nun mal so bei solchen Virus-Pandemien.“ Ob aber die Virus-Varianten wie zurzeit Omikron, tatsächlich auch so virulent seien, wie befürchtet, müsse sich noch herausstellen.
Wenig Erfolg hatte die Nachfrage der Redaktion bei den Ahauser Zahnärzten. Keiner der Befragten wollte sich zu der Thematik öffentlich äußern.
Ein Zahnarzt begründete das mit einer zum Teil kontrovers geführten Diskussion bei Kollegen und Patienten und sprach sogar von einer „Hexenjagd“. Offizieller Ansprechpartner und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Zahnärzte in der Region ist Dr. Ulrich Munkes, Vorsitzender der Bezirksstelle der Zahnärzte Ahaus-Coesfeld.
Und der nennt ein ganzes Bündel an Bedingungen, die für die Zahnärzte, die bereit sind, sich beim Impfen zu beteiligen, erfüllt werden müssen und noch nicht geklärt sind. Einige Beispiele: die erforderlichen Schulungen und die entsprechenden Zertifikate, die benötigte Software, die räumlichen Vorgaben, die Bestellung des Impfstoffes, die Frage der Honorierung und letztlich auch die Frage der Haftung.
Bürokratischer und formaler Klärungsbedarf
Auch er bestätigt durchaus kontroverse Positionen zum Thema im Kollegenkreis: „Es gibt vehemente Befürworter und das genaue Gegenteil.“ Er selbst ist ebenfalls noch unentschlossen: „Zuerst müssen die formalen und bürokratischen Vorgaben geklärt und Hindernisse beseitigt werden.“
Ähnlich zurückhaltend verhalten sich die Apotheker im Ort und verweisen ebenfalls auf ihren Sprecher im Kreis. Das ist Jörn Droste (Hubertus Apotheke Gronau). Wie der Vertreter der Zahnärzte sieht auch er noch deutlichen Klärungsbedarf. Seine Einschätzung: „Frühestens Mitte Januar, Anfang Februar könnte es Klarheit geben.“
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
