Wohnen überm Aldi: UWW stellt Antrag im Bauausschuss
Wohnen in Werne
Um neuen günstigen Wohnraum zu schaffen, möchte die Unabhängige Wählergemeinschaft Werne gerne Sozialwohnungen auf Supermärkten errichten. Auf Seiten der Stadt ist man skeptisch.

Der Aldi plant einen Neubau nebenan auf dem Gelände an der Bahnhofstraße. Spätestens auf diesem Neubau könnten aus Sicht der UWW Sozialwohnungen entstehen. Vielleicht aber auch schon früher und an anderer Stelle. © Jörg Heckenkamp (A)
Es war ein Vorschlag, über den einer der drei Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters bei unserer Diskussionsveranstaltung „Werne vor der Wahl“ im ersten Moment durchaus schmunzeln musste: Ob es denn nicht möglich wäre, dem neuen Aldi am Bahnhof zwei Etagen mit Wohnungen in Holzbauweise oben drauf zu setzen, wollte ein Zuschauer von Dominik Bulinski (CDU) wissen.
Eigentlich eine ganz gute Idee, urteilte der CDU-Mann - auch wenn man baurechtlich wahrscheinlich ein paar Anpassungen vornehmen müsse. Es sei ja auch mal schön, etwas Außergewöhnliches zu haben. Deswegen, so Bulinski weiter, sei er auch ein „Befürworter, wenn ein Architekt einfach mal einen Knaller raushaut. Wenn wir als Stadt attraktiv sein wollen, dann brauchen wir so etwas.“
UWW fordert Sozialwohnungen über Einkaufszentren und Co.
Der eher lockere Vorschlag wird nun allerdings deutlich konkreter. Denn inzwischen hat die Unabhängige Wählergemeinschaft Werne (UWW) einen Antrag formuliert, der am Mittwoch (16. September) in der Sitzung des Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung, Umwelt und Verkehr auf dem Tisch liegen wird.
Die UWW möchte die Verwaltung damit beauftragen, zu prüfen, „ob die Möglichkeit besteht, bei der Errichtung von Einkaufszentren und eventuell bei Bestandsimmobilien zusätzliche Etagen für Sozialwohnungen aufzusetzen“. In der Begründung heißt es: „Während man in Werne Geschäftslokale ohne Probleme mieten kann, sieht das bei Mietwohnungen ganz anders aus. Mietwohnungen in Werne sind knapp und teuer, so sollte jede Möglichkeit genutzt werden, in unserer Stadt günstigen Wohnraum zu schaffen“.
Dabei hat die UWW durchaus auch besagte Wohnungen in Holzbauweise im Sinn. Vergleichbare Modelle gebe es schließlich bereits in anderen Städten. Kay Hirschhäuser von der UWW spinnt die Idee sogar noch ein Stück weiter. Demnach könnten im Sinne des Umweltschutzes nicht nur vergleichsweise kostengünstige Holzaufbauten errichtet werden. Die Wohnungen könnten darüber hinaus auch vorwiegend oder sogar ausschließlich an Menschen vermietet werden, die kein eigenes Auto nutzen.
Entsprechende Wohnprojekte unter dem Titel „Wohnen ohne Auto“ gibt es beispielsweise in München. Parkplätze wären also nicht erforderlich - allenfalls für Fahrräder oder einige Carsharing-Fahrzeuge.

So soll der Einzelhandels-Standort am Bahnhof einmal aussehen: unten der Edeka im jetzigen Aldi-Gebäude, oben der Aldi-Neubau in Richtung des Bahnhofsvorplatzes. © BFI Immobilien
Stadtplaner hegt Zweifel an Interesse der Bürger
Und wie sieht man diese Vorschläge auf Seiten der Stadt? Wohnen über’m Supermarkt, das sei grundsätzlich keine schlechte Idee, erklärte Stadtplaner Ralf Bülte im Gespräch mit unserer Redaktion. In Städten wie Münster oder Dortmund, wo Supermärkte in die Innenstadtfassaden integriert sind, sei das sicherlich auch kein Problem. Wer in die Höhe baue, der nutze schließlich auch Ressourcen - eine gute Alternative, wenn es an Flächen mangelt. Und solange baurechtlich und statisch nichts dagegen spreche, wäre ein solches Konzept auch für Werne vorstellbar.
Und dann kommt das Aber: Die Frage sei, wer über einem freistehenden Supermarkt in Werne mit dem Lieferverkehr um 6 Uhr morgens wohnen wollen würde. Wirklich ruhig sei das nämlich nicht. Stellplätze für Fahrzeuge müsste es zudem ohnehin geben - allein schon für die Supermarkt-Kunden. Man sei auf Seiten der Stadt jedoch grundsätzlich offen für solche Modelle. Und tatsächlich sei dies in der Vergangenheit bei einem Markt auch schon einmal angesprochen worden. Letztlich habe man die Idee dann allerdings doch verworfen.
Sollte die UWW mit ihrem Antrag Gehör bei den anderen Parteien finden, müsste die Verwaltung wohl noch einen weiteren Anlauf unternehmen - und sich zumindest wieder ein bisschen intensiver mit dem Thema beschäftigen.