Ludger Burmann, Schauspieler aus Werne, findet mal wieder deutliche Worte zum neuen TV-Tatort. Dieses Mal allerdings lobende Worte. Den neuen Dortmunder Tatort „Masken“ findet er sehenswert, einige Kritikpunkte gibt es aber dennoch.

© Nils Lindenstrauß

Lob statt Entsetzen: Ludger Burmann aus Werne findet Dortmund-Tatort „hammerhart und gnadenlos“

rnTatort-Kritik im Video

Ermittlungen in den eigenen Reihen und einer Sex-Szene, Beziehungsdramen und Gewalt gegen Frauen: Der Dortmund-Tatort hat es in sich. „Hammerhart und gnadenlos“, resümiert Ludger Burmann aus Werne. Unsere Tatort-Kritik.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 28.11.2021, 21:45 Uhr

Emotionale Beziehungsdramen, verherrlichende Gewalt gegen Frauen und polizeiliche Ermittlungen in den eigenen Reihen und in der Sex-Szene: Der neue Dortmunder Tatort, den die ARD am Sonntag ausgestrahlt hat, zeigt menschliche Abgründe und einen einfühlsamen Kommissar Faber (Jörg Hartmann). Ludger Burmann, Schauspieler aus Werne, findet ausnahmsweise lobende Worte für den TV-Krimi mit dem Titel „Masken“.

„Das kann man sich angucken. Es ist das erste Mal, dass ich das ruhigen Gewissens sagen kann“, sagt er mit einem Schmunzeln. Zuvor hatte der Werner, der selbst in Tatorten mitgespielt hat, eher kritische Töne zu den Dortmunder TV-Krimis angeschlagen. Manchmal war er sogar entsetzt. Dieses Mal aber gibt es - und das ist eine Premiere - Lob von dem Schauspieler in unserer Tatort-Kritik.

Ermittlungen in den eigenen Reihen und in der Sex-Szene

Und darum geht‘s: Polizeihauptmeister Nicolas Schlüter (Daniel Kötter) wird beim Joggen von einem Auto erfasst. Die Kolleginnen und Kollegen auf der Dortmunder Polizeiwache in Hörde trauern um Schlüter, der gerade befördert wurde und das erste gemeinsame Kind mit seiner Frau erwartet. Schnell stellt sich aber heraus, dass auch im Kollegium Verdächtige für den Mord stecken.

Der Polizeihauptmeister Nicolas Schlüter (Daniel Kötter) wird beim Joggen von einem Auto erfasst. Die Ermittlungen der Dortmunder Kommissare gehen in viele Richtungen.

Der Polizeihauptmeister Nicolas Schlüter (Daniel Kötter) wird beim Joggen von einem Auto erfasst. Die Ermittlungen der Dortmunder Kommissare gehen in viele Richtungen. © WDR/Zeitsprung pictures/Thomas Kost

Die Ermittlungen führen die Kommissare Peter Faber (Jörg Hartmann), Martina Bönisch (Anna Schudt), Jan Pawlak (Rick Okon) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) aber auch in die sogenannte Pick-Up-Szene. Männer messen sich darin, wer am meisten Frauen von ihnen ins Bett bekommen kann.

Ludger Burmann hat zu dieser Sex-Szene recherchiert und erklärt: „Das ist eine teils absolut rechtsradikale Szene, in der Männer dabei sind, die für die Legalisierung von Vergewaltigung von Frauen in der Ehe plädieren. Das ist eine ganz üble Geschichte.“ Diese Männer schrecken nicht davor ab, Gewalt anzuwenden, wenn sie von einer Frau abgewiesen werden. „Das ist eine hammerharte Nummer“, sagt Burmann.

Der Schauspieler aus Werne findet genau an dieser Stelle einen entscheidenden Kritikpunkt: „Was mich gestört hat, war, dass es ein Polizist war. Warum muss es ausgerechnet in der Polizei sein, wo gerade einige Polizisten in Nordrhein-Westfalen vom Dienst suspendiert worden sind? Das trägt nicht unbedingt dazu bei, das Bild der Polizei in der Öffentlichkeit zu verbessern“.

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Für Ludger Burmann stellte sich schnell heraus, wer für den Mord an dem Polizisten verantwortlich ist. „Mir war sehr schnell klar, dass die Kommissarin die Killerin ist, weil sie ein auf die Unschuldigste von allen machte.“ Ausgerechnet mit der Chefin der Hörder Wache, Kathrin Steinmann (Anne Ratte-Polle), steigt Kommissar Faber ins Bett. „Faber habe ich bedauert. Jetzt hat er eine Frau gefunden und dann ist sie auch noch die Mörderin“, sagt Burmann.

Ausgerechnet mit der Chefin der Hörder Wache, Kathrin Steinmann (Anne Ratte-Polle), steigt Kommissar Faber (Jörg Hartmann) ins Bett.

Ausgerechnet mit der Chefin der Hörder Wache, Kathrin Steinmann (Anne Ratte-Polle), steigt Kommissar Faber (Jörg Hartmann) ins Bett. © WDR/Zeitsprung pictures/Thomas Kost

Wobei Nicolas Schlüter vielleicht auch den Tod verdient habe, meint der Werner. Schließlich ist er einer der Player aus der Pick-Up-Szene - hat nicht nur die Tochter der Mörderin, sondern auch die Gerichtsmedizinerin ins Bett gekriegt. „Ich finde es gnadenlos. Er betrügt seine schwangere Frau nach Strich und Faden. Das geht gar nicht“, schimpft Burmann.

Das gilt auch für den prolligen Oberguru der Szene, Dr. Johannes Oberländer (Simon Böer). „Wenn er dann da steht und fragt: ‚Was wollt ihr alle?‘ Ficken!‘ Also ich habe nichts gegen Sex, aber das ist die aller, allerunterste Mackersohle, die denkbar ist. Es ist bedauerlich, wenn Frauen auf solche Bekloppten reinsegeln“, sagt Burmann.

Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt) ermitteln in der Pick-Up-Szene und besuchen eine spezielle Messe dafür.

Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt) ermitteln in der Pick-Up-Szene und besuchen eine spezielle Messe dafür. © WDR/Zeitsprung pictures/Thomas Kost

Überhaupt geht es ziemlich schlüpfrig in diesem Tatort zu. Ein Problem für das ARD-Publikum am Sonntagabend? „Wenn das jemanden um viertel nach acht schockt, dann tut es mir leid. Ich finde, es ist ja auch eine Diskussion wert. Wenn solche Leute gezeigt werden und so eine Szene existiert, dann muss man sich auch darüber unterhalten, wo es so etwas gibt. Erstaunlich ist aber, dass es wieder in Dortmund ist. Ob der Bürgermeister wieder so begeistert sein wird, weiß ich nicht“, sagt Burmann.

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Eine Wiederholung des Tatorts ist zu sehen auf dem Sender One am Sonntag, 21.45 Uhr sowie am Montag, 04.20 Uhr und am Dienstag, 00.40 Uhr in der ARD. In der ARD-Mediathek ist die Folge „Masken“ zudem nach der Erstausstrahlung verfügbar.
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