Markus Emmert ist Vorstandsmitglied des Bundesverbandes eMobilität e.V. in Berlin.

Markus Emmert ist Vorstandsmitglied des Bundesverbandes eMobilität e.V. in Berlin. © BEM/Michael Fousert/Unsplash

Doppelt so viele E-Autos im Kreis Unna - Experte nennt gleich mehrere Gründe

rnElektro-Mobilität im Kreis Unna

Auf den Straßen im Kreis Unna sind in diesem Jahr doppelt so viele E-Autos unterwegs, als es noch im Vorjahr der Fall war. Auch die Zahl der Hybrid- und Plug-In-Hybrid-Autos ist steil gestiegen.

Werne

, 07.07.2022, 08:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Zahl der E-Autos im Zulassungsbezirk Unna hat sich von 2021 auf 2022 verdoppelt. Waren im Jahr 2021 noch 1393 Elektro-Autos im Kreis zugelassen, waren es im Jahr 2022 2733. Auch die Zahl der Hybrid-Autos ist merklich gestiegen: Von 4563 in 2021 auf 7778 im Jahr 2022. Gleiches gilt für die Anzahl der Plug-In-Hybridautos: Hier waren es im Jahr 2021 kreisweit 1144, ein Jahr später dann 2477. Damit wird das Umsteigen vom klassischen Verbrenner auf ein durch Erneuerbare Energien angetriebenes Fahrzeug offenbar immer beliebter. Im Jahr 2020 lag die Zahl der zugelassenen Autos mit 579 (Elektro), 363 (Plug-In-Hybrid) und Hybrid (2247) teils deutlich hinter den aktuellen Zahlen.

Markus Emmert aus dem Vorstand des Bundesverbandes eMobilität e.V. aus Berlin zufolge gebe es für die gestiegene Nachfrage insgesamt mehrere Gründe: zum einen den Umweltbonus, dann aber auch die gestiegenen Spritkosten und das gestiegene Angebot an E-Autos.

Die Bundesregierung gewährt E-Auto-Käufern einen Zuschuss von bis zu 6000 Euro und bis zu 4500 Euro bei einem Hybridfahrzeug. Auch rückwirkend kann der Zuschuss für Autos, die ab dem 5. November 2019 zugelassen worden sind, beantragt werden. In der Pandemie hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) außerdem eine zusätzliche Fördermöglichkeit durch die sogenannten Innovationsprämie geschaffen. Und diese ist nun sogar bis Ende 2022 verlängert worden. In Kombination ist somit eine Fördersumme für E-Autos von bis zu 9000 Euro drin.

„Der Trend geht in Richtung SUV, er wird aber wieder zurück gehen“

In Sachen Angebot sagt Emmert: „Es gibt wesentlich mehr Angebote als in den Vorjahren. Unterschiedliche Modelle, die den Kundenbedürfnissen entgegenkommen.“ Einige Kunden, die stets einer Marke treu blieben, hätten auch gewartet, bis der eigene Hersteller ein E-Auto herausbringt.

Und im Angesicht der steigenden Spritpreise sei nicht immer der Anschaffungspreis der ausschlaggebende Punkt in Sachen Autokauf. Viel mehr zählten heute die Gesamtkosten. „Man rechnet das konkreter durch. In den meisten Fällen schneidet das E-Auto deutlich günstiger ab.“ Derzeit gehe der Trend in Sachen E-Autos allerdings eher in Richtung SUV. Wer dort derzeit nach einem Kleinwagen suche, finde kaum etwas. „Der Trend geht in Richtung SUV, er wird aber auch wieder zurück gehen.“

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Das zuletzt diskutierte Aus der Verbrenner-Autos bis 2035 sieht Emmert hingegen nicht als treibenden Faktor in der gestiegenen E-Auto-Nachfrage. „Das ist vielleicht ein zusätzlicher Indikator, aber kein Auslöser als solcher.“ Besonders in Regionen mit hoher Kaufkraft sei zu beobachten, dass mehr Menschen sich für ein E-Auto entschieden, so Emmert. Zu diesen Regionen gehöre auch das Ruhrgebiet. Außerdem sei hier die Ladeinfrastruktur „ganz gut“ ausgebaut. „Vorbildlich wäre übertrieben, aber wegweisend. Man kann immer meckern, aber im Vergleich zu anderen Regionen ist es eine sehr interessante.“

Dass vor allem im ländlichen Raum die Nachfrage nach E-Autos größer sei, sieht Emmert in dem vorhandenen Platz und seinen Möglichkeiten begründet: „Im urbanen Bereich will ich eher kein Auto. Im ländlichen Bereich gibt es nicht nur Parkraum und Lademöglichkeiten, meistens können die Menschen auch zu Hause laden, weil sie eine eigene Garage haben und eventuell noch selber Strom erzeugen“, so der Experte. „Da spricht alles pro Investieren in Richtung E-Auto.“

Doch nicht nur die Innovationsprämie während der Pandemie hat laut Emmert zu diesem Trend beigetragen, sondern auch die sogenannte ÖPNV-Flucht aus Angst, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln mit dem Coronavirus anzustecken. Dadurch sei die Nachfrage zeitweise höher als das Angebot gewesen. „Uns war klar, dass irgendwann der Point of no Return erreicht wird, die Frage war nur wann.“

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