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Photovoltaikanlagen in der Region - „Will keine verbrannte Erde hinterlassen“
Immobilien
Der Ausbau von Photovoltaikanlagen wird vielerorts vorangetrieben. Warum sich Hausbesitzer dafür entscheiden und was es zu beachten gilt, erklären ein Werner und die „EnergieAgentur.NRW“.
Die Teilnahme am „Wattbewerb“, Infoveranstaltungen zu Photovoltaikanlagen und telefonische Beratungen - auch in Werne soll sich etwas tun in Sachen erneuerbare Energien. Doch was bringt eigentlich die Hausbesitzer in Werne dazu, sich eine solche Anlage auf das Dach zu setzen?
Er wolle keine verbrannte Erde hinterlassen. Das Thema Klimaschutz war für den Werner Klaus Reckers (67) einer der Gründe, warum er sich vor 13 Jahren für eine Photovoltaikanlage (PV-Anlage) auf seinem Dach entschieden hat. „Man macht sich natürlich Gedanken für seine Kinder und Enkel. Und alleine aus Sonnenstrahlen Strom zu gewinnen, finde ich eine gute Geschichte", so Reckers.
28 Module wurden auf seinem Dach verbaut. „Wir haben hier natürlich auch die bestmöglichen Voraussetzungen. Die Dachneigung von circa 22 Grad passt und das Dach zeigt zur absoluten Südseite. Besser geht es nicht.“
Dachausrichtung „nicht mehr so entscheidend“
Das ist optimal. Allerdings sei die Ausrichtung des Daches heute nicht mehr so entscheidend, wie Oliver Geissler von der „EnergieAgentur.NRW“ erklärt. „Eigentlich sind alle Dächer geeignet, außer vielleicht ein steiles Norddach.“ Wer eine Photovoltaikanlage auf seinem Dach plane, der sollte vorher eher auf die Beschaffenheit des Daches achten.

Das Dach von Klaus Reckers ist nach Süden ausgerichtet. Die Ausrichtung ist aber nicht mehr so entscheidend, erklärt die „EnergieAgentur.NRW“. © Carina Strauss
„Sind in der nächsten Zeit größere Maßnahmen am Dach geplant, wie zum Beispiel die Nachrüstung einer Dachgaube oder die Grundsanierung des Daches, sollten diese Maßnahmen zuerst durchgeführt werden“, so Geissler. Denn die PV-Anlagen würden in der Regel mindestens 20 Jahre auf dem Dach bleiben. „Und wenn dann für die Sanierungsmaßnahmen ohnehin das Gerüst am Haus steht, kann direkt die PV-Anlage installiert werden. So wird es günstiger.“ Wenn die PV-Anlage einmal installiert sei, würden die Module das eigentliche Dach auch zusätzlich schützen.
Ein weiterer Tipp vom Experten: „Sollte die Elektrik im Haus sehr alt sein, kann diese im Zuge der PV-Installation erneuert werden. Das ist meistens sogar ganz gut und kein Ausschlusskriterium.“
Hausbesitzer überzeugt von PV-Anlage
Bei Klaus Reckers hängt die Technik zu der PV-Anlage im Keller. „Im Keller ist alles gut erreichbar, wenn es mal eine Störung gibt“, so der 67-Jährige. Hier wandelt der Wechselrichter den Gleichstrom, den die Module auf dem Dach produzieren, in Wechselstrom um. Ein Zähler misst, wie viel Strom Reckers in das Netz einspeist. Eine Wirtschaftlichkeitsprüfung vor der Montage hatte ergeben, dass die Anlage so circa 4700 Kilowattstunden im Jahr in das Stromnetz einspeisen könnte.
Würde Klaus Reckers sich wieder eine PV-Anlage aufs Dach setzen lassen? „Ja, ich würde es wieder machen. Ich stehe voll und ganz dahinter.“
Zudem mache die Anlage keinen Lärm und nur wenig Arbeit. „Die schaltet sich morgens ab einer gewissen Helligkeit ein und abends automatisch auch wieder ab.“ Und wie sieht es mit Wartungsarbeiten aus? Diese müssten nur ganz selten vorgenommen werden, so der 67-Jährige. Selten müsste mal etwas repariert werden und eine Reinigung der Module sei auch noch nicht notwendig gewesen. „Ich bemerke noch keinen Leistungsabfall.“
Brandschutzvorschriften verkleinern nutzbare Dachfläche
Bei ihm seien die Planung und die Durchführung sehr einfach und „top“ gelaufen, so Reckers. Das war vor 13 Jahren. Ein anderer Leser schrieb dieser Redaktion, dass es bei ihm aktuell massive Schwierigkeiten gebe aufgrund von Vorschriften zum Brandschutz. Die Installation einer PV-Anlage würde dadurch quasi unmöglich.
Veranstaltungen zum Thema PV-Anlagen:
- Dienstag (6. Juli 2021) ab 18 Uhr ein Online-Seminar zum Thema „Auch Mieter können eigenen Solarstrom ernten“. Eine Anmeldung für das kostenlose Online-Seminar über Zoom ist möglich bis zum 5. Juli 2021.
- Mittwoch (7. Juni 2021) ab 18 Uhr ein Online-Seminar zu den Themen PV und Speichermöglichkeiten. Eine Anmeldung für das kostenlose Online-Seminar ist möglich bis zum 6. Juli.
- Telefonischer Beratungsnachmittag zu Photovoltaik am 15. Juli zwischen 16 und 19 Uhr Eine Anmeldung zur Telefonberatung ist bis zum 12. Juli erforderlich.
- Anmeldung per Mail an klimaschutz@werne.de
Ein Problem, das auch der „EnergieAgentur.NRW“ bekannt ist. Der Grund: Es gebe einen Unterschied zwischen Glas-Folie-Modulen (Oberseite Glas, Unterseite Folie) und Glas-Glas-Modulen (beides aus Glas), erklärt Geissler. „Bei Glas-Folie-Modulen muss zum Nachbardach ein Abstand von 1,25 Metern eingehalten werden. Bei Glas-Glas-Modulen nur 0,5 Meter.“
Das mache den Aufbau auf Reihenhausdächern schwierig. „Wenn man das auf die gesamte Dachlänge rechnet und da dann eventuell noch ein Dachfenster zwischen ist, geht da eine Menge an Fläche verloren. Das ist schade und stört uns auch.“ Aber so stehe es in der Bauordnung NRW. Aber warum eigentlich der Unterschied? „Die Folien bestehen aus Kunststoff und können anfangen zu brennen. Das heißt, wenn das Dach brennt, können die Folien noch zusätzlich anfangen zu brennen.“
Alternativen sind teuer
Eine mögliche Alternative sei die Installation von Hochleistungsmodulen oder eben Glas-Glas-Modulen, die in der Anschaffung allerdings teurer sind. „Meistens haben die aber auch eine höhere Garantie, weil sie zum Beispiel robuster gegen Hagel sind. Und sie halten locker 30 Jahre“, so Geissler. Und noch ein Tipp: „Bei einer Reihenhaussituation einfach mal mehrere Installateure anfragen, um das Dach probeweise belegen zu lassen. Vielleicht kommen dann noch gute Ideen für mehr Leistung.“ Bei Reihenhäusern sei eine Installation von PV-Anlagen nicht unmöglich. Es brauche einfach mehr Prüfung.
Übrigens: Eine Baugenehmigung für eine sogenannte „Auf-Dach-Anlage“, wie sie Klaus Reckers verbaut hat, braucht man nicht. Anders sieht es aus, wenn man sich für eine „In-Dach-Anlage“ entscheidet. „Das heißt man nutzt statt der normalen Dachschindeln die Module. Dafür braucht man eine Baugenehmigung.“
In jedem Fall müsse die PV-Anlage allerdings beim Netzbetreiber angemeldet werden. „Der Netzbetreiber schaut sich die Situation vor Ort an und schaut zum Beispiel, ob der Hausanschluss geeignet ist, was aber in den meisten Fällen so ist.“
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