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361 Tage Vorbereitung für 4 Tage Simjü - So großen Aufwand betreiben die Simjü-Verantwortlichen
Simjü 2019
Vier Tage im Jahr herrscht Ausnahmezustand in Werne. Doch wie viel Arbeit Alina Mertens und Jürgen Menke in Simjü investieren, sieht kaum einer. Das ganze Jahr dreht sich für sie rund um die Kirmes.
Vor Simjü ist nach Simjü, heißt es so schön. Doch das ist nicht nur ein Spruch, denn für die Marktleiter Alina Mertens (28) und Jürgen Menke (63) dreht sich das ganze Jahr um die Kirmes. Sie investieren viel Zeit, damit an vier Tagen Simjü alles glatt läuft und Tausende Simjü genießen können. Wir zeigen, wie groß der Aufwand über das ganze Jahr ist:
Oktober:
Simjü ist noch nicht gestartet, da liegen schon die ersten Bewerbungen von Fahrgeschäften auf dem Tisch von Alina Mertens und Jürgen Menke. Nach und nach stapeln sich die Berge von Bewerbungen im Büro der beiden. Jede einzelne Bewerbung müssen sie durchschauen und bewerten, ob sie zu Simjü passt oder nicht.
Ganz nebenbei müssen die beiden die letzten Aufgaben für Simjü erledigen: Stellplätze markieren, Schausteller koordinieren und den Überblick behalten, damit alles rund läuft.
Dezember:
Der Bewerbungsschluss für die Großgeschäfte ist Ende Dezember. Durchschnittlich gehen 750 bis 900 Simjü-Bewerbungen in Werne ein. Man sieht: Simjü ist bei den Schaustellern gefragt wie eh und je.
Januar:
Hunderte von Bewerbungen müssen Mertens und Menke durchlesen: Was passt zu Simjü? Was eher nicht? Die Bewertungskriterien sind vielschichtig. Aus den Hunderten Bewerbungen mussten sich die Marktleiter 2019 für 16 Stück entscheiden.
Zusammen mit einem Arbeitskreis stimmen sich Mertens und Menke ab, um sich letztlich festzulegen. Im Anschluss beginnt die große Planung, welches Geschäft wohin kommen könnte, bevor sie die Schausteller kontaktieren und abfragen, ob noch Interesse an einem Platz bei Simjü besteht. Ist das so, gehen die Verträge bis Ende Januar an die Schausteller.
Februar:
Vier Wochen Zeit haben die Schausteller, um die unterzeichneten Verträge zurückzuschicken. Ende Februar müssen sie also wieder bei der Stadt Werne einflattern. Immer ist das allerdings nicht der Fall. „Manchmal wird das vergessen, manchmal besteht kein Interesse mehr und manchmal kommt die Post einfach nicht an“, sagt Menke.
Kommt keine Rückmeldung, hören die Marktleiter nach. „Da habe ich sogar schon einmal jemanden in der Karibik im Urlaub erwischt“, sagt Menke.
Mai:
Nach der Maikirmes geht es für die Simjü-Verantwortlichen um die kleineren Geschäfte wie Imbissbuden und Ausschank. „Wir planen dabei um die Großfahrgeschäfte drumherum“, sagt Mertens. Hinzu kommen mehr als 100 Verträge für den Vieh- und Krammarkt, die bis Ende Mai/Anfang Juni an die Bewerber gehen. Im Anschluss steht für Menke und Mertens eine der kurzen Simjü-Pausen im Jahr an.
Juni / Juli:
Der Großteil der Simjü-Planung ist jetzt schon abgeschlossen. Für Mertens und Menke geht es nun auf die Rummelplätze der Umgebung: Herne, Düsseldorf, Oberhausen, Recklinghausen und Münster stehen unter anderem auf ihrer Besichtigungs-Route. Hier schauen sie sich Geschäfte an, die sie sich auch auf Simjü vorstellen könnten. „So können wir auch gucken, wie sie bei Nacht wirken“, sagt Menke.
September:
Spätestens jetzt müssen alle Verträge unterschrieben auf den Schreibtischen der Stadt Werne liegen - auch die von Imbissbuden und Ausschank. „Wenn nicht, müssen wir kurzfristig für Ersatz sorgen“, sagt Menke.
Oktober:
Endlich ist es soweit: 361 Tage voller Simjü-Vorbereitung liegen hinter Mertens und Menke. Arbeit, Koordination und viel Herzblut haben sie hineingesteckt und können jetzt das Ergebnis betrachten: 4 Tage Simjü. Doch der Kreislauf geht weiter und die Marktleiter stürzen sich schon wieder auf die nächste Simjü - und Arbeit, von der viele Menschen nichts mitbekommen.
Lebt und arbeitet gerne digital - egal, ob mit Texten, Fotos oder Videos. Hat in Essen Literatur und Medienpraxis studiert, arbeitet seit 2014 bei den Ruhr Nachrichten und ist seit 2018 als Redakteur in Werne tätig.
