
© Hoefnagels
Nach Simjü-Rückzieher: Warum hat die Stadt Werne nicht auf dem Vertrag bestanden?
Simjü 2019
Der Vertrag war unterschrieben und alles festgezurrt - doch plötzlich wollte ein Schausteller doch nicht mehr zu Simjü. Er hatte ein besseres Angebot.
Die Planungen für Simjü 2019 standen: Die Karussells waren ausgesucht, die Verträge unterschrieben. Doch aus heiterem Himmel machte ein Schausteller den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung. Er machte einen Rückzieher.
„Jeder muss für sein Geschäft sehen, welche Einnahmen er generieren kann“, sagt Marktmeister Jürgen Menke auf Anfrage. So auch Jupp Hoefnagels mit seinem Fahrgeschäft Infinity.
Bereits im Januar war alles für Simjü unter Dach und Fach. Doch dann sorgte ein Angebot des Bremer Freimarkts dafür, dass Hoefnagels einen Simjü-Rückzieher machen wollte. Doch durchziehen konnte er das nur mit dem Segen der Simjü-Verantwortlichen.
Sim-Jü-Verantwortliche haben Verständnis für Entscheidung
„Es hängt immer davon ab, ob der Veranstalter das mitmacht“, sagt Menke. „Wir hätten auch auf den Vertrag bestehen können.“ Doch das tat man nicht und löste den Vertrag mit Hoefnagels auf. Auch, weil man Verständnis für die Entscheidung hatte.
„Es ist klar, dass man bei einer 17-tägigen Veranstaltung mehr einnimmt als an vier Tagen“, sagt Menke und stellt einen Vergleich an. „Wenn Ihnen ein Arbeitgeber einen Vertrag mit vier Tagen Laufzeit anbietet und einen mit drei Wochen: Zu wem würden Sie gehen?“ Eine Frage, auf die es wohl nur eine Antwort gibt.
Planungssicherheit für die Schausteller und Sim-Jü
Betriebswirtschaftlich könne Menke die Entscheidung nachvollziehen. Doch warum werden Schausteller überhaupt dazu gezwungen, so zu handeln? Wieso ist es so, dass größere Rummel in Deutschland erst später entscheiden als andere?
„Ich weiß es auch nicht“, sagt Menke. Während man in Werne die Verträge schon im Januar geschlossen hat, um für Planungssicherheit für die Schausteller und die Veranstaltung zu sorgen, entscheiden andere Rummel wie der Freimarkt im April oder sogar später. Für Schausteller ist das eine Zwickmühle.
„Als Schausteller sind wir natürlich die Bösen, weil wir absagen“, sagt Hoefnagels über die Außenwahrnehmung. Dabei wolle man sich bloß selbst absichern. „Ich bin froh, wie gut man das in Werne aufgenommen hat“, so Hoefnagels. „Das ist längst nicht überall so der Fall.“
Hoefnagels profitiert von der längeren Veranstaltung in Bremen dadurch, dass er nur einmal Platzgeld und Strom bezahlen muss und zugleich Fahrtkosten spart.
Simjü findet 2019 von Samstag, 26. Oktober bis Dienstag, 29. Oktober statt.
Lebt und arbeitet gerne digital - egal, ob mit Texten, Fotos oder Videos. Hat in Essen Literatur und Medienpraxis studiert, arbeitet seit 2014 bei den Ruhr Nachrichten und ist seit 2018 als Redakteur in Werne tätig.
