Werne soll fahrradfreundlicher werden. Darüber sind sich Bürger, Politik und Verwaltung einig. Und spätestens seit dem Bürgerforum im Januar dieses Jahres dürfte bei einigen auch der Optimismus gewachsen sein. Seinerzeit stellte das Planungsbüro „Fischer Team Plan“ ein Konzept für die Umgestaltung einer kilometerlangen Ortsdurchfahrt vor. Konkret geht es um die Straßen Penningrode, Ovelgönne und Selmer Landstraße.
Schon bei der Veranstaltung im Kolpingsaal äußerten einige der 150 anwesenden Bürger Bedenken, gaben aber auch konstruktive Anregungen. Und da die Pläne noch nicht in Stein gemeißelt sind, können sie dies auch weiterhin tun. In einer aktuellen Stellungnahme äußern sich nun die Ortsgruppe Werne des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) und die Initiative Radverkehr (IR) zu den bis dato geplanten Maßnahmen.
Die gehen ihnen offenkundig nicht weit genug. Zwar begrüßen ADFC und IR die ein oder andere Einzelmaßnahme durchaus, wie sie in dem Schreiben betonen, doch haben sie eine ganze Reihe weiterer Vorschläge und Forderungen. Dazu gehört die Umwandlung von einzelnen Pkw-Stellplätzen in Fahrradstellplätze - zum Beispiel auf Höhe der Kinderarztpraxis Dr. Gilbert und der Fahrschule Sträter. Jeweils zehn Fahrradstellplätze mit Anlehnbügeln könnten pro Pkw-Stellplatz entstehen, schreiben IR und ADFC.
Parkstreifen-Verzicht auf Penningrode-Teilstück
„Die Anlage von Fahrrad-Stellplätzen mit Anlehnbügeln kann zum Beispiel auch dazu beitragen, die aktuell gefährliche Situation mit kurzzeitig rechtswidrig auf dem Geh- und Radweg parkenden Pkw auf Höhe des Kiosks Rishmawi an der Ovelgönne zu entschärfen“, heißt es in der Stellungnahme weiter: „Denn die massiven Anlehnbügel erlauben nicht nur ein sicheres Anschließen des Fahrradrahmens, sondern die Aufstellplätze können darüber hinaus so gewählt werden, dass ein Befahren des Geh- und Radwegs mit Kraftfahrzeugen unmöglich wird.“
Dies ist jedoch nur einer von vielen Vorschlägen. Unter anderem könnte laut ADFC und IR auch der Parkstreifen entlang der nördlichen Penningrode-Straßenseite zwischen Bahnhofstraße und Gutenbergstraße großenteils entfallen, um hier mehr Raum für den Rad- und Fußverkehr sowie für neue Straßenbäume zu schaffen.

Zudem fordern ADFC und IR die Einführung einer Tempo-30-Zone für den gesamten Bereich zwischen Fürstenhof beziehungsweise Münsterstraße und Hermann-Löns-Straße. Das beauftragte Planungsbüro hatte lediglich für den Abschnitt zwischen Bahnhofstraße und Goetheweg eine Tempo-30-Regelung vorgeschlagen. Als Grund für die gewünschte Ausdehnung nennen ADFC und IR die „sensiblen Einrichtungen“ auf diesem Straßenabschnitt - nämlich das Bunte Haus der Jugendhilfe Werne, das Seniorenzentrum Antonius sowie die Kita Maria Frieden und die stark frequentierte Kinderarztpraxis.
Einige Anwohner hatten beim Bürgerforum im Januar sogar ein Tempo-30-Limit für die gesamte, fast drei Kilometer lange Strecke samt Lkw-Verbot gefordert. Ein Vertreter des Kreises Unna hatte daraufhin jedoch erklärt, dass beides nicht möglich sei, da dafür die gesetzliche Grundlage fehle.
Sichere Radwege wichtiger als Bäume
Bei einer anderen Maßnahme ist dieser Aspekt hingegen weniger problematisch: Nach den Vorstellungen des Planungsbüros könnte der Bereich zwischen Bahnhofstraße und Kita Maria Frieden mit weiteren Straßenbäumen bepflanzt werden, um das Mikroklima und das Stadtbild zu verbessern.
Dies dürfe allerdings nicht auf Kosten des Radverkehrs erfolgen, wie es in der Stellungnahme von ADFC und IR nun heißt: „Vom Autoverkehr separat geführte richtungstreue Radwege sind gerade in diesem täglich intensiv von Schülern genutzten Straßenabschnitt unverzichtbar. Die Anlage solcher Radwege muss in engeren Straßenabschnitten gegenüber der Pflanzung weiterer Bäume Vorrang genießen.“
- Wernes Bürgermeister kündigte im Januar an, man wolle das Jahr 2023 für die weitere Planung nutzen. 2024 sollen die Bauarbeiten starten und 2025 abgeschlossen sein.
- Während der Kreis Unna für die Planung, den Bau und die Unterhaltung der offiziellen Kreisstraßen K8 und K19 zuständig ist, liegt die Verantwortlichkeit für etwa neue Grünanlagen bei der Stadt Werne.
- Die fast drei Kilometer lange Strecke soll in vier Abschnitten umgebaut werden. In diesem Zuge sind drei Kreisverkehre geplant - einer an der Kreuzung Ovelgönne/ Goetheweg sowie zwei weitere an den Kreuzungen Penningrode/ Bahnhofstraße und Penningrode/ Fürstenhof.
- Grundsätzliche Anforderungen an all diese Abschnitte sind Barrierefreiheit und Verkehrssicherheit, aber auch eine geänderte Radverkehrsführung sowie das Thema Klimaresilienz. Insbesondere sollen Fußgänger und Radfahrer mehr Raum bekommen.
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