NWL prüft mögliche Vertragskündigung mit der Eurobahn

Zug-Chaos

Ärger mit der Eurobahn haben nicht nur die Fahrgäste. Jetzt wird es auch dem Nahverkehrsverband Westfalen-Lippe (NWL) zu bunt. Er prüft rechtliche Schritte gegen das Unternehmen.

Werne, Lünen, Capelle, Ascheberg

, 19.11.2018, 15:57 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die Geduld des Nahverkehrsverbandes Westfalen-Lippe mit der Eurobahn ist aufgebraucht.

Die Geduld des Nahverkehrsverbandes Westfalen-Lippe mit der Eurobahn ist aufgebraucht. © Jan Hüttemann (Archiv)

Verspätungen, defekte Toiletten und fehlende Waggons bei der RB 50 zwischen Dortmund, Lünen, Werne und Münster sind der Grund dafür, dass der Nahverkehrsverband Westfalen-Lippe (NWL) sich nun zum Handeln veranlasst sieht. Der Verband prüft rechtliche Schritte gegen die Eurobahn beziehungsweise Keolis, dessen Nahverkehrszüge unter der Marke Eurobahn fahren.

Bisher entschuldigte die Eurobahn Verspätungen bei der RB 50 wie folgt: „Auf der Linie RB 50 steht die Eurobahn aufgrund von massiven Infrastrukturmängeln vor enormen Herausforderungen, welche es nicht ermöglichen, einen zuverlässigen Betrieb anzubieten“ (Stand 4. Oktober). Diese seien zwar bereinigt, so die Eurobahn. Zufrieden ist der NWL trotzdem nicht.

Alle vier Bahnnetze betroffen

„Wir wissen, dass es Probleme gibt, die durch Dritte verschuldet sind und nicht durch die Eurobahn, zum Beispiel die für die Infrastruktur auf dieser Strecke zuständige Deutsche Bahn“, so NWL-Pressesprecher Uli Beele.

Das erkläre aber nicht, warum es so massiv Probleme in allen vier Netzen der Eurobahn im Verkehrsraum Westfalen-Lippe gebe (Hellweg-Netz, Maas-Rhein-Lippe-Netz, OWL-Dieselnetz Nord und Teutoburger-Wald-Netz). „Neben den ganzen bekannten punktuellen Problemen, scheint es ein strukturelles Problem bei der Eurobahn zu geben“, so Beele.

Bereits Anfang des Jahres hatte der NWL die Eurobahn abgemahnt. Und kurzzeitig wurde es auch insgesamt besser. Nach kurzer Qualitätsoffensive in den letzten Wochen kippte die Situation jedoch wieder.

Erklärung reicht dem NWL nicht

Eurobahn erklärt die derzeitige Situation: „Aktuell ist unsere Fahrzeugflotte von mehreren Ereignissen betroffen, die einen stabilen Betrieb stark beeinträchtigen.“ Nachdem ein verstärkter Verschleiß an einer Bremsscheibe festgestellt wurde, hat Keolis beschlossen, die gesamte Fahrzeugflotte zu prüfen. Dies belaste den Regelwerkstadtbetrieb, zusätzlich zu drei Unfällen in diesem Jahr. Durch sie fielen zeitweise gleich drei zusätzliche Züge aus, die repariert werden mussten.

Nicole Pezzuti, Unternehmenssprecherin von Keolis, erklärt: „Wir nehmen die Sachlage und Vorgehensweise des NWL sehr ernst und können die Enttäuschung von Fahrgästen, Partnern, Verbänden nachvollziehen. Die aktuelle Betriebslage ist nach wie vor auch für uns nicht zufriedenstellend und angespannt.“

Die Fahrgäste seien vom verminderten Platzangebot betroffen und man könne Zugausfälle leider nicht mehr vermeiden. Diese Erklärung reicht dem NWL jetzt jedoch nicht mehr. Deshalb prüft er juristische Schritte gegen Keolis. Die möglichen Konsequenzen reichen bis zur Vertragskündigung.

„Schlechter Zugverkehr ist besser als gar keiner“

Aber natürlich müsse vorher geprüft werden, ob es so schnell einen Ersatz für die Eurobahn gebe. „Denn schlechter Zugverkehr ist immer noch besser als gar keiner“, so Beele.

Ob es andere Möglichkeiten gibt, ein zuverlässiges Bahnnetz zu ermöglichen, wird derzeit geprüft. Die Ergebnisse kommen dann am 6. Dezember bei der Verbandsversammlung auf den Tisch. Hier muss in irgendeiner Form eine Entscheidung fallen.

Permanentes Vertrags-Controlling

Darüber hinaus erwarte der NWL von der Eurobahn auch mehr kurzfristige Kulanz gegenüber den betroffenen Fahrgästen. Vorübergehend hatte Keolis den Kunden Anfang des Jahres Gutscheine ausgestellt, als Verbindungen ausfielen. Das war zuletzt nicht mehr der Fall.

„Wir würden es begrüßen, wenn das wieder aufgenommen wird“, so Beele weiter. Außerdem versicherte der NWL-Sprecher: „Wir führen ein permanentes Vertrags-Controlling durch.“ Jede Verspätung, jeder Mangel und jede Beschwerde werde also registriert und auch jetzt schon geahndet.

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