
Horst Nußbaum betreibt das Stadthotel im Kolpinghaus - noch zumindest. Die Kundschaft im Biergarten bleibt derzeit oft aus. © Felix Püschner
Werner Stadthotelbetreiber: „Ich bin noch hier – aber wo seid Ihr?“
Gastronomie
Ende Oktober wird das Stadthotel im Kolpinghaus schließen. Ein Inserat, mit dem ein Nachfolger gesucht wird, scheint dem aktuellen Betreiber jedoch das Leben schwergemacht zu haben.
Das Tischtuch zwischen Bettina Schriever und Horst Nußbaum auf der einen und dem Kolpinghaus-Verein auf der anderen Seite könnte man durchaus als zerschnitten betrachten. Der Pachtvertrag zwischen den beiden Stadthotel-Betreibern und dem Verein wurde nicht verlängert. Das Paar wird Werne verlassen - und hat auch schon eine neue Location im Norden Deutschlands gefunden. Aktuell ist das Stadthotel aber noch geöffnet. Nur scheint das nicht wirklich bei den Gästen angekommen zu sein.
Horst Nußbaum zuckt mit den Schultern, als er bei bestem Sonnenschein im Biergarten hinter dem Kolpinghaus steht. So als wolle er sagen: „Ich bin noch hier - aber wo seid Ihr?“ Denn tatsächlich ist niemand da. Trotz des schönen Wetters. Aber warum? „Die Leute denken, wir hätten schon komplett geschlossen. Das höre ich auch immer wieder, wenn ich in der Stadt angesprochen werde“, erklärt Nußbaum.
Betrieb läuft bis Ende Oktober in abgespeckter Form
Mitte Mai hatten die Stadthotel-Betreiber öffentlich erklärt, dass für sie am 31. Oktober Schluss ist und man den Betrieb bis dahin sozusagen in abgespeckter Form weiterführen will. Der Biergarten ist inzwischen nur noch dienstags bis samstags geöffnet. Hotelgäste gibt es nach wie vor.

Zimmer herrichten für die Gäste: Übernachtungsgäste kann das Hotel nach wie vor verbuchen. © Felix Püschner (A)
Ende Juni tauchte eine Anzeige in einem Online-Immobilienportal auf. Darin sucht die Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG „zum nächstmöglichen Zeitpunkt“ einen neuen Betreiber für das 770 Quadratmeter große Hotel samt Gastronomie. Und das, so vermutet Nußbaum heute, sei wohl der Auslöser für das Missverständnis gewesen.
Wenngleich die Suche eines Nachfolgers via Online-Inserat freilich völlig legitim ist. Zudem hatte Nußbaum selbst gegenüber dem Kolpinghaus-Verein erklärt, er würde auch vor dem 31. Oktober gehen, sofern es möglich ist und man einen Nachfolger findet. Das ist bislang offensichtlich noch nicht geschehen.
„Ich bekomme die zehn Wochen zwar irgendwie noch rum, aber schön ist das gerade nicht. Wenn ich richtig viel Glück habe, kommt mal eine große Gruppe von alten Stammkunden und ich habe dann 20 oder 30 Leute hier sitzen. Das sind aber absolute Ausnahmen. Häufig sind es nur fünf oder sechs Gäste an einem Abend“, so der Hotelier, der aktuell ohne weiteres Personal auskommen muss. Kein Koch, keine Aushilfe. „Ich führe hier einen Ein-Mann-Betrieb. Und selbst da zahle ich noch drauf“, führt er aus.
Nachfolger steht noch nicht fest - aber es gibt Interessenten
Nußbaum fährt derzeit regelmäßig nach Schleswig-Holstein. Dort hat seine Frau einen neuen Betrieb aufgebaut, der Ende August eröffnet werden soll. Eine Pension plus Campingplatz. „Ich bin froh, wenn ich hier endlich einen Strich drunter ziehen kann. Aber ich würde mich gerne noch vernünftig von den Leuten verabschieden“, sagt Nußbaum mit Blick auf das Ende des Kapitels Stadthotel im Kolpinghaus.
Aber wie sieht’s nun eigentlich aus in Sachen Nachfolger? Steht der neue Pächter vielleicht sogar schon fest? Ganz so weit ist es noch nicht, wie Christoph Böckenbrink vom Kolpinghaus-Verein auf Anfrage unserer Redaktion am Mittwoch (17. August) erklärt: „Wir sind aber mit mehreren Interessenten im Gespräch.“
Um wen es sich dabei handelt, wolle er allerdings noch nicht sagen. Nur so viel: „Es soll nahtlos weitergehen“. Heißt, dass voraussichtlich am 1. November ein neuer Pächter im Kolpinghaus an den Start gehen wird. Horst Nußbaum wird dann schon wieder auf dem Weg Richtung Norden sein - und dort dann nicht mehr nur vorübergehend bleiben.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
