Solarparks in Werne: Politik ist skeptisch - und warnt vor Hungersnot
Freiflächen-Photovoltaik
Die Anfrage eines bayrischen Unternehmens, das Solarparks in Werne errichten möchte, sorgte im März für Aufsehen. Die Stadt hat nun weitere Details mitgeteilt. Die Politik ist teils skeptisch.

Ralf Bülte berichtete im Ausschuss erneut von den Plänen für Freiflächen-Photovoltaik. © dpa / Montage Püschner
Das Thema Photovoltaik ist im Klimaschutzkonzept der Stadt Werne fest verankert. Die Stadt strebt demnach bis zum Jahr 2030 eine Ausbauquote von 25 Prozent des Potenzials an Dachflächen-Photovoltaik an. Sowohl mit Blick auf Privatleute als auch Unternehmen. Allerdings will man laut Konzept ebenso die Förderung der Freiflächen-Photovoltaik prüfen. Und dafür kommen unter anderem landwirtschaftliche Flächen infrage, sowohl Acker- als auch Grünflächen - insbesondere an Standorten entlang der Autobahn und Schienen.
Das Interesse eines Investors aus Bayern hatte im vergangenen Monat für Aufsehen gesorgt. Dieser hatte laut Angaben der Verwaltung Interesse bekundet, großflächige Solarparks in Werne zu errichten. Anfangs war von zehn Standorten und einer Gesamtfläche von 55 Hektar die Rede. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung erläuterte Planungsdezernent Ralf Bülte nun den aktuellen Stand der Dinge.
Antragsteller und Landwirte haben fünf Standorte im Blick
In fünf Fällen sind die Planungen laut Bülte bereits konkret. Antragsteller und Landwirte hätten sich zwar darauf geeinigt, besagte Standorte noch nicht öffentlich bekannt zu geben. Doch so viel konnte der Planungsdezernent bereits mitteilen: „Drei Flächen liegen an der A1, die anderen beiden an den Schienen.“ Zusammengerechnet handele es sich um eine Fläche von 14 Hektar, wobei sich diese Zahl auf den „umzäunten Bereich“ beziehe.
Die Gesamtleistung: knapp 16 Megawatt. Das entspricht in etwa der Leistung von vier Windkraftanlagen. Die Effekte auf den Klimaschutz wären „nicht unerheblich“. Allein durch diese fünf Solarparks würden 5200 Tonnen Kohle und fast 7700 Tonnen CO2-Emmissionen pro Jahr gespart.
Die Mitglieder des Ausschusses zeigten sich allerdings in einigen Punkten durchaus skeptisch. Mehr PV-Anlagen? Gerne. Aber wo und in welcher Form, darüber bestand keineswegs Einigkeit. Vor allem in den Reihen der CDU gab es große Bedenken. Ferdinand Schulze Froning und Markus Rusche etwa hielten die Wahl von Ackerflächen für äußerst fragwürdig - auch wenn die Stadt vorschreiben könnte, ob dort lediglich sogenannte Agri-PV-Anlagen errichtet werden dürfen. Bei diesem Konstrukt kann der Boden unter den Anlagen weiter für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden.
Artur Reichert (FDP) fragte: „Wir haben doch schon Unmengen an versiegelten Flächen, die wir für Photovoltaik nutzen könnten - warum sollten wir nun also an die Ackerflächen gehen?“ Die Antwort bekam er von Ulrich Höltmann (SPD). Man müsse dies früher oder später ohnehin tun, denn: „Wir müssen alles daran setzen, so schnell wie möglich die erneuerbaren Energien voranzubringen.“ Anders als seine Vorredner sehe er das Problem der Nahrungsmittelknappheit noch nicht. Zumal 60 Prozent der Ackerflächen ohnehin für die Tierfutterproduktion genutzt würden.
Schulze Froning (CDU) warnt vor Hungersnot
Schulze Froning widersprach dem vehement. Denn nicht jeder Boden sei qualitativ hochwertig genug, um Nahrungsmittel für den Menschen anzubauen. Fielen die entsprechenden Flächen weg, könne dies durchaus zu Problemen führen. „Alleine von Gras werden Sie nicht satt. Wenn wir den Anbau einschränken, kann das dazu führen, dass weltweit Menschen hungern müssen“, so der Landwirt mit Blick auf die Umstände durch den gegenwärtigen Ukraine-Krieg.
Markus Rusche betonte, es wäre ihm lieber, wenn die Stadt zunächst auf ihre eigenen Flächen schauen und prüfen würde, in welcher Form und an welchen Standorten hier PV-Anlagen möglich sind. Einen Beschlussvorschlag gab es in der Sitzung nicht. In der nächsten Ausschusssitzung am 14. Juni sollen zunächst die Antragsteller ihre Projekte vorstellen.