Autoscooter mit zwei Meter Sicherheitsabstand? Wie soll in Zeiten der Corona-Krise eine Kirmes wie Simjü stattfinden? Viele fragen sich, ob die Kirmes überhaupt steigen kann. Eine quälende Frage, auf die es endlich eine Antwort geben muss - auch wenn die schmerzhaft sein kann.

© Jörg Heckenkamp

Ein Funken Hoffnung bringt niemandem etwas: Sagt Simjü endlich ab!

rnKolumne Klare Kante

Große Volksfeste werden abgesagt. Nur an der Simjü-Kirmes im Oktober in Werne hält der Veranstalter fest - inklusive Restrisiko und Unklarheit. Deshalb sagt Simjü endlich ab! Ein Kommentar.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 05.05.2020, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Oktoberfest in München, Cannstatter Wasen in Stuttgart und nun die Kirmes in Crange. In diesen Tagen werden viele große Volksfeste abgesagt. Es sind Veranstaltungen, die erst ab Mitte September stattfinden. Also gibt es kein offizielles Verbot für die Durchführung dieser Volksfeste. Bis zum 31. August sind Großveranstaltungen im Zuge der Corona-Pandemie untersagt.

Doch viele Veranstalter sagen ihre Events dennoch ab. Denn keiner kann heute sagen, wie die Infektionsrate des Coronavirus Mitte September aussehen wird und ob es möglich sein wird, mit gewissem Abstand mit der ganzen Familie über eine Kirmes zu schlendern.

Antwort auf die quälende Frage zur Simjü in Werne

Die Planungssicherheit fehlt. Was bleibt, ist Hoffnung auf Besserung. Das gilt auch für die Simjü-Kirmes in Werne. Doch ein Funken Hoffnung bringt niemanden etwas. Was wirklich hilft in dieser Zeit sind Gewissheit und Planungssicherheit: Deshalb sagt die Simjü-Kirmes endlich ab!

Dann hätten die Werner Bürger und die vielen Besucher endlich eine Antwort auf die quälende Frage, ob Simjü steigt oder nicht. Die Kirmes-Fans könnten ihre Hoffnung endlich begraben, dass sie sich 2020 von ihrer Simjü verabschieden können. Sie könnten sich mental darauf vorbereiten. Und sie könnten umplanen.

Urlaub für Simjü? Nicht nötig!

Eine Woche Urlaub Ende Oktober für Simjü kann getrost gestrichen werden. Stattdessen können Sie lieber noch eine Woche im Sommer verlängern. Diese Urlaubstage werden sie ziemlich wahrscheinlich wohl auch zuhause verbringen müssen.

Dass man in diesem Sommer in einen Flieger steigt, um auf die Kanaren zu fliegen, ist für viele so unwahrscheinlich, wie mit dem Kettenkarussell über Simjü zu fliegen. Diese Unklarheit, wie es weitergeht und was möglich ist in diesem Jahr, kann viele Nerven kosten. Deshalb würde eine klare Absage der Simjü mehr bringen als ein ungewisser Hoffnungsschimmer.

Autoscooter mit Mindestabstand ist undenkbar

Und wer kann sich schon ernsthaft vorstellen, dass man in einem halben Jahr unbeschwert mit der ganzen Familie oder mit der Clique über Simjü schlendern, auf der Tanzfläche im Bier-Zelt Arm in Arm zu Schlager-Hits in die Luft springen oder Autoscooter mit einem Mindestabstand von zwei Metern fahren kann? Ein Zögern wie vor dem Ticketkauf eines schwindelerregenden Karussells braucht keiner. Werne braucht Klarheit!

Es ist verständlich, dass die Marktleiter Jürgen Menke und Alina Mertens so lange es geht an der Simjü festhalten und wie gewohnt die Kirmes-Planungen voran treiben. Jedes Jahr stecken die beiden Kirmes-Verantwortlichen aus dem Ordnungsamt der Stadt Werne viel Herzblut und Arbeit in die Vorbereitungen der größten Kirmes im Münsterland.

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Doch wäre es für sie nicht auch einfacher, wenn es eine endgültige Entscheidung geben würde? Dann könnten sie sich auf andere Arbeiten konzentrieren und auch ihre Hoffnung auf eine Durchführung der Simjü-Kirmes begraben. Je später eine Absage kommt, umso schmerzhafter kann sie sein. Denn umso mehr Arbeit und Zeit hat man dann in die Vorbereitungen investiert.

Solidarität mit den Schaustellern

Es ist ebenso verständlich, dass sie irgendwie diese Kirmes umsetzen wollen. Dabei geht es nicht nur um die lange Tradition dieser Veranstaltung, die große Aufmerksamkeit für Werne oder die Wirtschaftskraft des Events Ende Oktober.

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Es geht auch um die Solidarität und das Mitgefühl mit den vielen Schaustellern, die jedes Jahr gern nach Werne kommen, um ihre Buden und (Fahr-)Geschäfte aufzubauen. Für die Schausteller, die sowieso ein schweres Jahr haben, wäre es wünschenswert und existenziell, dass Simjü stattfindet. Doch je früher sie Planungssicherheit haben, umso eher können sie auf die Ausnahmesituation und die Umsatzverluste reagieren. Von Hoffnung können auch sie sich nichts kaufen.