Politik in Werne blickt skeptisch aufs neue Mobilitätskonzept
Politik
Lange hat man in Werne an einem Mobilitätskonzept gebastelt. Doch bei der Vorstellung des Endberichts durch das zuständige Planungsbüro kamen auf Seiten der Politik nun deutliche Zweifel auf.
Neben dem Klimaschutzkonzept dient auch das integrierte Mobilitätskonzept auf dem Papier als Grundlage, um Werne fit für die Zukunft zu machen. Das von der Stadt beauftragte Planungsbüro LK Argus stellte nun in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Mobilität und Klimaschutz den Endbericht des Konzepts vor. Mitte August hatte die dritte und letzte Beteiligungsrunde stattgefunden, bei der sich Bürger einbringen konnten.
Aus den unterschiedlichen Handlungsfeldern wurden im Anschluss zehn Modellprojekte hervorgehoben beziehungsweise priorisiert - darunter die Erarbeitung eines Radverkehrskonzepts sowie die Sanierung von Radwegen und Haltestellen, die Etablierung eins Carsharing Angebots und die „Ausweitung der Kontrollen zur Geschwindigkeitsreduktion des motorisierten Individualverkehrs“.
Motorisierter Verkehr kommt für Hauschopp-Francke (SPD) zu kurz
Doch in einigen Punkten herrscht auf Seiten der Politik durchaus Skepsis. So stellte etwa Adelheid Hauschopp-Francke (SPD) fest, dass es sich um ein „in Gänze gutes Konzept“ handle. Doch wies sie zugleich darauf hin, dass man zwar den Fahrradverkehr stärken müsse, dabei jedoch nicht den motorisierten Verkehr vernachlässigen dürfe - weder den privaten noch den ÖPNV.

Man dürfe nicht die Augen vor der Realität schließen, mahnte die SPD-Frau. Denn Fakt sei, dass viele Bürger nach wie vor das Auto gegenüber anderen Verkehrsmitteln bevorzugen würden. So sei die Zahl der PKW auf 1000 Einwohner in Werne zuletzt noch einmal deutlich gestiegen - und zwar auf 630. Und daran würden Maßnahmen wie die Verbesserung der Radwege vorerst wohl auch nichts ändern.
Christoph Schade (Grüne): „Keine Rücksicht darauf nehmen“
Zudem kommt der SPD-Frau in den Planungen der ÖPNV zu kurz. „Dazu müssen wir mehr ins Konzept schreiben, zum Beispiel das zweite Gleis“, so Hauschopp-Francke. Und weiter: „Wir müssen alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen fördern. Dafür werden wir auch Schulden machen müssen.“
Das sah Christoph Schade (Grüne) teils anders. „Rücksicht auf den motorisierten Individualverkehr müssen wir nicht nehmen. Das haben wir in der Vergangenheit viel zu sehr getan und dem Autoverkehr zu viel Platz eingeräumt“, betonte Schade.
Diese Aussage rief widerum Jürgen Regener auf den Plan. Man habe schließlich auch die Pflicht, die Kaufleute in der Innenstadt zu schützen, so der CDU-Mann. Wenn das Auto nach wie vor das bevorzugte Mittel der Bürger sei, um in die Stadt zu fahren und einzukaufen, dann müsse man dafür auch Platz zur Verfügung stellen. Zudem hegte Regener Zweifel ob der überschaubaren Bürgerbeteiligung von lediglich 158 Personen bei der letzten Runde. Dies liefere womöglich kein ausreichend differenziertes Bild.
Planungsdezernent Ralf Bülte war unterdessen bemüht, die Wogen zu glätten: „Wir wollen die Autos ja nicht verdrängen. Im Konzept steht auch nichts gegen Autos“, sagte er.
Letztlich sprachen sich die Ausschussmitglieder allerdings einstimmig für den Beschlussvorschlag der Verwaltung aus. Demzufolge soll die Verwaltung damit beauftragt werden, „das Konzept als Handreichung für die zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung der Mobilität zu behandeln“. Das vorgelegte Handlungskonzept - insbesondere die Leitprojekte - soll umgesetzt werden. Die finale Abstimmung erfolgt in der kommenden Sitzung des Stadtrats am 28. September.
Diese zehn Modellprojekte sind im Mobilitätskonzept hervorgehoben
- Erarbeitung eines Radverkehrskonzepts
- Sanierungsprogramm Radwege
- Steigerung der Aufenthaltsqualität und Einrichtung attraktiver Stadtmöblierung
- Sanierung und Ausbau der Barrierefreiheit an Haltestellen
- Etablierung eines Carsharing-Angebots
- Digitalisierung der Parkraumangebote
- Ausweitung der Kontrollen zur Geschwindigkeitsreduktion des motorisierten Individualverkehrs
- Anpassung der Stellplatzsatzung der Stadt Werne Vorbildwirkung
- Mobilitätsmanagement in der Stadtverwaltung
- Aktuelle Erhebung des Modal Split