So laufen die Arbeiten an der Werner Erdgas-Station
Mammutprojekt
Damit Erdgas sicher bei den Kunden zuhause ankommt, muss es verdichtet werden. Dafür gibt es Verdichterstationen, so eine Station wird derzeit in Werne Ehringhausen erweitert. Während durch die Leitungen im Boden weiter Gas strömt, graben die Bagger in der Erde - eine Herausforderung für Sicherheitsexperten.

Blick auf das Gelände der Erdgasverdichterstation in Ehringhausen
„Unser größter Feind ist der Bagger“, sagt Alexander Land, Kommunikationsleiter beim Erdgas-Transporteur Open Grid Europe. Beste Voraussetzungen für ein Großprojekt wie das in Werne. In einem Gesamtzeitraum von drei Jahren erweitert das Versorgungsunternehmen die Erdgasverdichterstation in Ehringhausen. Dass Bagger das Gelände in dieser Zeit auch ausschachten, ist selbstredend; dass zwei Jahre nach Baustart noch keine Leitungen getroffen wurden, ist der Verdienst von Experten.
170 Firmen sind in das Mammutprojekt involviert – ein Großteil davon Spezialisten aus der Gaswirtschaft, „weil die Arbeit an einer bestehenden Gasanlage ein besonderes Sicherheitsdenken voraussetzt“, sagte am Dienstag Baustellenmanager Hartmut Sperling während eines offiziellen Pressetermins auf dem Baustellengelände an der Steinbahn.
Erweiterungspläne der Station seien damals nicht auf Kritik gestoßen
Angst sei ein Thema, das man in diesem Zusammenhang durchaus ernst nehmen müsse – auch wenn die Erweiterungspläne bei den Wernern damals nicht auf Kritik gestoßen seien, erinnerte sich der heimische SPD-Vorsitzende Siegfried Scholz, der zusammen mit dem Bundestagsabgeordneten Michael Thews (SPD) Station in Ehringhausen machte.
Bevor es für die Besucher mit Helm und Sicherheitskleidung auf die Baustelle ging, klärte sie ein extra für die Baustelle in Werne konzipierter Film über die Sicherheitsvorkehrungen auf. Ein wichtiger Hinweis – in erster Linie aber für die auf dem Gelände tätigen Bauarbeiter: Achten Sie auf die Gasspürgeräte! Ausgeschlagen haben die Messgeräte seit 2015 zum Glück noch nicht.
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Im August vor zwei Jahren startete die Betreibergesellschaft mit der Erweiterung ihrer Anlage in Werne. Drei Verdichtereinheiten kommen seitdem Schritt für Schritt hinzu – eine „Operation am offenen Herzen“, hieß es damals, weil der Erdgastransport während der Arbeiten nur bedingt unterbrochen wird, um die Versorgung dauerhaft zu gewährleisten.
Anlage in Werne ist zentraler Knotenpunkt im Leistungsnetz
Es muss sein. Denn die Anlage in Werne nimmt im bundesweiten Netz von Open Grid eine herausragende Stellung ein. Sie ist zentraler Knotenpunkt in dem rund 12.000 Kilometer langen Leitungsnetz, hat fünf große Eingangsleitungen – das Gas stammt aus Norddeutschland, aus der Nordsee und den Niederlanden. Nach der Reinigung des Gases und seiner Verdichtung wird es auf aktuell acht Ausgangsleitungen verteilt, die unter anderem das Ruhrgebiet, den Kölner und den süddeutschen Raum mit Energie versorgen.
Insgesamt fließt ein Viertel des gesamten deutschen Gastransportes durch Ehringhausen. Die Erweiterung soll die Kapazität noch einmal erhöhen – und daneben auch gewährleisten, dass das Gas in Zukunft nicht nur von Nord nach Süd und von Ost nach West fließen kann, sondern auch in die jeweils entgegengesetzte Richtung.
Man versuche, diese Vorgänge zu automatisieren, um auf jede denkbare Situation vorbereitet zu sein. Im Zuge der Krimkrise etwa sei 2014 die Frage aufgekommen, ob und wie lange die Ukraine bei einem Lieferstopp Russlands mit ausreichend Erdgas versorgt werden könne, merkte Alexander Land an.
Ohnehin spielt Politik beim Thema Erdgas eine Rolle. So wollte Open Grid im Vorfeld der Bundestagswahl am 24. September Dienstag auch seine Standpunkte zur Energie- und Klimaschutzpolitik deutlich machen. „Wir glauben daran, dass Gas grün werden kann. Heute ist das vielleicht mehr ein Slogan, langfristig aber eine echte Alternative und ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell“, sagte Alexander Land und verwies in diesem Zusammenhang auf die bereits gut ausgebauten Versorgungsnetze in Deutschland und die Vorstellung, Strom, Gas und Wärme künftig besser miteinander zu verzahnen.
Einzig Elektronik ginge laut Alexander Land nicht
Dringender Wunsch an die Politik: sich nicht auf eine Technologie festzulegen. „Nur Elektronik geht nicht“, sagte Alexander Land an Michael Thews gerichtet, der Dienstag seinen Ampera E – das Elektroauto von Opel – auf dem Parkplatz an der Steinbahn geparkt hatte.
Rund 150 Millionen Euro investiert die Betreibergesellschaft „Open Grid Europe“ (früher Eon) in den Ausbau der Erdgasverdichterstation in Ehringhausen.
2014 startete das Projekt mit einer Machbarkeitsstudie. Rund 20 Experten waren ein Jahr allein mit der Frage beschäftigt: Wie können wir bauen und gleichzeitig weiter Erdgas transportieren? „Jedes Stromkabel hat da seine Wichtigkeit“, sagt Baustellenmanager Hartmut Sperling.
An 90 Stellen werde man während der gesamten Bauphase in den Bestand der alten Anlage eingreifen. Im Vergleich: Bei anderen Projekten dieser Art sind es laut Sperling zwei bis drei Stellen. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, das wir hier in Werne haben.“
170 Firmen sind in der Summe in das Projekt involviert, darunter unter anderem Komponentenhersteller, Hoch- und Tiefbaufirmen.
Nur 10 bis 15 Prozent dieser Firmen stammen laut Sperling aus der Gegend. Man sei auf Experten aus der Gaswirtschaft angewiesen.
Zwei Jahre nach Baustart liege man im Kosten- und Zeitplan. Geplante Transportbereitschaft für die drei neuen Verdichtereinheiten ist im Oktober 2018.
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