Der Kolpingsaal in Werne war zu Beginn dieser Woche mal wieder gut gefüllt. Nachdem sich bereits vergangenen Donnerstag wegen der geplanten Surfworld viele Menschen vor Ort eingefunden hatten, ging es diesmal um die Vorstellung der Umbaupläne einer kilometerlangen Ortsdurchfahrt in Werne - genauer gesagt die der Kreisstraßen K8 und K19. Rund 150 Menschen waren der Einladung der Stadt am Montag (23. Januar) zum Bürgeraustausch gefolgt, um gemeinsam über die Umgestaltung zu diskutieren und ihre Ideen einzubringen.
Laut Bürgermeister Lothar Christ, der die Veranstaltung einleitete, sei die Veränderung der Straßen Penningrode, Ovelgönne und der Selmer Landstraße bitter nötig. Er betonte aber auch: „Es gibt noch keinen echten Entwurf“. Ziel dieser Veranstaltung sei es, frühzeitig auf die Anwohner zuzukommen, um sie in die Planung mit einzubeziehen.
Neben beteiligten Akteuren vom Kreis Unna und der Stadt Werne waren auch mehrere Vertreter des beauftragten Planungsbüros Fischer Team Plan anwesend. Bereichsleiter Jens Klähnhämmer freute sich über die große Resonanz der Bürger: „Ich bin beeindruckt, wie gut gefüllt der Saal und wie groß das Interesse ist.“ Die Umsetzung der Umgestaltung sei ihm zufolge eine Gemeinschaftsaufgabe. Denn während der Kreis Unna für die Planung, den Bau und die Unterhaltung zuständig sei, liege die Verantwortlichkeit für etwa neue Grünanlagen bei der Stadt.
In insgesamt vier Bauabschnitten soll die rund 2,9 Kilometer lange Strecke umgebaut werden. Grundsätzliche Anforderungen an alle diese vier Abschnitte: Barrierefreiheit und Verkehrssicherheit, aber auch eine geänderte Radverkehrsführung sowie das Thema Klimaresilienz. Bei den Maßnahmen müssten laut der Planer zudem verschiedene bauliche Aspekte wie etwa Mindestabstände Berücksichtigung finden. Fußgänger und Radfahrer sollen zudem mehr Raum bekommen.
Die Entwürfe im Detail
Mit verschiedenen Planungsskizzen zeigte Christian Reichelt vom Planungsbüro den Anwesenden für die vier Abschnitte die bisherigen Ideen: So sollen Teilstücke in Tempo 30 umgewandelt, auf der gesamten Strecke die Fahrbahn für Autos flächenmäßig auf das Mindeste reduziert und zudem drei Kreisverkehre errichtet werden.
Einer der Kreisverkehre ist an der Kreuzung Ovelgönne/Goetheweg angedacht, zwei weitere weiter östlich an den Kreuzungen Penningrode/Bahnhofstraße und Penningrode/Fürstenhof. Für letztere Kreuzung – laut des Planers die kritischste Stelle – hatte man vorab eine Verkehrssimulation durchgeführt. Das Ergebnis: Entstehender Rückstau würde sich an dieser Stelle bei der nächsten Grünphase wieder legen.
Besonderes Augenmerk bekam der Planungsabschnitt drei auf Höhe des Bahnhofs Werne. Hier sehen die Planer ein hohes Querungspotential besonders durch Schüler. In dem Bereich soll möglichst Tempo 30 gelten und die Nahmobilität gefördert werden. Zudem ist angedacht, die Radfahrer in dem Bereich auf die Fahrbahn zu leiten.

Zahlreiche Wortmeldungen
Nach der Vorstellung der einzelnen Bauabschnitte wurden Wortbeiträge zugelassen – und die kamen zu Hauf. Einige Anwohner brachten ihre Ideen ein, bedankten sich für die Möglichkeit der Beteiligung. Eine Bewohnerin sagte etwa, dass sie von der Planung begeistert sei, weil das Auto nicht mehr so im Vordergrund stehe, wie es einmal war.
Klänhämmer sagte daraufhin: „Die Zeiten sind vorbei, dass man erst überlegt: Wie viel Platz braucht das Auto?“ Heute hätten andere Dinge Priorität und erst dann werde geschaut, wo das Auto hinpasst. Auch Bürgermeister Christ bestätigte: „Die Umgestaltung verfolgt das Ziel, so fußgänger- und fahrradfahrerfreundlich wie möglich zu werden.“
Einige Anwohner forderten auf der kompletten Ortsdurchfahrt Tempo 30, auch ein Lkw-Durchfahrtsverbot wurde mehrfach angesprochen. Laut eines Vertreters vom Kreis Unna sei beides jedoch nicht möglich, da dafür die gesetzliche Grundlage fehle.
Gibt es Ausbaubeiträge?
Ein weiterer Bewohner wollte wissen, was an Ausbaubeiträgen auf die Anwohner zukomme. Laut Bürgermeister Christ fallen für die Arbeiten an der Straße jedoch keine Beiträge an, da es sich um Kreisstraßen handele. Was für die städtischen Maßnahmen wie etwa für die Grünanlagen zusammenkomme, könne erst geprüft werden, wenn die Schritte konkreter geplant sind.
Besonders der dritte Bauabschnitt auf Höhe des Bahnhofs sorgte für Gesprächsstoffs: Anwohner kritisierten etwa, das Radfahrer dort auf die Fahrbahn geleitet werden sollen, was in diesem Abschnitt besonders gefährlich sei. Weitere Anwohnern fügten an, dass die Selmer Landstraße eine bessere Beleuchtung brauche. Zudem müsse auf der gesamten Strecke gewährleistet sein, dass Feuerwehr und Rettungswagen problemlos durchkommen.

Umbau erst 2025 fertig
Immer wieder betonten Bürgermeister und Planer, dass die Pläne keinesfalls in Stein gemeißelt seien und die Anmerkungen der Anwohner Berücksichtigung finden würden. Zum Planungshorizont sagte Lothar Christ dann noch: „2023 planen wir, 2024 soll gebaut und 2025 alles abgeschlossen werden“. Ein Raunen ging daraufhin durch den Saal. Dann ergänzte Christ: „Damit alles berücksichtigt werden kann, alle Ideen aufgenommen werden können, braucht es Zeit.“